Holunder - Freude und Leid

[quellfelder]

Hallo,

Die Früchte des Weißen Holunders (Sambucus gaudichaudiana), die sehr süßlich sein sollen, werden in Australien gern von den Aborigines gegessen. Er ist im östlichen und südöstlichen Australien zu finden.

Viele Grüße

quellfelder

[quellfelder]

Hallo,

Vergiftung durch Holunderbeer-Saft

So ist der nachfolgende Bericht überschrieben. Er stammt vom:
Center for Disease Control (CDC) (April 6, 1984). "Poisoning from Elderberry Juice—California".
Und ist in englischer Sprache.



Am 26.August 1983 wurden acht Personen mit akuten Anzeichen von Darm- und Nervenbeschwerden mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus von Monterey in Californien gebracht. Früh am Tage hatten sie an ein Treffen von 25 Personen einer philosophisch/religiösen Gruppe in einem entfernten Gebiet des Monterey-Landes teilgenommen.
15 Minuten nach der Einnahme einer Erfrischung beklagten 11 Personen Übelkeit und mußten sich übergeben, begleitet von Bauchkrämpfen und Schwächegefühlen. Einige fühlten sich schwindelig und betäubt., einer war erstarrt und wurde stationär aufgenommen. Für alle acht Personen war der Blutdruck normal. Die Gift –Kontroll-Zentrum von San Francisco wurde umgehend konsultiert und um eine Versorgung bei möglicher Cyanid-Vergiftung gebeten. Diese wurde aber nicht gegeben, denn 4 Stunden waren seit dem Ausbruch verstrichen, der Blutdruck war normal und die Patienten waren stabil. Alle erholten sich rasch, auch der Patient, der stationär aufgenommen wurde.

Anmerkungen:

Nachforschungen durch das Monterey Gesundheitsamt ergaben, dass die Angestellten des religiösen Zentrums örtliche wilde Holunderbeeren zwei Tage vor Ausbruch der Krankheit gesammelt hatten und Saft aus ihnen einen Tag vorher zubereitet. Bündel von Beeren mit Zweigen und Blättern in eine Presse getan, Apfelsaft, Wasser und Zucker wurden hinzugefügt und diese Mischung wurde eine Nacht aufbewahrt. Dieser Trunk wurde den 25 Personen am nächsten Tag gereicht. Die Härte der Krankheit stand in Wechselwirkung zum Verbrauch, diejenigen die nur Tee tranken fühlten sich gut, die stationär aufgenommene Person hatte fünf Gläser dieses Saftes getrunken, die anderen weit weniger.
Anmerkungen:
Der einheimische Holunder der westlichen Vereinigten Staaten, Sambucus mexicana, kann eine Höhe von 30 Füß erreichen und bildet kleine, runde, fast schwarze Beeren, die weiß angelaufen , wenn sie reif sind. Die Beeren sind reif saftig und eßbar. Die abgekochten Beeren werden im allgemein in Kuchen und als Marmelade gegessen oder zur Gährung dem Wein zugefügt. Die frischen Blätter, Blüten , die Rinde und junge Knospen enthalten ein bitteres Alkaloid und auch ein Glucosid das, entsprechend den Umständen, die Säure Hydrocyanid produziert. Eine große Menge dieser Säure ist vor allem in den jungen Blättern enthalten.
Es können auch auch andere giftige Stoffe in dieser Pflanze enthalten sein. Die Wurzel ist wahrscheinlich die giftigste und verantwortlich für den gelegentlichen Tod einiger Schweine; auch Kühe und Schafe starben nach dem Verzehr von Blättern und jungen Trieben.


Obwohl es in der medizinischen Literatur keine weiteren Berichte über Vergiftungen mit Holunderbeer-Saft in den letzten 20 Jahren gab, gibt es doch ältere Berichte über Vergiftungen bei Kindern, die durch den verwandten S. canadensis verursacht wurden.
Das religiöse Zentrum hat sein Personal angewiesen, die Beeren vorher abzukochen und Blätter und Zweige bei der Herstellung von Saft nicht zu verwenden.

Quelle:
Center for Disease Control (CDC) (April 6, 1984). "Poisoning from Elderberry Juice—California".

