Frage zu Fagus sylvatica 'Asplenifolia'

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jupis
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Frage zu Fagus sylvatica 'Asplenifolia'

Beitrag von jupis »

Hallo,
ich habe letzten Herbst Samen von Fagus sylvatica 'Asplenifolia' gesammelt. Die Samen habe ich direkt vom Baum genommen, also aus Bucheckern geholt, die zwar schon offen waren, aber noch am Baum hingen. In den letzten Wochen sind mehrere gekeimt. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass alle Jungpflanzen aussehen wie die "gwöhnliche" Form Fagus sylvatica. Wie kommt das denn? Produziert Fagus sylvatica 'Asplenifolia' auch "gwöhnliche" Fagus sylvatica Samen oder sind beide Arten im Jungstadium trotz der (später) unterschiedlichen Blattformen einfach nicht zu unterscheiden???

Viele Grüße,
jupis

wolfachim_roland
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Beitrag von wolfachim_roland »

Die "abartigen" Formen von Fagus sylvatica wie Asplenifolia, Rotundifolia, Quercifolia.... können sich alle nicht fortpflanzen. Die Mutationen wurden irgendwann entdeckt und dann immer gärtnerisch weiter vermehrt. Eine natürliche Vermehrung dieser Mutation wurde nie beobachtet. Allein bei der
Blutbuche (Fagus sylvatica Atropurpurea) bekommt ein Teil der Keimlinge wieder das blutrote Blatt.

Wolf
Wolf Roland

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LCV
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Beitrag von LCV »

Eine Baumschule schreibt aber in ihrem Angebot:

VERMEHRUNG DURCH AUSSAAT.

Hat mich auch gewundert.

jupis
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Beitrag von jupis »

Was ich mich nur frage ist, wenn diese Mutationen steril sind, müssten sie doch eigentlich gar keine Früchte bzw. Samen ausbilden können. Aber der Baum hatte ja jede Menge an Bucheckern. Ich habe ca. 30 Stück gesammelt, von denen mittlerweile 8 gekeimt sind, nur komischerweise scheint es sich, soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, dabei immer um die "Grundform" Fagus sylvatica handeln. Können es vielleicht sein, dass die Pflanze sich zwar vermehren, aber ihre Mutation nicht weitergeben kann??

wolfachim_roland
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Beitrag von wolfachim_roland »

Vielleicht habe ich mich nicht sauber ausgedrückt. Die Bäume sind nicht steril. Aber bei der Rekombination der Gene werden die "Mutierten/Krankhaften" nicht berücksichtigt und nur die "Ursprünglichen/Gesunden", die daneben in der Regel auch noch vorhanden sind, führen zu einer neuen Pflanze.

Wolf
Wolf Roland

jupis
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Beitrag von jupis »

Ah ok, das erklärt natürlich auch warum ich jetzt lauter Fagus sylvatica gezüchtet habe. Könnte es eigentlich sein, dass es sich bei diese Mutationen um rezessive Allele handelt - so dass es u. U. doch vorkommen könnte, dass 'Asplenifolia' mutationsbehaftete Nachkommen erzeugen kann, diese aber relativ selten sind??

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stefan
Moderator
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Beitrag von stefan »

Hallo Jupis,
die entscheidende Frage ist, ob die Mutation, die diese Merkmale hervorruft auch in den Keimzellen vorkommt, oder ob es eine rein somatische Mutation ist. Bei vielen Formen könnte das der Fall sein, da es auch immer wieder Rückschläge zur Normalform an einzelnen Zweigen gibt.
Falls aber auch die Keimzellen in den Blüten der "deformierten" Zweige die Erbinformation tragen, dann ist es tatsächlich eine Frage des Erbganges, der Vitalität der Keimzellen und der Samen, daß auch Samenvermehrung möglich ist.
Bei Veränderungen in der Bildung von Blattfarbstoffen kommt das häufiger vor, bei veränderten Blattformen anscheinend nicht.
Gruß, Stefan
Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten
(Rabindranath Tagore)


https://baum-des-tages.blogspot.de/

Buck
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Beitrag von Buck »

Salut,

wenn Du jetzt Keimlimge von Fagus sylv. 'Asplenifolia' hast, wirst du wahrscheinlich erst nur die beiden grossen Keimblätter und das erste Blattpaar sehen... um wirklich sicher zu sein, was sich aus den Sämlingen entwickelt, solltest du noch ein weiteres Jahr abwarten. Typische Blätter zeigen sich häufig erst im zweiten Jahr oder noch später (bei Eichen kann dies bis zu 5 Jahren dauern, bei Nadelgehölzen. zB vielen Cupressaceae, auch noch viel länger). Bei 'Asplenifolia' kommen durchaus auch immer wieder mehr oder weniger geschlitztblättrige Buchen heraus, allerdings in sehr geringer Zahl - aber so funktioniert auch Züchtung bzw Selektion. Es gibt deshalb zB geschlitztblättrige rotblättrige Buchen usw. Bestimmte, duch Mutationen hervorgerufene Eigenschaften können durchaus weitervererbt werden, dies ist je nach Gattung sehr unterschiedlich. So fällt beispielsweise Alnus rubra 'Pinnatisecta' fast immer "echt" (d.h. fast alle Nachkommen sind geschlitztblättrig). Diese Sämlingsnachkommen dürfen übrigens im (Baumschul-)Handel nicht als Sorte verkauft werden, sondern nur als "Asplenifolia-Sämlinge" oder ähnlich. Denn eine Gehölzsorte muss mit der Mutterpflanze in allen Eigenschaften identisch sein, deshalb werden diese immer nur vegetativ (Stecklinge/Steckholz/Veredlung/...) vermehrt.
Schöne Grüße,
Buck

jupis
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Beitrag von jupis »

Vielen Dank für eure Antworten. Ich werde die Bäume dann noch eine Weile unter Beobachtung halten, um zu sehen, ob sich nicht doch noch Mutationen zeigen. Sollte das passieren, lade ich gerne ein paar Fotos hoch.

Viele Grüße,
jupis

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