Mistel (Viscum album) und Baumschnitt

Hier findet ihr Platz für sonstige Themen

Moderatoren: stefan, LCV, tormi

Antworten
Benutzeravatar
bee
Beiträge: 5968
Registriert: 17 Okt 2008, 17:38
Wohnort: die Region, wo D an CH und F grenzt

Mistel (Viscum album) und Baumschnitt

Beitrag von bee »

Hallo,
ich hab da mal eine Frage - an Gartenbauleute - :
werden Misteln gewöhnlich beim Baumschnitt entfernt??
Vor kurzem fand ich im städtischen Gebiet, Anlage an einer Schule, stark mit Misteln bewachsene Bäume, teilweise im unteren Bereich. Ich freute mich schon, sie einmal von Nahem betrachten zu können (bis jetzt habe ich nur so "aussagekräftige" Zoomausschnittfotos).
Jetzt (die Stadtgärtnerautos standen noch im Umfeld) war dort keine einzige Mistel mehr zu entdecken, auch ganz oben nicht.
Können die Misteln als Halbparasiten die Bäume wirklich schädigen, oder ging es hier nur um die Optik?
Viele Grüße von bee

wolfram
Beiträge: 3419
Registriert: 03 Mai 2007, 16:59

Re: Mistel (Viscum album) und Baumschnitt

Beitrag von wolfram »

bee hat geschrieben:Können die Misteln als Halbparasiten die Bäume wirklich schädigen
Hallo bee,
ich bin kein Gartenbaufachmann, aber ich habe Misteln beobachtet. Es gibt in Norddeutschland sehr viele Laubholzmisteln, die im Winter besonders schön zu sehen sind. Manche Bäume sitzen davon so voll, daß vom Geäst kaum etwas zu sehen ist. Daraus kann man schließen, daß die Mistel als Halbparasit nur soviel Schaden anrichtet, daß der Baum noch existieren kann. Wäre ja auch blöd, sich den eigenen Ast abzusägen.
Viele Grüße, Wolfram

Benutzeravatar
LCV
Beiträge: 12163
Registriert: 03 Dez 2007, 14:46
Wohnort: 79379 Müllheim
Kontaktdaten:

Beitrag von LCV »

Hallo Bee,

da sieht man wieder, dass sich Behörden unheimlich leicht über Gesetze und Bestimmungen hinwegsetzen. Die Misteln sind in Deutschland geschützt und das Sammeln steht unter Strafe. In Frankreich sind sie aber nicht geschützt und kurz vor Weihnachten bieten französische Händler bei uns Misteln an. Das ist aber auch nicht ganz legal, da man geschützte Pflanzen oder Tiere nicht einführen darf. Aber so lange keiner dagegen etwas sagt ...

Die Stadtgärtner wissen es vielleicht nicht oder sie haben sich für den Fall der Fälle schon eine Ausrede zurechtgelegt, z.B. dass im Zuge dringend notwendiger Baumpflegemaßnahmen sich die Misteln dummerweise die falschen Äste ausgesucht haben.

Wenn Du mal in Südbaden unterwegs bist, hier gibt es viele Möglichkeiten, Misteln zu fotografieren. In den Bäumen entlang des Altrheins sitzen sie in Massen.

Gruß Frank

Benutzeravatar
bee
Beiträge: 5968
Registriert: 17 Okt 2008, 17:38
Wohnort: die Region, wo D an CH und F grenzt

Beitrag von bee »

Hallo, danke für Eure Antworten,
tatsächlich war ich im benachbarten Ausland, in Basel, unterwegs. Ob die Mistel in der Schweiz unter Naturschutz steht, weiss ich nicht. Hier im äußersten SSW-Zipfel Deutschlands und den angrenzenden Gebieten fand ich sie bisher nicht sehr oft, und meist oben im Baum (meist in Flussauen von z.B. Wiese und Ergolz).
Letztens habe ich gelesen, ein massenhaftes Auftreten von Misteln kann ein Verschmutzungsindikator (Schwermetallbelastung im Boden) sein.
Viele Grüße von bee

Benutzeravatar
LCV
Beiträge: 12163
Registriert: 03 Dez 2007, 14:46
Wohnort: 79379 Müllheim
Kontaktdaten:

Beitrag von LCV »

Hallo Bee,

wo wohnst Du denn? Wie es in Basel-Land aussieht, kann ich nicht sagen, aber direkt nördlich davon bis zum Kaiserstuhl hätte ich keine Probleme, welche zu finden. Allerdings wachsen sie vorzugsweise in der Höhe. Man muss auch immer genau schauen, da sie von weitem Krähen-, Elstern und Kormorannestern ähneln.

