Kabul ---> Cercis griffithii (?)

Ihr habt einen Laubbaum/ Strauch ausserhalb Europa, z.B. Afrika, Asien gesehen, und möchtet ihn bestimmen, dann könnt ihr hier fragen.

Moderatoren: stefan, LCV, tormi

menkontre
Beiträge: 1324
Registriert: 25 Aug 2008, 17:46
Wohnort: Schwarzwald und Haiti

Kabul ---> Cercis griffithii (?)

Beitrag von menkontre »

Hallo alle zusammen, ich melde mich erstmals auf dieser Seite. Von Bäumen habe ich eigentlich kaum Ahnung, aber ich bin neugierig. Im August bin ich wieder durch die staubigen Straßen von Kabul/Afghanistan gestreift und bin auf einige mir unbekannte Pflanzen gestoßen. Ich habe auch keine botanische Literatur zu dieser etwas untypischen Reisegegend. Da möchte ich einfach mal ausprobieren, ob sich das eine oder andere bei Euch identifizieren läßt. Ich schicke zur Probe einen Strauch, dessen auffällige "Seerosenblätter" eigentlich leicht zu finden sein müßten. Nach Blüten kann ich erst bei meiner nächsten Reise im Frühjahr forschen, aber er trägt eine Art von Hülsenfrüchten, rosig angehaucht und ca. 10 cm lang. Wer kennt den ? Gruß, Anke.

[edit moderator stefan: ich habe mir erlaubt, die Bilder etwas zu verkleinern, damit sie schneller angezeigt werden]
Dateianhänge
x5[1].jpg
x5[1].jpg (82.49 KiB) 6449 mal betrachtet
x4[1].jpg
x4[1].jpg (38.65 KiB) 6449 mal betrachtet
x3[1].jpg
x3[1].jpg (42.58 KiB) 6449 mal betrachtet

Benutzeravatar
stefan
Moderator
Beiträge: 6744
Registriert: 08 Okt 2006, 19:44
Wohnort: Niederrhein
Kontaktdaten:

Beitrag von stefan »

Hallo Anke,
die Form der Blätter erinnert mich an Cercis (oder Cercidiphyllum).
Die Beschreibung der Früchte als "eine Art Hülsen" könnte zu Cercis passen.
Es gibt zumindest in China mehrere Cercis-Arten, ob die auch in Afghanistan vorkommen können weiß ich nicht.
Hängen die Früchte direkt an dickeren Ästen und am Stamm?
Gruß, Stefan
Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten
(Rabindranath Tagore)


https://baum-des-tages.blogspot.de/

menkontre
Beiträge: 1324
Registriert: 25 Aug 2008, 17:46
Wohnort: Schwarzwald und Haiti

Cercis in Kabul ?

Beitrag von menkontre »

Hallo Stefan, ist ja toll, wie schnell bei Euch die Antworten kommen. Ja, an den Judasbaum habe ich auch gedacht, den gibt es auch in meinem deutschen Buch. Aber da sehen die Blätter eher herzförmig aus und haben nicht diesen markannten, eckigen, dreiecksförmigen Einschnitt an der Basis. Da sind bei mir wieder Zweifel aufgekommen. So weit ich mich erinnern kann, hingen die Früchte nicht am Stamm oder an den großen Ästen, sondern in der Krone verteilt. Ich habe die Früchte aber in einer Situation gesehen, als ich nicht durch meinen Fotoapparat als Ausländerin auffallen wollte, vielleicht nächstes Jahr. Vielleicht gibt es mehrere Cercis-Sorten ? Gruß, Anke.

Benutzeravatar
stefan
Moderator
Beiträge: 6744
Registriert: 08 Okt 2006, 19:44
Wohnort: Niederrhein
Kontaktdaten:

Beitrag von stefan »

Hallo Anke,
bei uns kennt man Cercis siliquastrum (Judasbaum) vor allem auch aus dem Mittelmeerraum und ggf. Cercis canadensis.
Ich habe - nur nach Namen - von China gelesen, daß es dort mehrere Cercis-Arten gibt.
Wie die Blätter aussehen, oder ob davon eine in Afghanistan vorkommt, das sind ganz andere Fragen.
Cercis war zunächst mal nur meine erste Idee!
Ich hoffe mal auf weitere Ideen der Kollegen!
Gruß, Stefan
Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten
(Rabindranath Tagore)


https://baum-des-tages.blogspot.de/

Benutzeravatar
LCV
Beiträge: 12163
Registriert: 03 Dez 2007, 14:46
Wohnort: 79379 Müllheim
Kontaktdaten:

Beitrag von LCV »

Hallo Anke und Stefan,

lt. R/B sind sowohl bei Cercis canadensis als auch bei C. chinensis die Blätter deutlich zugespitzt. C. siliquastrum hat dagegen keine Spitze. Über weitere Cercis-Arten habe ich bislang noch keine Infos gefunden.
Bei Cercis liegt Kauliflorie vor. Ein Bild der Früchte wäre sehr aufschlussreich.

