Euonymus fortunei

Ihr habt einen Laubbaum/ Strauch in Deutschland oder Europa gesehen, könnt ihn aber nicht bestimmen? Fragt hier einfach danach.

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LCV
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Euonymus fortunei

Beitrag von LCV »

Hallo,

der Name ist bekannt, Herkunft sollte Korea sein, deshalb hier. Aber wer kann mir erklären, was es mit dieser cremeweißen, blütenähnlichen Blattkomposition auf sich hat? Wie es aussieht, hat das nichts mit den Blütenständen zu tun.

Viele Grüße, Frank
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stefan
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Re: Euonymus fortunei

Beitrag von stefan »

Hallo Frank,
LCV hat geschrieben:... Wie es aussieht, hat das nichts mit den Blütenständen zu tun. ...
Du hast eine panaschierte Form des Strauches fotographiert, der normalerweise nur partiell Störungen in der Chlorohpyll-Produktion hat.
An der Sproßspitze, die Du jetzt zeigst, ist in den Blättern die Chlorophyllbildung komplett unterblieben. Ansonsten sind das normale Blätter, die in diesem Fall von den anderen mitversorgt werden.
Vielleicht werden sie noch etwas ergrünen.
Gruß, Stefan
Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten
(Rabindranath Tagore)


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LCV
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Beitrag von LCV »

Hallo Stefan,

danke für die Erläuterung. Sieht auf jeden Fall interessant aus.

Gruß, Frank

bensen
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Beitrag von bensen »

hi
... bei deinem Euonymus handelt es sich um eine panaschierte Varietät, bei der es in einem Trieb zu einer "Entmischung" gekommen ist, wie man es oft bei variegaten Pflanzen sehen kann. Dieser Trieb wird erstmal von den anderen Trieben miternährt, entwickelt sich oft aber nicht weiter und stirbt dann ab. Eine "Entmischung" kann mehrere Gründe haben. Ersteinmal muss man verstehen, wie eine "normale" Panaschierung entsteht. Dicotyle Pflanzen (mit zwei Keimblättern) haben drei Zelllagen aus denen sich ihre Gewebe und Organe bilden, die L1, L2 und L3. Die drei Zelllagen liegen ineinander gehüllt, wie bei einer "Matroschka-Puppe". Die L1 bildet die äußerste Schicht (Epidermis), die L2 bildet vorallem die Randbereiche des Blattes und die L3 bildet das innere Gewebe im Blatt und alle Teile der Wurzel. Hat nun eine der Lagen eine Mutation, die dazu führt, das kein Chlorophyll mehr gebildet wird, kann es zu einer Panaschierung kommen. So ist z.B. bei Blättern mit einem weißen/gelben Rand die L2 mutiert und bei Blättern mit einer weißen/gelben Mitte die L3 (z.B. beim Efeu "Gold Heart"). Die L1 spielt meistens keine Rolle, da bei Dycotylen die Epidermis keine Chloroplasten hat und man so eine Mutation gar nicht sehen würde. Bei einer "Entmischung" kommt es zu einem Austausch von Zellen zwischen den Zelllagen. Die ausgetauschten Zellen sind dann sozusagen die Mutterzellen einer neuen Zelllage. In deinem Beispiel werden wohl "weiße" L2 Zellen in die L3 Schicht gerutscht sein.
Eine Entmischung kann aber auch durch genetische Prozesse hervorgerufen werden. Um dies zu erklären fehlt hier aber der Platz.
Zu deiner Frage ( siehe "weißer Baum- thread"), ob die Pflanze schon immer weiß bzw. panaschiert war. Panaschierte Pflanzen entstehen meist als Sport, d.h. Knospenmutation an einer normal grünen Pflanze. Es kommt aber auch vor, dass schon Sämling panaschiert sind, wobei diese dann selten so "klar" gezeichnet sind wie dein Exemplar (innen Grün außen Weiß).
Insgesamt ist das Thema Panaschierung jedoch weit aus umfangreicher und komplizierter, so gibt es neben der oben genannten Erklärung auch noch viele ander Möglichkeiten, die zu einer Panaschierung führen können. Im Netz findest du ne Menge an Informationen, die guten Sachen sind leider meist nur auf Englisch.

Gruß Benni

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LCV
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Beitrag von LCV »

Hi Benni,

vielen Dank. Ist ja eine Wissenschaft für sich, aber sehr interessant.

Gruß Frank

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