Viele Grüße

quellfelder

[Spinnich]

Hallo Hartmut,

ich habe gerade deinen Hinweis zu dem endemischen Sambucus palmensis gesehen.
Diese Art wird meist wie auch der Kanadischer Holunder und der Blauer Holunder als Subspezies zu Sambucus nigra gesehen, also Sambucus nigra subsp. palmensis, von manchen Autoren werden diese aber auch als eigenständige Arten behandelt.
http://de.hortipedia.com/wiki/Sambucus_nigra
http://de.hortipedia.com/wiki/Sambucus_ ... _palmensis
Der /Sambucus palmensis ist sogar auf 'monumentaltrees' zu finden, sogar mit Karte und Foto, aber natürlich auch mit Detail-Fotos auf 'Flora Vascular de Canarias'. Hinweis zu palmensis: epíteto geográfico que alude a la isla de La Palma, aunque la especie también crece en otras islas (Der geographische Beiname 'Palmesis' spielt auf das Vorkommen der Art auf der Insel La Palma an, obwohl die Art auch auf anderen Inseln wächst.)
Dieser Holunder ist eine geschützte und leider bedrohte Art: En caso de disminución de la protección en el Catálogo Nacional, pasaría a la consideración de "vulnerable" en el Catálogo Canario.
Der Sambucus palmensis kommt (wohl nur noch in wenigen Einzelexemplaren) in Lorbeerwäldern auf La Palma, La Gomera, Tenerife y Gran Canaria vor, wie ich in diesen Quellen hier lese.
Er dürfte in der Natur stark vom Aussterben bedroht sein: "Especie vegetal en peligro de extinción que se halla incluida en el Catálogo Nacional de Especies Amenazadas y que precisa de un plan de recuperación" (Gefährdete Pflanzenart, die im nationalen Katalog der bedrohten Arten enthalten ist und die einen Sanierungsplan erfordern). Die Art ist in 16 Unterpopulationen aufgespalten, in der stärsten wohl gerade mal 78 Exemplare und auf Gran Canaria sogar nurmehr 2 Exemplare.
Hoffentlich werden Maßnahmen ergriffen, diese schöne Art auch in der Natur weiter zu erhalten.

LG Spinnich

[quellfelder]

Hallo,

ich bin wie immer sehr begeistert von Deinen Informationen. Hier sieht man wieder, wie eng Freude und Leid beieinander liegen.
Das die Art dort stark gefährdet ist, habe ich bisher nicht gewusst. Es stimmt mich ein wenig traurig, weil man so gut wie nichts tun kann. Und die spanische Sprache lern ich auch nicht mehr. Überhaupt muß ich die Beschäftigung mit den Holunder-Arten auch noch ein wenig aufschieben, um jetzt nicht ins totale Chaos zu stürzen. Das Thema ist schon weitläufig genug und erfordert ein planvolles, zumindest geordnetes Vorgehen.
Vielen Dank auch, dass Du in Freude und Leid Deine Antwort gestellt hast. Es macht mich irgendwie immer ein wenig glücklich zu wissen, dass andere auch mitlesen und manchmal auch der Funke überspringt.

Viele Grüße

quellfelder

[quellfelder]

Hallo,

mich hat es schon etwas gewundert, Wikipedia deutsch und englische unterscheiden sich doch beträchtlich. So fand ich in der englischen Version viel mehr Hinweise zu interessanten Ausführungen zum Holunder als in der deutschsprachigen Version.
Unter anderem aber fand ich einen englischsprachigen Beitrag sehr interessante Ausführungen, dieser ist betitelt mit:
Eine moderne Pflanze und ist um 1900 verfasst worden.

Bear in mind “A Modern Herbal” was written with the conventional wisdom of the early 1900’s. This should be taken into account as some of the information may now be considered inaccurate, or not in accordance with modern medicine.

A MODERN HERBAL Home Page
© Copyright Protected 1995-2018 Botanical.com



Im Legenden-Abschnitt wendet er sich Shakespeare zu, der ja die Legende verbreitete, dass sich Judas am Holunder erhängt habe:

"In Shakespeares Verlorene Liebesmüh oder Liebes Leid und Lust wird der im Mittelalter weit verbreitete Glauben erwähnt, nach dem Judas sich am Holunder erhängt habe.
Wir treffen dies aber in der englischen Literatur noch früher an. So in Langlands „Vision of Piers Plowman“ (Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, noch vor Chaucer)

Judas übte Verrat für jüdisches Silber
Und seitdem hängt er am Holunder.

