Grosse Blutbuche schneiden

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berndb
Beiträge: 2
Registriert: 27 Sep 2008, 18:24

Grosse Blutbuche schneiden

Beitrag von berndb »

Hallo Leute,
ich möchte im Herbst oder Winter eine Blutbuche zurückschneiden, aber kräftig. Der Baum ist ca. 15 Meter hoch und soll etwa 5 bis 6 Meter zurückgeschnitten werden. Also eine ganze Menge der Krone muss dran glauben.
Hat jemand damit Erfahrung, wie es mit der Wundverheilung bei solchen Eingriffen aussieht, es werden ja doch Äste mit einem Durchmesser von bis zu 20 cm abgesägt. Beim "normalen" Baumschnitt wird der Ast ja immer am Stamm abgenommen, damit die Rinde wieder gut Überwallen kann.
Schadet man einen Baum mit so einm Eingriff oder "steckt" er das so weg. Über Antworten würde ich mich freuen.

Mahaleb
Beiträge: 854
Registriert: 04 Aug 2008, 16:47
Wohnort: Ruhrtal

Beitrag von Mahaleb »

Hallo,

von der Baumbiologie ein katastrophaler Eingriff, der Baum wird um 1/3 eingekürzt, büßt wahrscheinlich 75% seiner Krone ein. Davon erholt sich deine Blutbuche nie wieder, geschweige denn sie stirbt schon im kommenden Frühjahr und leidet nicht zu lange. Wer hat diesen absolut blödsinnigen Eingriff empfohlen?
Wenn ich so was lesen muss geht mir echt die Mütze hoch :shock: , dann besser gleich absägen und einen neuen Baum pflanzen!

Gruß, Bernd

Nachtrag:
Ein Baum bildet Wundholz, das schließt die Wunden im Verlauf vieler Jahre. Bei einer 2 Eurostück großen Wunde dauert das Schließen in der Regel drei Jahre.

Cryptomeria
Beiträge: 10570
Registriert: 25 Mai 2006, 21:45
Wohnort: Fraulund/ 24405 Rügge

Beitrag von Cryptomeria »

Oh, das habe ich aber schon ganz anders gesehen. An der Ostsee stehen ganz viele Blutbuchen als Hausbäume . Und dort sieht man des öfteren auch völlig gekappte Bäume. Die Wunden mit einer grauen dünnen Masse verstrichen. Da kenne ich mich nicht aus. Und diese Bäume schlagen immer wieder aus. Ich habe keinen alten abgestorbenen Baum ( aus diesen Gründen) bisher gesehen.

Viele Grüße

Wolfgang
Wer Bäume pflanzt und weiß,dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird hat angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.

Mahaleb
Beiträge: 854
Registriert: 04 Aug 2008, 16:47
Wohnort: Ruhrtal

Beitrag von Mahaleb »

Nun sind wir ja in einem Fachforum und wollen den Teilnehmern auch sinnvolle Alternativen zeigen. Ein Foto wäre für alle hilfreich.
Ich denke, dass die Probleme sich mit einem fachlich korrekten Schnitt besser lösen lassen, als mit dem Kappen eines Baumes. Schneidet man richtig, dann hat man einen Baum da stehen und keine Affenschaukel, und mit Bedacht vorgegangen können die richtig beschnittenen Bäume wieder richtig schöne Individuen werden. :)

@ Cryptomeria:
Über den Sinn und Unsinn von Wundverschlussmitteln (im Fachjargon auch ALP genannt = Amtsleiterberuhigungspaste) zu diskutieren halte ich nicht für sinnvoll. Diese sind im lebenden Holzbereich durchaus nicht deplaziert, denn sie schützen dort den lebenden Holzbereich im Kambium und den jungen Splintholzbereichen. Bei Wunden vollflächig aufgetragen unterstützen sie aber das Wachstum von Pilzen, die den Baum zerstören.

Gruß, Bernd

wolfachim_roland
Beiträge: 5613
Registriert: 08 Jun 2006, 08:53
Wohnort: Solingen
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Beitrag von wolfachim_roland »

Bisher habe ich auch noch nie gesehen, daß eine so große Buche so stark zurückgeschnitten wurde. Das würde danach m.E. auch schrecklich aussehen - abgesehen davon, ob der Baum überlebt. Wenn der Baum unbedingt in seiner jetzigen Höhe nicht mehr akzeptiert wird, würde ich ihn eher zu Feuerholz verarbeiten als so zu verunstalten.

Wolf
Wolf Roland

JohnDoe
Beiträge: 459
Registriert: 11 Mai 2007, 13:32
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Beitrag von JohnDoe »

Sollte der Baum vital sein, wird er es sicher überleben und wieder stark ausschlagen und innerhalb kürzester Zeit eine neue, kleinere Krone ausbilden. Buchen sind bestens geeignet für starken Rückschnitt.

Besonderes Augenmerk ist in diesem Fall auf den Wundverschluss zu legen: Wahrscheinlich wird die Wunde niemals mehr überwallen, daher muss so lange als möglich das Eindringen von Wasser vermiden werden (Buchenholz wirdsonst schnell kernfaul)

Also schräger Abschnitt, damit das Wasser abfließen kann und nur bestens geeignetes Wundverschlussmaterial verwenden.

