Zypressenartige --> Chamaecyparis lawsoniana

Ihr habt einen Nadelbaum/ Strauch (Konifere) in Deutschland oder Europa gesehen, könnt ihn aber nicht bestimmen? Fragt hier einfach danach.

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Myrica
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Zypressenartige --> Chamaecyparis lawsoniana

Beitrag von Myrica »

Hallo,
eine grundsätzliche Frage: lassen sich die Zypressenartigen, die eine weiße Zeichnung auf den Blattrückseiten tragen, alleine dadurch eindeutig identifizieren oder braucht es mehr dazu? Läßt sich z.B. auf dem Bild im Anhang genau sagen, was das ist?
Gruß
Myrica
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AndreasG.
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Re: Zypressenartige

Beitrag von AndreasG. »

Myrica hat geschrieben:
25 Dez 2018, 16:53
Hallo,
eine grundsätzliche Frage: lassen sich die Zypressenartigen, die eine weiße Zeichnung auf den Blattrückseiten tragen, alleine dadurch eindeutig identifizieren oder braucht es mehr dazu?
Man kann z.B. mal ein Zweiglein zwischen den Fingern zerreiben und daran riechen. Manche ähnlich aussehende Nadelbäume haben jeweils einen charakteristischen Geruch.
Ein Bild des Baumes wäre auch hilfreich.

Spinnich
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Re: Zypressenartige

Beitrag von Spinnich »

Da die Bestimmung nicht so ganz trivial ist, siehe auch das Rätsel von Yogi zu Chamaecyparis pisifera im Rätsel "WER 335" möchte ich den dort vorgestellten Leitfaden (Jahrbuch der UNI Bochum - Pflanzenporträt Weihnachtsgrün) als mögliche Bestimmungshilfe empfehlen.

LG Spinnich :wink:
Das Talent der Menschen, sich einen Lebensraum zu schaffen, wird nur durch ihr Talent übertroffen, ihn zu zerstören.
- Georg Christoph Lichtenberg -

Myrica
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Re: Zypressenartige

Beitrag von Myrica »

Vielen Dank für die Hinweise auf den Geruch, das Rätsel und die Veröffentlichung des Bochumer Botanischen Vereins. In den genannten Beiträgen wird von ARTTYPISCHER Zeichnung gesprochen, womit meine grundsätzliche Frage beantwortet wird. Über die Schuppenblätter der Chamaecyparis-Arten heißt es z.B. auf S. 293: „Sie sind oberseits einfarbig und weisen unterseits ARTSPEZIFISCHE weiße Zeichnungen auf. Im Prinzip können die Arten ALLEIN anhand dieser Zeichnungen GUT auseinandergehalten werden (Hervorhebungen alle von mir), praktisch treten bei uns allerdings aufgrund der oben genannten Gründe Probleme auf.“ Die Probleme entstehen, wie man nachlesen kann, dadurch, dass es vorkommen kann, dass mitunter KEINE Zeichnung ausgebildet wird. Meine Frage ist damit beantwortet, denn, WENN es eine Zeichnung gibt - und das hatte ich ja vorausgesetzt-, DANN sollte man die Art auch bestimmen können. Und dass das Rätsel gelöst werden konnte, ist ja auch eine Bestätigung.

Jetzt muss man wohl „nur noch“ einen Blick für die Feinheiten entwickeln - ebenso wie man lernen muss, den jeweils artspezifischen Geruch (für sich) zu bestimmen und dann wiederzuerkennen....geht wohl nur mit langjähriger Erfahrung.
Immerhin konnte ich heute mit Hilfe des Literaturhinweises (nochmals Danke!) einen Hiba-Lebensbaum erkennen - allerdings ist hier die Zeichnung auch vergleichsweise sehr klar zu identifizieren, im Unterschied zu vielen anderen und offenbar auch im Gegensatz zu derjenigen auf dem angehängten Foto, denn sonst hätte sich bestimmt jemand gemeldet, der eine Idee hat, worum es sich handeln könnte????

Kennt jemand vielleicht eine Zusammenstellung solcher Zeichnungen, wo nicht nur steht, dass sie arttypisch, charakteristisch oder „hübsch“ sind, sondern wo vielleicht noch genauere Beschreibungen oder Merkhilfen dabei stehen?
Viele Grüße
Myrica

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bee
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Re: Zypressenartige

Beitrag von bee »

Hallo,
es gibt Bestimmungsbücher (allgemein zur Gehölzbestimmung z.B. Fitschen oder Roloff/Bärtels), da werden auch die genaueren Merkmale beschrieben, z.B. wie die Größenverhältnisse der kantenständigen zu den flächenständigen Blättern sind, ob Öldrüsen vorhanden sind, wie der Geruch ist ,wie die Zeichnung aussieht etc.
Trotzdem hat man oft Zweifel und vergleicht 1001 Bilder.

