Pinus silvestris - Schrägstand und Rissbildung... jemand Ahnung? (Teil 2!)

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Baumfreund1
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Pinus silvestris - Schrägstand und Rissbildung... jemand Ahnung? (Teil 2!)

Beitrag von Baumfreund1 »

Hallo,

wir haben in unserem Garten eine Kiefer stehen. Sie ist rund 18 m hoch und hat eine Neigung von 20° Richtung Osten geneigt. Auf einer Höhe von 7 Meter und etwa 13 Meter sind westseitig Rissbildungen am Stamm zu erkennen. Die ziehen sich sozusagen auf der westseite den Stamm hoch und schätzungsweise nur 2-4 cm tief?
Ist das ein zeichen das sich ein Bruch oder ähnliches Ankündigt?
Dazu zu kommt das, dass Nachbarhaus recht nah und genau in Neigungsrichtung steht.

Würde mich über euren Rat sehr freuen,
Danke
der Baumfreund
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Ansicht von der Westseite, Richtung Ost.Die dunklen Streifen auf dem Stamm sind die Risse.
Ansicht von der Westseite, Richtung Ost.Die dunklen Streifen auf dem Stamm sind die Risse.
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Zuletzt geändert von Baumfreund1 am 28 Feb 2011, 12:03, insgesamt 1-mal geändert.

biloba
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Beitrag von biloba »

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich betonen, dass ich kein Baumfachmann bin. Als Baumfreund würde ich mich aber auch bezeichnen.

Trotzdem erhältst du von mir einen Rat. Bei der Entscheidungsfindung über die Zukunft dieses Baumes solltest du am besten auch einen Vertreter deiner Haftpflichtversicherung um seine ehrliche Meinung bitten.

quellfelder
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Beitrag von quellfelder »

Hallo,
das mit der Schrägstellung ist nicht so schlimm, aber der Riß.
Die wirst Du wohl abnehmen müssen. Gleiches hatte hier eine uralte Esche,
sie wurde von der Feuerwehr gefällt.
Gruß
quellfelder

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Vom Bildschirm aus ist das schwierig zu bewerten, zumal doch einiges davon abhängen kann. Gut siehts nicht aus. Aber da warte ich mal auf Meinungen von in der Praxis tätigen Experten.
Abschließend aber muss das ein Gutachter vor Ort beurteilen. Und den hinzuzuziehen kann ich auf jeden Fall anraten!

Viele Grüße

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

Kiefern brechen sehr leicht. Wenn ich an Kyrill denke, würde ich dringend einen Baumfachmann aus der Umgebung zurate ziehen. Wenn ich mehr sehen könnte, würde ich vielleicht auch sehr schnell fällen.

Viele Grüße

Wolfgang
Wer Bäume pflanzt und weiß,dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird hat angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Hi Wolfgang - da habe ich leider auch praktische Erfahrungen sammeln müssen. Es war aber nicht Kyrill, sondern lediglich ein lokaler Wirbelsturm, vielleicht ein kleiner "Tornado", der einmal über mein Kindheitsgrundstück gefegt ist und tätsächlich die Kiefern kurz und klein gemacht hat. Dabei sind die meisten Kiefern auf etwa halber Höhe gebrochen.
Auch Äste brechen leicht ab.
Es ist traurig, da man sich ja freut, wenn die Bäume endlich gross sind und man kann die entstandenen Lücken ja nicht eben mal schließen.

Viele Grüße

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

Ja, genau so ist es mit den Kiefern.
Ich hatte ja seinerzeit ein Video vom Secrest Arboretum in Wooster,Ohio einegestellt nach dem Tornado vom 16.September letzten Jahres.
Dort wurde praktisch die komplette Conifer- collection zerstört.
Gerade in Baumsammlungen sind solche Stürme natürlich verheerend und die Schäden immens.

Bei mir sind bei Kyrill auch eine ganze Reihe Kiefern und Tannen, die an einer Landesstraße standen, nachts einfach abgebrochen und auf die Straße geflogen. Die Feuerwehr räumte in der Nacht wieder alle Straßen bei uns frei. Ein Panzer war eingesetzt den Weg zur Marburger Uniklinik freizuräumen. Das ganze Ausmaß sah ich aber erst am nächsten Nachmittag als ich wieder von der Schule zu Hause war. Eine 50 Jahre alte Picea pungens war völlig entwurzelt und knapp am Haus vorbei auf die Terrasse gefallen.