Warum sollte der Holunder als Galgen für den Verräter dienen? Bedenkt man den üblichen Wuchs dieses Baumes, dann ist dies doch rätselhaft. Aber Sir John Mandeville, dessen Reisebeschreibungen ungefähr zur selben Zeit entstanden, erzählt, dass in der Nähe des Tümpels Siloam ihm der Holunder gezeigt wurde, an dem sich Judas erhängte, nachdem er unseren Herrn verraten hatte.

Gerard forschte dieser Legende nach und meinte, das der Judas-Baum ( Cercis siliquastrum) der Baum wäre, an dem Judas sich erhängte."

Viele Grüße

quellfelder

[Spinnich]

Hallo,

Ich denke man darf nicht vergessen, das England (GB) als Commonwealth - Nation viel intensiver mit der botanischen Vielfalt weltweit in Berührung kam, auch wenn es hervorragende deutsche Naturforscher gab. Die größte bot. Sammlung (Herbarium und Saatgut) in Kiew Gardens zeugen noch heute von diesem Interesse und dem Zugang des Commonwealth zu vielen ausländischen Pflanzenexponaten.
Dann ist es leider auch Bestandteil unseres historischen Erbes, dass vieles an Literatur und biologischen Exponaten während und nach dem 2ten Weltkrieg verloren ging oder die Sammlungen und wesentliche Teile der gebildeten Forschergemeinde von der braunen Kloake enteignet, zerstört bzw. vertrieben oder vernichtet wurden. Das hat die Menschen hierzulande sicher nicht dazu animiert sich vermehrt geistigen und wissenschaftlichen Dingen zuzuwenden, die keinen erkennbaren Alltagsnutzen hatten.

LG Spinnich

[quellfelder]

Hallo,

ich nahm das oben angeführte mal zum Anlaß, mehr über den Holunder in der Shakespeare-Dichtung zu erfahren.
Hier das vorläufige Resultat:

Liebes Leid und Lust(5.Aufzug, 2.Szene): in der Übersetzung von Ludwig Tieck

Biron: Allerdings, es war ein Holderbaum, an dem sich Judas aufhing.

Die lustigen Weiber von Windsor(2.Aufzug. 3.Szene):

Eine mir unbekannte Übersetzung:

der Dr. Cajus wird als "Hollunderherz" bezeichnet

In der Übersetzung von Ludwig Tieck: bezeichnet der Wirt den Dr. Cajus als: mein Holundermark


Cymbelin (4.Aufzug, 2. Szene)

Unbekannte Übersetzung:
Shakespeare nennt den Holler “stinkender Elder”

in der Übersetzung von Dorothea Tieck:

und möchte vom Holunder Gram, dem bösen
Des süßen Weinstocks Wurzel ab sich lösen

Viele Grüße

quellfelder

[quellfelder]

Hallo Spinnich,

ja genau das ist der Grund, sich heute in diese "nutzlose Thema" zu vertiefen. Ja, wir sind gerade dazu aufgefordert!

Viele Grüße

quellfelder

[quellfelder]

Hallo,

gestern beim Einkaufen erhielten wir im Bergener Edeka-Markt ein Heft geschenkt mit dem Titei: Das große Osterbacken.
Nachmittags entdeckte ich dann dieses Rezept.

Viele Grüße

quellfelder

[quellfelder]

Hallo,

weiter aus dem Artikel "Eine moderne Pflanze":



"Eine andere alte Legende behauptet, dass das Kreuz von Golgatha aus ihm gezimmert war und ein alter Vers bezieht sich darauf:

„ Bour-tree, Bour-tree,du krummer Haken,
niemals gerade und niemals stark,
Immer ein Busch und niemals ein Baum,
seit unser Gott an dich genagelt wurde.“

Der Holunder wurde somit das Symbol des Leidens und des Todes. Neben den Legenden, die sich um diesen Baum gebildet hatten, erwuchsen abergläubische Phantasien, die immer noch fest im einfachen Landvolk verbreitet sind. Sogar in unseren Zeiten geschieht es, dass ein Heckenschneider aus Furcht vor Bestrafung die wild wuchernden Zweige des Holunder nicht schneidet.
Ein alter Brauch untersagte den Zigeunern, das Holz zum Lagerfeuer zu verwenden und beim Sammeln von Brennholz besonders darauf zu achten, dass auch kein Holz des Holunder sich im Bündel befindet, denn das Heilige Kreuz wurde aus einem großen Holunder gefertigt; zumindest aber auf einem alten heidnischen Mythos Nordeuropas, dem Holunder keinen Schaden zuzufügen, zurückzuführen ist.