Nach den Fotos zu urteilen, scheinen die Blätter wechselständig zu sein.
Bei Cercidiphyllum sind sie an Langtrieben gegenständig.

Damit ist das Gehölz noch nicht bestimmt, aber vielleicht hilft das bei der Suche.

Gruß Frank

wolfram
Beiträge: 3419
Registriert: 03 Mai 2007, 16:59

Beitrag von wolfram »

Hallo alle,
nach meinen Recherchen ist es auf jeden Fall eine Cercis. Es gibt in Asien einige andere Arten, die man aber erst erkennen kann, wenn die gefragte Pflanze vollständig mit Blüten und Früchten vorliegt. C.siliquastrum würde ich ausschließen, die hat zu dünne und zu blaugrüne Blätter.
hier kann man sehr schön erkennen, daß es eine Cercis ist, aber eben nicht die orbiculata. Ich würde auch davon ausgehen, daß es keine neuweltliche Art ist.
Viele Grüße, Wolfram

Cryptomeria
Beiträge: 10560
Registriert: 25 Mai 2006, 21:45
Wohnort: Fraulund/ 24405 Rügge

Beitrag von Cryptomeria »

Hallo,

Cercis ist für mich auch klar. ich würde siliquastrum nicht ausschließen. Die Blätter sind oft völlig abgerundet wie auf den Fotos. Die Blätter sind nicht zwingend blaugrün ( könnte von der Jahreszeit oder auch vom Boden abhängen, das weiß ich nicht) und siliquastrum ist sehr weit verbreitet. Vom hiesigen Weinklima übers Mittelmeer bis weit nach Vorderasien. Sicher im vorderasiatischen Raum die häufigste Cercis-Art und ein wesentlich weiteres Verbreitungsgebiet als die chinesischen Arten( außerhalb Chinas).

Viele Grüße

Wolfgang
Wer Bäume pflanzt und weiß,dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird hat angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.

Benutzeravatar
stefan
Moderator
Beiträge: 6744
Registriert: 08 Okt 2006, 19:44
Wohnort: Niederrhein
Kontaktdaten:

Beitrag von stefan »

Hallo Baumfreunde,
die Flora von Pakistan nennt Cercis siliquastrum als einzige Cercis-Art, allerdings als nicht-einheimisch.
Gewisse standortabhängige (trocken, heiß) Variationen der Blätter, daß sie etwas dicker / fleischiger wirken, halte ich für vorstellbar.
Gruß, Stefan
Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten
(Rabindranath Tagore)


https://baum-des-tages.blogspot.de/

Cryptomeria
Beiträge: 10560
Registriert: 25 Mai 2006, 21:45
Wohnort: Fraulund/ 24405 Rügge

Beitrag von Cryptomeria »

So sehe ich das auch (s.oben).Cercis siliquastrum ist im vorderasiatischen Raum ein häufig angepflanzter Straßen/Allee/Park/Gartenbaum.

Viele Grüße

Wolfgang
Wer Bäume pflanzt und weiß,dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird hat angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.

Matlan
Beiträge: 258
Registriert: 30 Jul 2007, 23:16
Wohnort: Wien

Beitrag von Matlan »

Hallo,
was haltet Ihr von Cercis griffithii (Afghan redbud). Der wäre in Afghanistan heimisch.
LG,
Matlan
PS: Ein kleiner Nachtrag - ein Dokument über die Afghanische Flora: http://www.ag-afghanistan.de/files/breckle_flora.pdf

Benutzeravatar
LCV
Beiträge: 12163
Registriert: 03 Dez 2007, 14:46
Wohnort: 79379 Müllheim
Kontaktdaten:

Beitrag von LCV »

Hallo Matlan,

die Seite hatte ich auch schon aufgerufen, aber hatte keine Lust, sie komplett durchzulesen. Habe aber jetzt weitergeforscht und das gefunden:

http://www.anniesannuals.com/plants/pla ... rodid=1827

Ich denke, das sieht gut aus.

Gruß Frank

Cryptomeria
Beiträge: 10560
Registriert: 25 Mai 2006, 21:45
Wohnort: Fraulund/ 24405 Rügge

Beitrag von Cryptomeria »

Das sieht gut aus. Mir fällt ein, dass ich griffithii selbst ausgepflanzt habe. Ich werde in den Herbstferien die Blätter, wenn ich da bin, vergleichen. Siliquastrum habe ich auch. Vielleicht sehe ich Unterschiede.