Hohe Bäume mit Tellerwurzeln oder solche , die leicht brechen, sind in Hausnähe ein Risiko, vor allem , wenn man bedenkt, dass auch die Intensität der Stürme mit der Klimaerwärmung zunimmt.

Viele Grüße

Wolfgang
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Andreas75
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Beitrag von Andreas75 »

Hallo!

Ich würde nicht lange zögern und eine Fällung in Auftrag geben.
Zumal das eine ehemalige Wald- Kiefer ist (also eine aufgeforstete aus dichtem Stangenbestand), wie man an dem langen, hohen Stamm erkennt, die ohnehin kaum Zierwert hat.
Schon die 20 °- Neigung spricht dafür, dass sie nicht genügend an Freistand angepasst ist und bei einem vergangenen Sturm (die ja zumeist aus Westrichtungen kommen) schon mal fast in die Knie gegangen wäre.

Wäre es eine Solitärkiefer, also gut mit Ästen bestockt, hätte man einen Entlastungsschnitt erwägen können (also einen Gutteil der Astmasse raus), so aber hat das Ganze leider gar keinen Zweck.

Mein Rat: Auf jeden Fall Fällung, eine Expertise würde da nur unnötiges Geld kosten. Fällung bei der zuständigen Stelle beantragt mit der Begründung Sturm- oder Winterschaden plus Gefährdung von Allgemeinwohl, und da sollte die Genehmigung von Amts wegen nicht versagt bleiben!

Grüße, Andreas

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Unter dem Strich sind da wohl die Meinungen ziemlich gleich: Sieht schlecht aus für den Baum.

Baumfreund1
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Beitrag von Baumfreund1 »

Vieln Dank schonmal für die ganzen antworten. Hier nochmal die Kiefer in der Totale.

Zur "Wald-Kiefer": in dem Wohngebiet stehe sehr häufig derartige Kiefern auf den Grundstücken. Die nebenstehenden sind (hinten im Bild) sind auch leicht geneigt, aber nicht so stark wie meine Problemkiefer. Kann durchaus sein das das Gebiet vor 50-100 JAhren mal Forst war.

Wie entstehen die Risse auf der ostseite (oberseite) eigentlich? Müssten die nicht quer, statt längs auf der oberseite sein bzw. seitlich und dann längs, wenn der Baum durch Biegung aussen einreist?

Gruß
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Die Problemkiefer ;-)
Die Problemkiefer ;-)
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ApachePine
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Beitrag von ApachePine »

Wenn bei mir so eine Kiefer stehen würde, dann hätte ich bei jedem kleinem Sturm schon Angst dass sie umfliegt :shock:

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Wenn sich ein Querriss bildet, ist alles zu spät, weil die Holzfasern zerstört sind. Die Längsrisse entstehen entlang der Holzfasern durch Beanspruchung des Stammes. Tatsächlich können auch durch große Temperaturschwankungen Risse entstehen, die meist aber oberflächlich bleiben. Zumal diese Kiefer extreme Temperaturen aushalten kann.

Viele Grüße

Andreas75
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Beitrag von Andreas75 »

Hy!

Auweia :shock: !
Kurz und knapp: Um damit, und zwar am besten alle beide...

Grüße, Andreas

Mahaleb
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Beitrag von Mahaleb »

Hallo,

die maßgebliche Weitergabe und Aufnahme der wirkenden und einwirkenden Kräfte auf den Baumerfolgt über die äußeren Holzschichten.
Risse bis tief in das Splintholz sind somit häufig kritisch und wenn der Baum dann noch angekippt steht ist fast immer Hopfen und Malz verloren. Von mehrfachen Rissen will ich hier gar nicht reden und deine Bäume sind freigestellt, oh wei.. :shock:
Der Riss entsteht meistens durch Überbelastung, die ist bei schlanken und freigestellten Bäumen gegebenfalls drehender Natur, kommt dann auch noch eine biegende Verformung des Stammes dazu entsteht eine Torsion oder drehende Biegung. Ein Torsionsriss endet oft mit einer Ausfaserung der Holzstruktur und gibt 'nen häßliches Geräusch, bevor sich der Baum im Stamm berstend zerlegt... :shock::shock::shock: - solche Bilder gab's hier schon mal.

Also, besser an den Boden damit, dann kannste ruhiger schlafen. :P

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Für die Wiederaufforstung können wir Dir gerne ein paar Bäume empfehlen.

Viele Grüße

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