Viele Grüße

quellfelder

[quellfelder]

Hallo,

es wird auch im Artikel "Eine moderne Pflanze aufgeführt:

"Das populäre Blasrohr der kleinen Jungen auf dem Lande wurde oft aus dem Zweig des Holunder gefertigt, aus dem das Mark entfernt wurde, was Culpepper dazu bewegte, folgendes zu erklären:
Es ist nicht nötig, den Holunder zu beschreiben, denn seit fast jeder Junge mit so einem Blasrohr gespielt hat, wird er keinen Baum mit dem Holunder verwechseln.
Plinius Schriften zeugen davon, dass die Herstellung von Blasrohren und Flöten viele Jahrhunderte alt ist."

VIele Grüße

quellfelder

[quellfelder]

Hallo,

"An Bertha’s Nacht (6.01.), hat der Teufel eine besondere Anziehungskraft.

Um vor ihm sicher zu sein, wird Personen empfohlen einen magischen Kreis zu bilden, in deren Zentrum sie sich dann aufhalten sollen, mit Holunderbeeren, die sie in der Johannisnacht gepflückt haben. Diese verleihen ihnen die Stärke von 30 oder 40 Männern.

Dies ist eine Tradition aus der Steiermark."

Viele Grüße

quellfelder

[quellfelder]

Hallo,

und weiter wird ausgeführt:

"Mister Jones führt in seinem Schatz der Botanik, in den Anmerkungen zum Aberglauben im Tal von Gloucester folgendes an:

Einige Männer hatten den Auftrag, eine alte Hecke zu entfernen, die teilweise aus Holunderbäumen bestand.
Sie hatten alles Holz zu Brennholz-Bündeln gebunden , aber hatten das Holunderholz auf Anordnung ihres Herrn beiseite getan. Auf sein Vorhaben auch dieses zu verbrennen, entgegnete ein Mann mit Entrüstung
das er noch nie davon gehört hätte, dass man Ellan-Holz verbrenne.
Das betonte er mit Nachdruck und so stark waren seine Gefühle, dass er es ablehnte, am Binden des Holzes teilzunehmen.
Das Wort Ellan (immer noch bei uns geläufig) weist auf den Ursprung des Aberglaubens hin."

Viele Grüße

quellfelder

[quellfelder]

Hallo,

hier noch eine interessante Sache, auch aus diesem Artikel:

"Es ist ein alter Glaube, dass ein Pfahl aus Holunder im Erdboden länger überdauert als einer aus Eisen.

Ein alter Reim:

Ein Holunder-Pfahl und eine Schwarzdorn-Hecke
Bilden eine ewige Hecke."

Viele Grüße

quellfelder

[quellfelder]

Hallo,

hier noch ein paar Ausführungen zur Schädlingsbekämpfung; ebenfalls aus "Eine moderne Pflanze":

"Die Blätter haben einen unangenehmen Geruch wenn sie zerrieben werden, dieser dient aber zur Bekämpfung der meisten Insekten und eine Flüssigkeit die man durch Abkochen jungen Blätter erhält dazu benutzt, damit über feine Pflanzen und deren Knospen zu sprühen, um somit Raupen und Blattläuse fernzuhalten. Motten halten sich gern in den Blüten auf, aber wie Christopher Gullet 1772 bemerkte, das wenn Rüben, Kohlköpfe, und Obst-Bäume mit Zweigen des Holunder bestrichen werden, vom Mehltau befreit werden.

Obwohl diese Methode nicht sehr praktisch ist, so ist ihre Wirksamkeit
bezeugt, welches in der „Chemist and Druggist“ am 6. Januar 1923 erschien:
Ein flüssige Zubereitung für die Vorbeugung und auch für die Behandlung des Mehltaus an Fruchtbäumen, bestehend aus dem Sud aus dem Abkochen junger Holunder-Knospen mit einer Mischung aus Kupfersulfat, Eisensulfat, Nikotin, Seife, denaturiertem Spiritus und Kalkleim."

Viele Grüße

quellfelder