Ist das eine Kiefer? und was für eine Krankheit hat sie? ---> Pinus mugo ssp. uncinata

Ihr habt einen Nadelbaum/ Strauch (Konifere) in Deutschland oder Europa gesehen, könnt ihn aber nicht bestimmen? Fragt hier einfach danach.

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Alpenmaid
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Ist das eine Kiefer? und was für eine Krankheit hat sie? ---> Pinus mugo ssp. uncinata (= Pinus uncinata) (?)

Beitrag von Alpenmaid »

Hallo,

ich hab mich neu in eurem Forum angemeldet, weil ich glaube, das Bäume auf meinem neuen Grundstück krank sind. Da ich aber nicht mal genau weiß, was es denn für Bäume sind, versuche ich hier anzusetzen :)

Ich wäre sehr dankbar, wenn ihr mir bei der Bestimmung helfen könntet und vielleicht Tipps hättet, was den Bäumen fehlt und wie man ihnen ggf. helfen kann.

neblige Morgengrüße
Alpenmaid
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AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. »

Die Bäume sind nicht krank, sondern abgestorben. Das komische hellgrüne Zeug auf den Ästen sind Flechten, die nicht für das Absterben verantwortlich sind. Flechten wachsen auch auf gesunden Bäumen. Außerdem sieht man Befall durch eine Borkenkäferart. Diese Biester könnten für das Absterben verantwortlich sein, es kann sich aber auch um Sekundärbefall handeln.
Wie auch immer, da gibt es nichts mehr, was man tun könnte, außer Brennholz daraus machen. Man kann sie auch stehen lassen und der Natur das Receycling überlassen, aber das würde bedeuten, dass man ein paar Jahre diese Ruinen herumstehen hat. Für einen Garten vermutlich keine Alternative.
Es könnte sich um Bergkiefern (Pinus mugo) handeln. Da werden die Profis genaueres wissen. Auf jeden Fall an diesem Standort keine Kiefern mehr anpflanzen, denn offensichtlich ist der Platz für Kiefern ungeeignet.

Edit:
Kiefern sind eher Spezialisten für extreme Standorte wie Sandflächen (Brandenburg) oder Hochgebirge. Saftige grüne Wiesen würden sie von selbst kaum besiedeln, denn da sind sie anderen Bäumen unterlegen.
Wenn ich aus deinem Nicknamen mal Rückschlüsse auf den Standort ziehen darf, lande ich in Bayern. Dort hat es in den letzten Jahren immer mal wieder kräftige Niederschläge und Hochwasser gegeben. Auf solchen Standorten wie im Bild hält sich das Wasser recht lange und dauerhaft nasse Füsse mag die Kiefer überhaupt nicht. Da verrotten die Wurzeln irgendwann. Der Absterbeprozeß von den ersten gelben Nadeln bis zu diesem gezeigten Stadium dauert bei Kiefern recht lange, bis zu einem Jahr.
(Aber das ist nur eine Vermutung.)

Alpenmaid
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Beitrag von Alpenmaid »

Hallo Andreas,

danke für deine Antwort :)

Wir sind hier in Österreich im Gebiet der Kalkalpen. Der Grund liegt erhöht, es sammelt sich also eher nicht so viel Wasser nehme ich an. Allerdings ist es wettertechnisch vielleicht hier zwischen den Bergen etwas extremer also "im Tal".

Ich weiß leider nicht, wie die Bäume letztes Jahr aussahen. Im Frühjahr haben sie schon grüne Nadeln bekommen, aber eben nur oben und an vereinzelten Zweigen. So braun wie jetzt sind sie erst in den letzten Wochen geworden.

Ich hatte schon ein bisschen gegoogelt und die "Kiefernschütte" als Krankheit gefunden.

Aber ich wusste ja nicht mal genau, ob das nun ne Kiefer ist und ob das wirklich so passt.
Ich würde schon gerne versuchen die Bäume zu retten, wenn es da Möglichkeiten durch Behandlung oder besonders Gießwasser etc gibt.

Borkenkäfer werde ich auf jedenfall genauer nachlesen.

Leider habe ich auch 12 Kastanien hier die Straße entlang, die wohl eindeutig von der Miniermotte befallen sind. (braunes Laub schon im August). Da werde ich es erstmal mit so einem Leimring versuchen.

Bin wie gesagt für jede Idee dankbar. :roll:

Liebe Grüße
Alpenmaid

AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. »

Alpenmaid hat geschrieben: Bin wie gesagt für jede Idee dankbar. :roll:
Kettensäge.

Glaub mir, da ist nichts mehr zu machen. Wenn sich die Rinde großflächig löst, sämtliche Nadeln braun sind und der Baum nur noch ein Skelett ist, ist er tot.
Die Natur hat bereits begonnen, ihn äh in den ewigen Kreislauf usw.
Käfer sind bereits zugange, Pilze werden folgen.
Wenn es eine Chance gäbe, dass diese Bäume noch mal austreiben, hätte sich schon längst ein anderer Forist gemeldet und mir widersprochen.
Die Rinde ist im übrigen der lebendigste Teil eines Baumes. Unmittelbar darunter liegt das Kambium und dort lebt der Baum sozusagen. Wenn als die Rinde großflächig abfällt, (wie man auf den Bildern gut erkennen kann) sind die Bäume bereits mehrere Jahre geschädigt und mindestens ein Jahr klinisch tot.
Wenn zuviel Wasser als Ursache wegfällt, weiß ich auch nicht genau, woran sie eingegangen sind. Es könnten die Käfer gewesen sein, obwohl der richtig böse Borkenkäfer nur Fichten befällt. Es könnte auch ein Pilzbefall vorliegen.

