Wein-Raute (Ruta graveolens)
Steckbrief - Wein-Raute
wissenschaftlicher NameRuta graveolens
deutscher Name | Wein-Raute | ||||||||||||
alternative Bezeichnungen |
Duftende Raute |
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Familie |
Rautengewächse (Rutaceae) |
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Gattung | Ruta | ||||||||||||
Art | graveolens | ||||||||||||
Herkunft | Südeuropa/Mittelmeer | ||||||||||||
Giftigkeit | ungiftig | ||||||||||||
Wuchshöhe [?] | 0,3-0,5 m | ||||||||||||
Fruchtart |
Kapselfrüchte |
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Frosthärte [?] | WHZ 7a | ||||||||||||
Geschlecht |
zwittrig |
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Häusigkeit |
einhäusig |
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Blattanordnung | wechselständig | ||||||||||||
Blattaufbau | zusammengesetzt | ||||||||||||
Blattform | gefiedert | ||||||||||||
Blattrand | glattrandig | ||||||||||||
weitere Merkmale | selten wenig gezähnt | ||||||||||||
Blütezeit | |||||||||||||
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Fruchtreife | |||||||||||||
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Beschreibung - Wein-Raute
Heimat Südeuropa, Spanien bis Balkan
Halbstrauch, bis 0,5 m hoch
Sprosse ziemlich steif, wenig verzweigt
wechselständig,
doppelt fiederschnittig, Abschnitte lanzettlich, schmal länglich bis verkehrt eiförmig
6-12 cm lang,
blaugrün, kahl, ganzrandig oder nur wenig gezäht
gerieben stark aromatisch duftend
bis 2 cm breit
in endständigen, lockeren Rispen
Kronblätter länglich-eiförmig, gezähnt, am Saum gewellt, kapuzenartig einwärts gekrümmt
kugelig oder abgeflacht, 4-5-hörnig
6-8 mm breit
Samen schwarz
Pflanzung als Zierpflanze, Gewürz oder Heilpflanze
den Halbstrauch Ruta graveolens sollte man nicht nur wegen seiner Einbürgerung, sondern besonders wegen seiner historischen Bedeutung, Verehrung und vielfältigen Anwendung (Gewürz, Heilmittel, Glücksbringer, Abtreibungsmittel) und natürlich wegen seiner Schönheit und seines Duftes (Anwendung in der Parfümerie) unbedingt erwähnen:
Als Universalheilmittel sagte man der Weinraute nach, gegen alle Gifte, gegen Geister und Teufel und vor dem Bösen Blick zu schützen. Damit sich die Pflanze gut entwickelte und heilkräftig sei, sollte der Samen unter Flüchen und Verwünschungen ausgestreut werden; Jungpflänzchen hingegen hatte man zu stehlen.
Bekannt ist die Raute auch als Zutat im heute noch vertriebenen 4-Räuberessig (Gegen Pest)
Die phototoxische Wirkung der Ruta graveolens konnte ich dagegen noch nicht nachvollziehen. Ganz anders bei etlichen anderen Pflanzensäften, allen voran das leckere aber eben auch gefährliche Gewürz Süßdolde (Myrrhis odorata).
Am besten gefällt mir ihre Verwendung im klassisch römischen Rezept Moretum, das auch Titel eines Gedichtes von Vergil ist.
Kurzzusammenfassung Moretum – Kräuterpaste:
Er taucht die (...) Knoblauchzehen in Wasser und gibt sie in eine gewölbte Schale mit kleinen Steinchen (in der Gefäßwandung).
Darauf streut er Salzkörner; ein fester, salzverkrusteter Käse kommt dazu; (dann) schüttet er die obengenannten Kräuter hinein.
Mit der behaarten Linken hält er sein Gewand unterhalb des Schoßes als Stütze (unter die Schale), die Rechte zerreibt mit dem
Stößel zuerst den kräftig riechenden Knoblauch. Dann zerreibt er alles gleichmäßig zu einem einheitlichen Brei.
Die Hand wandert im Kreis, allmählich verlieren die einzelnen (Zutaten) ihre Eigenart. Die Farbe (des Breies) setzt sich aus
mehreren zusammen, (sie ist) weder ganz grün, weil sich die milchweißen Brocken dem widersetzen, noch milchweiß glänzend,
weil sie durch so viele Kräuter verändert wird. Immer wieder beißt der scharfe Geruch den Mann in der Nase, und mit verzerrtem
Gesichtsausdruck verflucht er seine Mahlzeit. Immer wieder wischt er mit dem Handrücken über seine tränenden Augen, und
wütend schimpft er über den unverdienten Geruch.
Weiter geht die Arbeit. Doch (jetzt) bewegt sich der schwere Stößel nicht mehr stockend wie vorher, sondern in leichten Kreisen.
Nun träufelt er Olivenöl hinein und gießt etwas Essig über die Kräuter. Erneut vermischt er die Masse und bezieht das (bereits)
Vermengte wieder mit ein. Dann fährt er schließlich mit zwei Fingern rund um die ganze verriebene Masse und fügt die verstreuten
Teile in einer Kugel zusammen.
So ergeben sich Aussehen und Name des zubereiteten MORETVM.
Wir nehmen: 4-5 Knoblauchzehen, 1 Bund Koriander, 1 Zweiglein Weinraute (ca. drei Verästelungen, schmeckt leicht zu
stark), 1 Zweig Sellerie, 150g alten bröckigen Pecorino, 1 Schuß Essig, 1 Schuß Olivenöl. In der Reihenfolge der
Aufzählung im Mörser kleinstoßen. Eine Zutat nach der anderen hinzufügen.
Abwandlungen - Moretum
Käse mit Kräutern (3 Rezepte - hier kann man wild variieren)
(auch für jeweils 4 Personen)
1. Rezept aus dem Appendix Vergiliana
250 g Schafskäse, 2 Knoblauchknollen, frischer Koriander, frische Weinraute, frisches Selleriegrün,
Weinessig, Olivenöl
alles fein zerkleinern (Kräuter + Knoblauch feinhacken, Käse zerdrücken) und zusammenrühren, erst am
Ende vorsichtig Öl und Essig dazugeben (die Paste darf nicht flüssig werden) - ideal für die Zubereitung ist
eine römische Reibschale
2. Rezept von Columella, Res rust. 12.59
300 g Schafskäse oder 300 g geschälte Nüsse (Walnüsse); 1 Stange Lauch oder 2 milde Zwiebeln, 2 Stangen
Sellerie, 1 Büschel wilde Rauke (oder Ruccola), 1/2 kleiner Romanasalat, frische Kräuter: Minze,
Bohnenkraut, Weinraute, Thymian, Pfefferessig (Essig, in dem Pfefferkörner eingelegt waren), Olivenöl
(Wenn Nüsse statt Käse verwendet werden auch Salz oder Fischsoße)
Zubereitung wie oben (außer, wenn mit Nüssen gearbeitet wird, diese fein hacken)
3. Rezept Variation von Hannes
Schafskäse, Ziegenkäse, Knoblauch, Thymian, Schnittlauch, Majoran, Koriander, Liebstöckel, Pfefferminze
(alles frisch), 2 Datteln, Honig, Fischsoße, Weißweinessig, Ölivenöl, Pfeffer
Zubereitung wie oben
Quelle: http://www.werkburg.de/index.php?id=112
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weinraute
Roloff/Bärtels: Flora der Gehölze
Bilder und ergänzender Text mit freundlicher Genehmigung von Forumsmitglied Spinnich
- Quellenangaben und verwendete Literatur