Gibt es dominantere Bäume als die Rotbuche?

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Avatarez2
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Gibt es dominantere Bäume als die Rotbuche?

Beitrag von Avatarez2 »

Hallo liebe Baumfreunde :D ,

Immer wieder höre ich von der unfassbaren Konkurrenzkraft der Buche und dass wenn es den Menschen nicht geben würde, weite Teile Mitteleuropas mit Buchen bedeckt sein würden, welche meist als Reinbestände auftreten würden.

Ist ja auch logisch, die Sämlinge sind sehr schattentolerant, sie ist mit einem Jahreszuwachs von 40cm-70cm schnell wachsend, wird bis 30-45m hoch und unter ihrer Krone haben so ziemlich alle heimischen Gehölze außer der Eibe kaum eine Chance.

Wenn man sich ihre heimischen Konkurrenten so ansieht, muss man feststellen, dass auf lange Sicht ihr niemand gewachsen ist.

Die Eiche wächst auf den normalen Standorten zu langsam und wird schnell verdrängt, Linde scheint zu selten zu sein, Ulme ist fast ausgestorben, auch der Ahorn soll Probleme haben und die Birke scheidet als Pionierbaumart sowieso aus.

So frage ich mich, ob nicht vielleicht die ganzen neuen Baumarten wie bspw. Ginkgos, Lebensbäume, Mammutbäume, Douglasien, Roßkastanien, Götterbäume, Robinien, Gleditschien, Platanen oder die ganzen Juglans und Caryas die Rotbuche verdrängen könnten?

Als Beispielgebiet dient hier die Norddeutsche Tiefebene und hierbei geht es mir um den Endzustand der Vegetation, bei dem neben der Buche auch alle anderen Baumgattungen vertreten sind.

Welche würde die Oberhand gewinnen und welche könnten der Buche gefährlich werden?

Lg Avatarez2

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Hallo, wenn man sich die Tatsächliche Ausbreitung von Buchenwäldern anschaut, dann kann festgestellt werden: sie ist eben nicht weit verbreitet, weshalb der Schutz der Buchenwälder angestrebt wird.
Man kann schlecht Baumarten miteinander vergleichen und sagen: diese ist überlebensfähigere als eine andere.
Vielmehr kommt es auf die Standortbedingungen an.
Weder im Gebirge, noch im mediterranen Klima hat die Buche eine Chance. Ebenso wenig bei sehr rauhem kontinentalen Klima. Kann sein, dass der Klimawandel diese Baumart aus dem Standardsortiment kickt.

Viele Grüße

Avatarez2
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Beitrag von Avatarez2 »

Hallo Kiefernspezie und Danke für deine Ansichten:

Wenn man sich die tatsächliche Verbreitung der Buchenwälder anschaut, dann kann festgestellt werden, dass es über 100 Jahre braucht, bis ein Schlusswald steht, dass der Mensch vor hunderten Jahren die Buchenwälder massiv abgeholzt hat, die heutigen Forste aus unnatürlich dort vorkommenden Eichen und Fichten besteht und diese gefördert werden und die Buche überall in solchen Gegenden herausgenommen wird.

Ich sprach von Konkurrenzstärke und nicht von Invasionspotenzial. Natürlich wird die Buche nicht wie der bspw. der Staudenknöterich alles in 2-3 Jahren plattmachen, dafür aber in 40-70 Jahren. So müssen Forste, die Eichen bewirtschaften regelmäßig die Buchen entfernen, da die ansonsten die Eichen überwachsen.

Was der Klimawandel damit zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Die Gebiete im Norden sollen eher noch humider werden, die im Süden natürlich trockener, dennoch sprach ich explizit vom Norden Deutschlands und da ist die Konkurrenzkraft der Buche allgegenwärtig und wird durch den Klimawandel auch nur bedingt beeinflusst.
Er war auch nicht Teil der Fragestellung, auch wenn er die exotischen Arten unterstützen kann.

Der Klimawandel ist für die Buche übrigens auch eher als positiv zu betrachten, da in den meisten Gegenden genug Niederschlag vorherrscht und sie in Gebirgen weiter nach oben wandern kann.