Bei den Kastanien bzw. der Miniermotte ist es am besten, das Laub aufzusammeln und zu verbrennen, denn darin überwintern die Larven.
Damit dämmt man den Neubefall im nächsten Jahr etwas ein. Viel Erfolg damit.

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LCV
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Beitrag von LCV »

Hallo,

betreffend Kastanien: Das Laub muss ständig und in kurzen Abständen zusammengerecht und verbrannt werden. Die Miniermotte hat je nach Klimabedingungen 3 oder 4 Generationen pro Jahr. Ob Leimringe helfen? Da Motten fliegen können, weiß ich nicht, ob die sich an Leimringen stören. Die nutzt man wohl eher an Obstbäumen, um Ameisen und andere Krabbler fern zu halten.

Gruß Frank

Andreas75
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Beitrag von Andreas75 »

Hy!

Bestens analysiert vom Andreas!

Was den Leimring angeht: Taugt nix, die Kastanien werden "fliegend infiziert", sprich, da krabbelt nix den Stamm hoch, wie zB Apfelspannerweiber. Auch hier hat Andreas den richtigen Tipp, und einen von mir gibt es glich noch hinterher: Fördere die Meisen!

Die kleinen Arten, wie Tannenmeise, Sumpf-, Weiden- und allen voran Blaumeise haben schon vor Jahren begonnen, auch die Kastanienminiermotte in ihr Menü aufzunehmen- ich habe es 2005 zum ersten Mal gesehen, wie Blaumeisen am Kastanienlaub rumturnten und sich die Larven da raus pulten.
Inzwischen sind 11 Meisengenerationen ins Land gegangen, also sollte das jetzt noch etwas verbreiteter sein bei denen als seinerzeit.
Natürlich werden sie die Miniermotte nie ausrotten, aber schon dezimieren.

AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. »

https://www.youtube.com/watch?v=YkI04We58dc

Möglicherweise pendelt sich da gerade eine neue Räuber-Beute-Beziehung ein und man sollte einfach nichts machen und die Natur wirken lassen.
Wenn ich mich recht entsinne, stammen sowohl die Kastanie als auch die Motte vom Balkan, als nicht ganz so weit entfernt und dort gibt es bestimmt eine Art Gleichgewicht.

Alpenmaid
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Beitrag von Alpenmaid »

Hallo zusammen,

danke für eure Antworten und Tipps.

Wegen Leimring hatte ich gelesen, dass die Larven den Stamm hoch krabbeln, bevor sie sich dann in die Blätter fressen und es deshalb empfohlen wurde. Ich selbst hab ja keine Ahnung davon... NOCH :lol:

Liebe Grüße
Alpenmaid

Andreas75
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Beitrag von Andreas75 »

Hy!

Da haben die Berichterstatter bissel falsch recherchiert. Die erste Generation schlüpft als Falter aus dem im Herbst gefallenen Laub, darum der Tipp mit dem Verbrennen des Krams.
Die Weibchen daraus jedenfalls legen dann ihre Eier ans junge Laub, und den Rest sieht man jedes Jahr, manchmal folgt sogar noch eine zweite, stärkere Generation.

AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. »

Die Larven krabbeln nicht am Stamm hoch, sondern die (bereits flugfähigen) Weibchen legen ihre Eier an bzw. in die Kastanienblätter. Die Larven schlüpfen vor Ort.
Leimringe helfen nur beim Obst.

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Hallo,

vermutlich liegt die Ursache für das Absterben auch net bei den Käfern. Die haben nur den Schluss-Strich gezogen. Abhaken und neu pflanzen.
Aber wie schon angedeutet: keine Kiefern.
Was immer sehr schön ist und auch zeitweilige Staunässe verträgt: Metasequoia glyptostroboides.
Der setzt wurderbare Akzente und lässt sich gut mit anderen Gehölzen, auch Laubgehölzen kombinieren, da er eh nicht wie ein Nadelbaum aussieht. Im Herbst bekommt er eine tolle Herbstfärbung!
Ein natürlicher Partner aus alter Zeit ist zum Beispiel der ebenfalls robuste Ginkgo biloba. Dazu noch Ahorn oder Ambeerbaum, und Du hast den Indian Summer vor der Haustür.

Viele Grüße

AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. »

Hat eigentlich jemand was gegen Pinus mugo einzuwenden?

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Neee, war so selbstverständlich, dass da keiner was drüber geschrieben hat. :wink:

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stefan
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Beitrag von stefan »

Hallo André,
wenn Pinus mugo, dann müßte es aber vermutlich Pinus mugo ssp. uncinata (= Pinus uncinata) sein.
Gruß, Stefan
Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten
(Rabindranath Tagore)


https://baum-des-tages.blogspot.de/

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Beitrag von Kiefernspezi »

Da verlasse ich mich auf Eure Kenntnisse. Ich bin bei dem Rudiment mal vorsichtig mit einer genaueren Bestimmung.

Viele Grüße

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