1000jährige Linde am Kastell Holten, Register-Nr.: 1708

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baumlaeufer
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1000jährige Linde am Kastell Holten, Register-Nr.: 1708

Beitrag von baumlaeufer »

wieder so ein Tausendjähriger Baum, der weit überschätzt wird. Nachdem Klaus heute schon eine Registerlücke geschlossen hat von einer deutlich untermaßigen Linde, ziehe ich nach:
Die 1000-jährige Linde am Kastell Holten,Oberhausen, Register-Nr.: 1708, hat nur noch 366 cm Stammumfang, Fröhlich beschrieb sie im NRW Band untder Nr 85 noch mit einem Stammumgfang von 395 cm.

Der Stamm hat nur knapp 20 cm Restwandstärke und hält eine magere Krone. An einer Stelle entdeckte ich mindestens 20 rostige Nägel im Stamm, nur im Inneren, außen waren sie überwalt. Wofür, auch das bleibt ein Rätsel ?

Baumläufer

P.S daneben gibt es eine starke, aber liegende Flügelnuss. Von der habe ich Fotos aus 2011 und von heute. Beide mal deutliche Spuren als sehr beliebter Kinder- Kletterbaum. Ameise ist 2011 auch dem Reiz des Baumes erlegen und reingeklettert.
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biloba
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Beitrag von biloba »

Wie viele Flügelnüsse sind bereits im Register?

Wie viele stärkere Flügelnüsse gibt es?

Sollte dieser Baum einen eigenen Eintrag erhalten?

Würde mich im Frühjahr eher eine 366cm-Linde oder eine außergewöhnlich große Flügelnuss zu einem Besuch animieren?



Geflügelte Grüße!

Ratatöskr
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Beitrag von Ratatöskr »

Also eine Linde mit unter 4m Umfang tausendjährig zu nennen ist schon mutig, fast tollkühn :-) Bei Bäumen die ihre 600-700 Jahre auf dem Buckel haben kann man es schon nachvollziehen, dass der Besitzerstolz dre Gemeinde oder des Privatmanns auf dessen Grund sie steht noch ein paar Jahrhunderte aufschlägt und einen tausendjährigen Baum daraus macht, aber hier werden es mit ganz viel gutem Willen nicht mehr als 300 sein :-O

Beste Grüße
André
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Klaus Heinemann
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Umfang & Alter

Beitrag von Klaus Heinemann »

da sind wir wieder bei dem unerschöpflichen Thema Umfang & Alter.
1000 Jahre sind natürlich sehr hoch gegriffen, aber was würden wir bei 500 sagen? Immer noch sehr viel?
Wolfram Voigt berichtet aus Kirchscheidungen, Sachsen-Anhalt: "Reformationslinde, BHU 3,90 m (2012) Pflanzdatum 1540"
Die Reformationslinde ist bisher die einzige Linde,von der wir mit Sicherheit wissen, dass sie zur Einführung der Reformation gepflanzt wurde.
Zu genau diesem Anlass wurde auch im Werra Meißner Kreis eine Linde gepflanzt, der man ihr Alter nicht gleich ansehen kann (BHU 4,55 m) - ich werde sie in Kürze vorstellen.
Ebenfalls in Sachsen-Anhalt berichtet Voigt von der Gerichtslinde in Hassenhausen Umfang ca. 3,40 m (2010):
Örtliche Überlieferungen sprechen ihr ein Alter bis zu 800 Jahren zu.
? ? ? - aber sie muss alt sein, denn unter dem äußeren Rindenmantel finden sich wesentlich ältere Rindenteile.
Das erinnert an die Kapellenlinde in St.Valentin, aus deren Adventivwurzeln sich nach dem Vermodern des Hauptstammes ein "Sekundärstamm" gebildet hat.

Gruß Klaus
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Ratatöskr
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Beitrag von Ratatöskr »