Viele Grüße

Wolfgang
Wer Bäume pflanzt und weiß,dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird hat angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.

menkontre
Beiträge: 1324
Registriert: 25 Aug 2008, 17:46
Wohnort: Schwarzwald und Haiti

Beitrag von menkontre »

Hallo alle zusammen, schön, daß ich so viele interessante Antworten bekommen habe, und auch noch Links, die mir sicher noch bei weiteren Pflanzen helfen werden. Ich kann nachträglich nicht genau sagen ob die Früchte am Stamm waren. Aber einige Kinder, die sahen, daß ich mich für den Baum interessiere, haben Früchte für mich abgerissen, die ich dann in die Tasche steckte. Erstaunlicherweise sind sie nicht total zerbröselt. Hier also die Früchte des fraglichen Strauchs, in Deutschland fotografiert. Zur Ergänzung: Es kann sich nur um einen ziemlich widerstandsfähigen Strauch handeln, im Winter gehen die Temperaturen auf minus 38 Grad zurück. Die Blätter hatten tatsächlich einen Blaustich, was auf den Fotos vielleicht nicht so rauskommt. Vielen Dank für Eure Recherchen ! Anke.
Dateianhänge
[edit moderator stefan: Bilder verkleinert]
[edit moderator stefan: Bilder verkleinert]
Kopie_von_zzz_002[1].jpg (43.42 KiB) 6375 mal betrachtet

wolfram
Beiträge: 3419
Registriert: 03 Mai 2007, 16:59

Beitrag von wolfram »

Hallo,
Ihr seid ja sehr fleißig gewesen, ist ja auch ein interessantes Thema.
Sehr vielversprechend ist Franks Link, für mich aber nur viel versprechend. Ich habe versucht diesem Namen eine glaubwürdige Diagnose zu verschaffen, habe aber kein Glück gehabt. Solange ich das nicht habe, ist der Name griffthii Schall und Rauch. Eine Abbildung der Blätter zeigt aber etwas anderes als auf dem Foto (Blätter mit Spitze). Leider ist der Weg zur UB für mich etwas weit, sonst würde ich dort mal in den einschlägigen Floren - sofern vorhanden - recherchieren.
Wolfgangs Bemerkungen über siliquastrum sind ja sehr einleuchtend, doch diese Art ist eben in Mittel- und Ostasien nur angepfanzt. Inzwischen habe ich aber kapiert, daß der Strauch in einer Stadt gefunden wurde, also siliqu. sein könnte, aber ob er die minus 38° wirklich aushält?
Viele Grüße, Wolfram

Cryptomeria
Beiträge: 10560
Registriert: 25 Mai 2006, 21:45
Wohnort: Fraulund/ 24405 Rügge

Beitrag von Cryptomeria »

Hallo Anke,

wenn diese Art diese Tiefsttemperaturen locker aushält, dann würde ich sagen, wir sollten unbedingt einen Aussaatversuch starten und herausfinden, wie die Art hier gedeiht.Samen eines so harten Typs wären möglicherweise hier für die Gebirgslagen interessant. Ich habe Cercis siliquastrum zwischen 1980 und 1995 versucht in den hess. Mittelgebirgen hier auszupflanzen, aber bei den damaligen Temperaturen von - 23°C gab es da ( bei mir) kein Überleben. Schon in der Rheinebene stehen große.alte Bäume, dort allerdings auch meines Wissens nicht unter -15°C im Winter.

Unabhängig davon, wie weit wir mit der Bestimmung kommen. Wenn du wieder dort bist und Samen ergattern kannst, melde dich zwecks Aussaat. Sie keimen leicht, Schoten brauchst du nicht, die Körner reichen.
Das könnte ein interessanter Baum für kältere Regionen werden, denn Cercis blüht sehr hübsch.

Allerdings hängt nicht alles nur von der Tiefsttemp. ab.Z.B. Abies sibirica sollte man meinen gedeiht hier ohne Probleme , da bei uns ja viel milder. Dem ist nicht so, denn wegen der sehr kurzen Vegetationsperiode treibt diese Tannenart sofort im zeitigen Frühjahr, wenn es bei uns warm wird. Und durch die ständigen Spätfröste bei uns im mittelhess. Bergland bis Anfang Juni friert sie immer wieder zurück bis sie eingeht.
Auch die Feuchtigkeit und der Abschluss der Vegetationsperiode spielt eine entscheidende Rolle.

Aber einen Aussaatversuch sollten wir nächstes Jahr starten. Das würde mich interessieren.

Viele Grüße

Wolfgang
Wer Bäume pflanzt und weiß,dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird hat angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.

Antworten