Quelle: http://www.waldwissen.net/wald/baeume_w ... e/index_DE

Lg Avatarez2 :D

Ratatöskr
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Beitrag von Ratatöskr »

Ob die Rotbuche durchweg so konkurrenzstark ist muss bezweifelt werden, Staunässe etwa mag sie nicht, feuchte Auen also werden schon mal andere Baumarten wie Weiden, Pappeln usw. dominieren, in den höchsten Mittel- und die Hochgebirgslagen kommt die Buche ebenfalls an ihre Grenzen, hier dominieren dann eher Tannen- oder Fichten, gkleiches gilt für trockene Sandgebiete etwa in Brandenburg, das über weite Strecken Kiefernland ist.
Was den, in Ausmaß und auch Ursache ja durchaus umstrittenen, Klimawandel anbelangt, so sehe ich für Deutschland auch eher negative Auswirkungen für die Rotbuche, die weder besonders warmes noch besonders trockenes Klima mag und nach allem was man prognostiziert soll es ja auch in weiten Teilen Nord- vor allem Nordostdeutschlands trockener, vor allem frühlings- / sommertrockener und ganzjährig wärmer werden, es mag aber sein, dass die Rotbuche dann Teile Skandinavien erschließt, aber bei uns würde sie, unterstellt man, das Klima hält sich an die düstersten Prognosen, wohl aus größeren Gebieten verschwinden bzw. Probleme bekommen, profitieren würden Kiefern und Eichen. Ob die Rotbuchen die Eichen wirklich überwachsen und letztlich niederkämpfen wie es auch Wohlleben in seinen Büchern beschreibt, scheint mir so pauschal auch fraglich, da die Rotbuchen im Mittel keineswegs höher werden als Eichen im Bestand und sie somit auch nicht vollkommen abschatten können.

Beste Grüße
André
"Wenn eine Raupe stirbt- wird ein Schmetterling geboren"
Elisabeth Kübler Ross

Avatarez2
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Beitrag von Avatarez2 »

Hallo Ratatöskr

Vielleicht nicht die beste Quelle, aber Wikipedia scheint meine Meinung zu teilen.

"Die Baumart Rotbuche zeichnet sich durch sehr starken Schattenwurf der Baumkrone, geringe Lichtbedürftigkeit der Keimlinge und Jungpflanzen sowie sehr rasches Jugendwachstum aus und ist dadurch auf ihr zusagenden Standorten beinahe allen anderen Baumarten konkurrenzüberlegen. Buchenwälder sind dadurch in vielen Fällen arm an Begleit- und Mischbaumarten. Selbst in Regionen und auf Standorten, an denen die Rotbuche an der Grenze ihrer physiologischen Lebensmöglichkeiten wächst, können sich noch reine Buchenwälder finden. Viele Mischwälder mit Rotbuchen-Beteiligung verdanken ihre Existenz dem Menschen (Forstwirtschaft und frühere Waldnutzungspraktiken wie Waldweide, Streunutzung, Niederwaldwirtschaft) und wären von Natur aus buchenreicher. Wichtige natürliche Begleitbaumarten der Rotbuche sind:
Weißtanne (Abies alba). Sie begleitet die Buche regelmäßig in den höheren Mittelgebirgen und der montanen Bergwaldstufe der Gebirge, fehlt aber in den westlichen Mittelgebirgen. Tannen kommen im Buchenwald auf sauren und basenreichen Böden gleichermaßen vor. Die Baumart Weißtanne hat ähnliche ökologische Ansprüche und ein ähnliches Verbreitungsgebiet, so dass auch die reinen Tannenwälder der Gebirge zum Verband der Buchenwälder gerechnet werden, weil ihre übrige Artenkombination sehr ähnlich ist. In vielen Gebirgen und Mittelgebirgen kommen in der Bergwaldstufe neben der Weißtanne auch Fichten (Picea abies) vor und bauen Bergmischwälder auf.
Die Eichenarten Stieleiche (Quercus robur) und Traubeneiche (Quercus petraea) vermögen sich meist nur auf sehr sauren Böden neben der Rotbuche zu behaupten. Mischwälder mit Eichen kommen auch auf trockenen, flachgründigen Kalkböden vor, hier aber meist vom Menschen gefördert."