Ein 500-jähriger Baum wird das aber nicht mehr werden ....

lG,
Johann

berndb
Beiträge: 2
Registriert: 27 Sep 2008, 18:24

Beitrag von berndb »

Hallo Leute,
erst einmal vielen Dank für die vielen und schnellen Antworten. Ihr habt mir mit Euren Erfahrungen echt geholfen.
Jetzt weiss ich, dass es keine Garantie gibt, dass der Baum das überleben wird. Zur Infoformation: Die Buche steht ca. 5 Meter von einem Reihenhaus entfernt und überragt und beschattet es beträchtlich. Gefällt werden darf sie nicht, da sie das "Stadtbild prägt". Nun bleibt zu prüfen, ob ein so grosser Eingriff erlaubt ist.

Grüsse Bernd

Mahaleb
Beiträge: 854
Registriert: 04 Aug 2008, 16:47
Wohnort: Ruhrtal

Beitrag von Mahaleb »

Hallo Bernd,
also steht der Baum unter dem Schutz einer Baumschutzsatzung.

Damit empfiehlt es sich von unabhängiger Seite, evtl. Gutachter, einen ausführlichen und bebilderten Behandlungsvorschlag erstellen zu lassen und den mit dem zuständigen Amt abzustimmen, das macht der Gutachter ggf. auch.
Eine gewissenhafte Fachfirma der Baumpflege kann man damit herausgesucht und zur exakten Ausführung beauftragt werden.
Das kostet zwar viel Geld, ist aber immer noch günstiger als das Ordnungs- bzw. Bußgeld (bis zu 50.000€), welches bei einer Kappung von stadtbildprägenden Bäumen verhängt wird. Wird dann seitens des Baumpflegers Mist gebaut, haftet dieser. Als Laie würde ich da nicht ran gehen.

@ JohnDoe: Im übrigen wird von gewissenhaften Baumpflegern kein Baum mehr gekappt, auch in Östereich wo die Ö-Norm L 1122 das ebenso untersagt wie die ZTV-Baumpflege 2001 ff. in Deutschland.

Gruß, Bernd

Harztroll
Beiträge: 676
Registriert: 18 Aug 2005, 17:30
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Beitrag von Harztroll »

Moin Moin,

in der Regel verbieten Baumschutzsatzungen auch Eingriffe in einen Baum, die sein typisches Erscheinungsbild verändern (siehe Diskussion, die wir hier erst vor kurzem irgendwo hatten). Und das, was du da vor hast, fällt zweifellos darunter. Das heißt für dich, wenn du dir nicht o.g. Summe einhandeln willst, Antrag bei der zuständigen Behörde stellen und die Sache bei dessen Genehmigung von einem Fachmann durchführen lassen.

Das Ganze ist wieder mal ein sehr schönes Beispiel, was passiert, wenn man ein Pflänzchen in seinen Vorstadtreihenhausvorgarten setzt, weil es einen im Baumarkt so schick angelächelt hat, ohne sich weiter über das Teil zu informieren... :roll:

Viele Grüße
Ich sehe mich nach der Vergangenheit um, die ist verworren und finster wie ein abendlicher Wald, und die Zukunft ist ein Abgrund, voll von Nebel. - Löns -

Mahaleb
Beiträge: 854
Registriert: 04 Aug 2008, 16:47
Wohnort: Ruhrtal

Beitrag von Mahaleb »

Harztroll hat geschrieben: Das Ganze ist wieder mal ein sehr schönes Beispiel, was passiert, wenn man ein Pflänzchen in seinen Vorstadtreihenhausvorgarten setzt, weil es einen im Baumarkt so schick angelächelt hat, ohne sich weiter über das Teil zu informieren... :roll:

Viele Grüße
Oder wenn, wie immer häufiger praktiziert, in bestehende Lücken auf Teufel komm raus gebaut wird. :( Dann besteht ein Interessenkonflikt zwischen Lebensraum Baum und Lebensraum Mensch, was bei der zum Teil noch zunehmenden Entfremdung von der Natur zu Konflikten führt. :roll:

Gruß, Bernd

caoba
Beiträge: 196
Registriert: 28 Feb 2007, 16:01
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Beitrag von caoba »

Hier noch ein Beitrag meinerseits zum Kappen von Buchen. Diesmal waren es aber nicht die bösen Menschen, sonder der liebe Herr Kyrill oder einer seiner Freunde. Die Buche wurde dann nur noch ein bisschen "nachfrisiert". Oben treibt die Arme immer ein paar ganz mickrige kleine Ästchen und Blättchen. Sie steht übrigens in Köln, im Stammheimer Schloßpark. Habe das Bild glaube ich schon mal ins Forum gesetzt. Nach wie vor lebt sie noch (ein bisschen) :cry: .
Die beiden linken Bilder stammen aus September 07, das rechte aus Juni 08 und man kann festestellen, dass bereits ein BISSCHEN mehr Laub vorhanden ist.

Ich hoffe, sie kann damit weiterleben, zwar skurril aussehend, aber immerhin lebendig.
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Caoba

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