Für mich wirkt dein Zweig wie eine typische Chamaecyparis lawsoniana.

Dazu im R/B zu den Blättern:
An Seitentrieben 2–3 mm lang, 1–1,5 mm breit, anliegend und sich dachzieglig deckend, ± spitz, Kantenblätter gekielt, breit sichelförmig bis lanzettlich, mit freien Spitzen, Flächenblätter viel kleiner, rhombisch, angepresst, meist mit deutlicher Öldrüse, oberseits dunkel- bis graugrün und
matt glänzend, unterseits heller und mit undeutlicher weißer, X-förmiger Zeichnung.

Aber vergleiche selbst auch mal mit C. obtusa (da sollten die Spitzen mehr eingebogen sein und die Zeichnung sehr deutlich sein, aber eher y-förmig),
Dazu im R/B zu den Blättern:
An Seitentrieben dicklich, ledrig,1,5–3 mm lang, 1–1,5 mm breit, fest anliegend, Öldrüsen nicht sichtbar, oberseits dunkelgrün, matt glänzend, unterseits dunkel graugrün, mit sehr deutlichen, feinen, silberweißen, Y-förmig geführten Linien, flächenständige Blätter eiförmig-rhombisch, stumpf, mit rundlichen Drüsen, kantenständige Blätter deutlich größer, fest anliegend, sehr dichtstehend, stumpf, vorne leicht einwärts gebogen

C. pisifera schließe ich hier aus (da sind die Blattspitzen gespreizt abstehend).
Xanthocyparis und Hybriden damit hätten nicht solche Zeichnung unterseits und die Blätter etwas anders geformt.
Zum Spaß auch mal mit Thuja vergleichen ...

Eigentlich kann man zu allen "Kandidaten" die Bildsuche im Web bemühen (Artnamen und Blatt bzw. leaf als Suchworte) und sich die Detailaufnahmen auf verschiedenen Seiten anschauen, dann bekommt man ein Gefühl dafür, was überhaupt gemeint ist.
Problem bei der Sache ist auch, dass es sehr viele Sorten gibt, die zwar auch diese Merkmale zeigen sollten, aber vom Wuchs allgemein und auch von der Farbgebung vom "Normalen" so stark abweichen.
Viele Grüße von bee

Myrica
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Re: Zypressenartige

Beitrag von Myrica »

Ganz lieben Dank für die vielen detaillierten Infos: habe mich nun durch -zig Chamaecyparis (lawsoniana)-Bildseiten durchgeklickt und denke, dass Du richtig liegst. Die Spitzen der Kantenblätter stehen zwar nicht so ab, wie das R/B angeben, aber z.B. auf dem Bild hier auf Baumkunde.de sehen die Kantenblätter denen auf meinem Bild doch sehr ähnlich.
Ich stelle noch 2 weitere Fotos ein, die vom gleichen Baum stammen müssten. (Bin mir da leider nicht ganz sicher, weswegen ich gehofft hatte, dass man den Baum nur über die weiße Zeichnung der Schuppenblätter bestimmen kann.) Vielleicht nützt das ja etwas. Dann hänge ich noch eine Vergrößerung aus dem 1. Foto an, auf dem man die Öldrüsen gut sehen kann, die ja auch typisch sein sollen.
Viele Grüße
Myrica
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Cryptomeria
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Re: Zypressenartige

Beitrag von Cryptomeria »

Auch vom Habitus für mich eindeutig Chamaecyparis lawsoniana. Ich habe früher von den Arten Herbarmaterial gesammelt und verglichen. Das ist sehr hilfreich. Leider ist bei mir heute durch versch. Umzüge alles verloren gegangen und wenn man sich nicht dauernd damit beschäftigt, vergisst man auch wieder Details. Die Arten findet man rel. leicht in großen Sammlungen, aber in den viel kleineren Hausgärten sieht man ja fast immer nur Cultivare und da kann man sich auf artspezische Zeichnungen nicht verlassen. Für die Sortenbestimmung braucht es immer das Habitusbild.
VG Wolfgang
Wer Bäume pflanzt und weiß,dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird hat angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.

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