Gruß Frank

arbo71
Beiträge: 19
Registriert: 13 Apr 2008, 10:11
Wohnort: Lage

Beitrag von arbo71 »

Gesunde , vitale Bäume haben eigentlich kein Problem mit Misteln. Es gibt daher auch keinen Grund diese pauschal zu entfernen. Einen Baum der derart vorgeschwächt ist das die Misteln zum Problem werden dürfte durch so eine Maßnahme auch nicht mehr zu retten sein.

Benutzeravatar
baumlaeufer
Beiträge: 11262
Registriert: 07 Feb 2008, 01:56
Wohnort: Münster/ NRW
Kontaktdaten:

Beitrag von baumlaeufer »

LCV hat geschrieben: Die Misteln sind in Deutschland geschützt und das Sammeln steht unter Strafe. In Frankreich sind sie aber nicht geschützt und kurz vor Weihnachten bieten französische Händler bei uns Misteln an.
Gruß Frank
Hallo Frank und Bee

in der Tat, auf Weihnachtsmärkten wir die Mistel häufig angeboten. Hätte ich den Händler in Osnabrück mal gefragt, vielleicht wäre er rot geworden:oops: , wenn ich behauptet hätte, daß die großen Büschel , die er anbot, aus "kontrolliertem Anbau" bestimmt kommen.

Der gezeigte Baum steht in Ohr an der Weser, ist ne Fagus sylvatica "Asplenifolia", schlitz- oderfarnblättrige Buche über 200 Jahre alt und hat neben 670 cm Stammumfang noch was besonderes.....

ich kenne nen Fachmann zu dem Thema. Wenn wir noch mehr wissen möchten zu dem Thema, kann ich ihn mal anmailen.

http://www.nwzonline.de/index_regionala ... id=1882691

Grüße vom Baumlaeufer
Dateianhänge
2007_weser-ohr-buche.jpg
2007_weser-ohr-buche.jpg (42.07 KiB) 9949 mal betrachtet
Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt (Khalil Gibran)
www.na-tour-denkmal.de

LJB
Beiträge: 42
Registriert: 03 Jan 2009, 20:57
Wohnort: Graz
Kontaktdaten:

Beitrag von LJB »

Leider,

ich habe die Erfahrung gemacht das Misteln sehr wohl ein Baum zum sterben bringen können, die Kronenteile die sich oberhalb von die Misteln befinden werden bei starkem Befall überraubt nicht mehr mit Wasser/Nährstoffe versorgt, die Misteln können sich so massiv ausbreiten das sie direkte Lichtkonkurenz für den Baum sind. Bei uns in der Umgebung sind die Misteln teilweise eine regelrechte Plage und es gibt sogar Gemeinden wo private Baumbesitzer aufgerufen bzw. verpflichtet werden Misteln aus Obstbäume zu entfernen. Ausserdem sind die Befallene Bäume durch die Misteln teilweise so schwer das Kronenteile ausbrechen. Nicht nur durch das übermäßige Gewicht sondern auch durch die Vergrößerung der Windangrifsfläche.

Bild
Grüße Leo

fausta
Beiträge: 1
Registriert: 25 Jan 2017, 09:58

Beitrag von fausta »

Wir wohnen an der französischen, lothringischen Grenze. Die Apfelbäume auf Streuobstwiesen sind durch Misteln stark befallen, ausgetrocknet, manche schon umgestürzt. Misteln aus naturbelassenen Bäumen zu entfernen ist nicht nur riskant (geschwächte Äste), sondern auch teuer, dazu ziemlich hoffnungslos, da die Mistelwurzeln unter der Rinde sitzen. So lese ich hier schwärmerische Verzückung gegen die traurige Realität.

AndreasG.
Beiträge: 3433
Registriert: 10 Jun 2007, 14:08
Wohnort: Vogtland

Beitrag von AndreasG. »

http://www.baumkunde.de/forum/viewtopic.php?t=16642

Wir hatten das Thema vor kurzem mit kontroversen Meinungen dazu, ob man Misteln entfernen oder gar fördern, sprich aussäen sollte.
In dem Beitrag ist auch ein Artikel verlinkt, der die Gefahren übermäßigen Mistelbefalles in Obstgehölzen aufgreift.
Würde aber sicher mehr interessieren, wenn du ein paar Fotos von geschädigten Bäumen beisteuern könntest.

Antworten