Deshalb mag ich auch die Eichen lieber ;-) aber im Ernst, du hast natürlich Recht Klaus, mit dem was du zu den Linden ausführst, auch das Deutsche Baumarchiv hat analog ähnliches festgestellt, die Bandbreite des Wachstums ist (viel) breiter als bei Eichen, Extremfälle reichen von fast Nullwachstum bis zu Pappel-und Weidenzuwachsmaßen von 5 und mehr Zentimetern pro Jahr (Stammumfang). Was bei Linden hinzukommt ist ihr hohes Regenerationsvermögen, während die Eiche entweder stehend stirbt oder aber nach Windbruch und Blitzschlag mit den verbliebenen Relikten kämpft, verjüngt sich die Linde nicht selten wie ein Phönix aus der Asche gerade in Gestalt der Adventivstämme und -wurzeln, Neuaustrieben usf. bei der Linde in Fischborn (Hessen) etwa ist das besonders schön zu sehen, außen noch der relikthafte Primärstamm, innen schon eine Vielzahl von Adventivwureln und Stämmen, teils miteinander und mit dem Primärstamm zusammengewachsen. Verrottet nun der Primärstamm (wie auch große Teile desselben bei der Schenklengsfelder Linde- da allerdings ist ein Pflanzdatum überliefert) mag die Schätzung freilich völlig fehlgehen,also zu niedrig ausfallen, in obigem Fall (Kastell Holten) aber scheint mir doch noch der Primärstamm vorzuliegen, was ein so hohes Alter relativ unwahrscheinlich macht.
Im Falle der Gerichtslinde Hassenhausen und jener in Kirchscheidungen die du anführst könnte freilich der ursprüngliche Baum der jetzt in der Tat knapp 600 bzw. vielleicht 800 oder mehr Jahre alt wäre auch zwischenzeitlich eingegangen oder zerstört und durch eine Neupflanzung ersetzt worden sein, gerade dann wenn es sich um einen Symbolbaum handelte, diese evt. Nachsetzaktion aber muss nicht zwingend auch überliefert sein, ähnliches scheint mir auch im Falle der Suckower Eiche (Usedom) die vor einigen Jahren auseinanderbrach, aber noch lebt, der Fall zu sein, sie hat einen Umfang von 6,50m wird aber schon 1298 als markanter Baum erwähnt, müsste also da schon wenigstens 100 jährig und mithin jetzt über 800 Jahre alt sein, was angesichts der recht geringen Dicke udn des insgesamt doch stetigen Wachstums von Eichen das zwischen (1,0) 1,5 und 2,0 (2,8) cm liegt sehr unwahrscheinlich anmutet. Freilich sind das alles nur spekulationen, viele alte Recken wahren ihr Geheimnis und bleiben ein Mysterium, vielleicht faszinieren sie uns gerade deshalb so,w eil wir nicht alles bis ins letzte zu ergründen vermögen.

Viele Grüße
André
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Rainer Lippert
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Beitrag von Rainer Lippert »

Tja, bei Linden ist es immer schwierig. So soll die Gerichtslinde bei Castell auch schon an die 1.000 Jahre alt sein. Und die Stämmlinge, die man heute sieht, sollen alles ehemalige Adventivwurzeln sein. Und der eigentliche Stamm in der Mitte, ist schon lange Geschichte. Das gibt es alles nicht bei einer Eiche.

Viele Grüße,

Rainer

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baumlaeufer
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Beitrag von baumlaeufer »

biloba hat geschrieben:Wie viele Flügelnüsse sind bereits im Register?

Wie viele stärkere Flügelnüsse gibt es?

Sollte dieser Baum einen eigenen Eintrag erhalten?

Würde mich im Frühjahr eher eine 366cm-Linde oder eine außergewöhnlich große Flügelnuss zu einem Besuch animieren?



Geflügelte Grüße!
Biloba, das könntest du doch selber recherchieren,:wink: 5 Flügelnüsse hat es hier. Die meisten sind stärker. Ich sehe es ein, diesen Baum wegen der besonderen Form auch einzustellen. Obwohl ich kein Maß habe... Oder wolltest du mich nur zum Eintrag animieren ? :wink:

Die Diskussion um das Alter der Linde verfolge ich mit Interesse, im Fröhlich-Eintrag steht " das es sich um möglichen Stockausschlag einer alten Gerichtslinde " handeln kann.

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Klaus Heinemann
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um möglichen Stockausschlag einer alten Gerichtslinde

Beitrag von Klaus Heinemann »

Hallo Wolfgang,

dazu haben wir ja das Beispiel der alten Gerichtslinde Harste, bei der sich aktuell ein solcher Austrieb zum Nachfolge-Baum entwickelt.

Gruß Klaus
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baumlaeufer
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Beitrag von baumlaeufer »

biloba hat geschrieben:Wie viele Flügelnüsse sind bereits im Register?

....
Sollte dieser Baum einen eigenen Eintrag erhalten?

...


Geflügelte Grüße!

Die Flügelnuss ist jetzt im Register, Nr 5389 ist als Doppeleintrag überschrieben
Biloba

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biloba
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Beitrag von biloba »

Danke. Hoch lebe die Vielfalt im Register - jenseits von Eichen und Linden.


Da hätte ich doch gleich noch ein paar Douglasien im Spessart. Ist mir aber heute zu spät.


Vielfältige Grüße!

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