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rotbuchenwald

Bezüglich des Überwachsen der Eichen gerade in jungen Jahren durch die Buchen wird hier ein gutes Beispiel gezeigt, was nochmal die enorme Konkurrenz der Buche selbst in jungen Jahren verdeutlicht.

Quelle: http://www.waldwissen.net/waldwirtschaf ... e/index_DE

Buchen werden vielleicht nicht viel höher, aber die Setzlinge sind schattentoleranter und die Buchen wachsen viel schneller und beschatten stärker, ergo, die Eiche hat langfristig keine Chance, es sei den der Boden ist zu sauer für die Buche.

Lg Avatarez2

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Das ist richtig. Die Buche ist ein hinterlistiges Gehölz, dass zunächst im Schatten sich langsam und scheinbar brav verhält und mäßig wächst, um dann die tödlichen beblätterten Klauen über die anderen Bäume auszubreiten.

Im Gegensatz dazu die Tanne: Sie wächst weit über die Kronen der meisten Bäume hinaus, sie nimmt aber nur das Licht, das sie zum Leben braucht.

Die Buche hingegen versucht alles zu vernichten, das andersartig ist als sie. Arme Eichen und Kiefern, sogar die Lärchen müssen bangen.
Die Buche ist ein Nationalist unter den Gehölzen, das im Rahmen unserer demokratischen Grundwerte verfassungsfeindlich agiert und deshalb exportiert gehört - nach Ikea.


:lol: :lol: :lol:

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stefan
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Beitrag von stefan »

Avatarez2 hat geschrieben: ....es sei den der Boden ist zu sauer für die Buche. ....
oder zu naß oder zu trocken.
Gruß
Stefan
Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten
(Rabindranath Tagore)


https://baum-des-tages.blogspot.de/

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Also man kann festhalten: wenn die Lebensumstände es zulassen, ist die Buche langfristig unschlagbar an ihrem Standort.

Viele Grüße

Mostviertler
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Beitrag von Mostviertler »

Der Zusammenfassung von Kiefernspezi will ich noch einige Überlegungen anfügen: Meiner Meinung nach gibt es für fast alle Standorte den idealen Bewuchs und bei den Waldstandorten auch für die unterschiedlichen Gegebenheiten die unterschiedlichen Spezialisten, die dort dann dominant auftreten. In Deutschland sind die Boden- und Klimaverhältnisse offenbar weiträumig für die Buche ideal, daher ist die Buche in DE auch in so vielen Wäldern dominant, das ist aber nicht vorrangig das "Verdienst" der Buche, sondern ergibt sich aus den Begleitumständen.

Gruß
Hannes

Accelerater
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Beitrag von Accelerater »

Mein übernächster Nachbar hat Hainbuchen, die Samen fliegen bei Wind bei mir in den Garten und überall im Rasen und auch zwischen den Bäumen kommen die jungen Buchen zum Vorschein. Sie scheinen eine gute Keimquote und hohe Bodentoleranz zu besitzen. Würde ich und mein anderer Nachbar, bei dem kommen sie im Hof zwischen den Steinen hervor, nicht entefernen, in 5 Jahren hätten wir einen Buchenwald.


Gruß
Stefan

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Bei mir das selbe mit Ahorn. :D

Avatarez2
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Beitrag von Avatarez2 »

Das check ich auch nicht. In ca 200m Umkreis nicht ein einziger Ahorn, trotzdem gehen in jedem Beetchen mindestens 10 Spitz und Bergahorne hoch. Wie kann das sein?

Man spricht in den Städten schon von einer Verarhornung der Landschaft und trotzdem können diese Bäume von Buchen bezwungen und zurückgedrängt werden.


Deshalb nochmal die Frage, welcher Baum kann hierzulande die Buche in "ihren" Gebieten langfristig dominieren? Der Eukalyptus, der Schnurrbaum, der Tupelobaum, Die Roteiche, die Araukarie?

Was würde mit den Bäumen im Park und in den Gärten passieren, wenn der Memsch "tschüss" sagt? Würden die Überwachsen, sich gleichstellen oder dominieren?

Lg Avatarez2

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Also ich finde, Du haust da sehr viel durcheinander. Araukarien sind ja noch nicht mal in der Lage, sich hier fortzupflanzen - geschweige denn, der Konkurrenz zu trotzen.
Buchen sind in ihren Kerngebieten sicher nicht so einfach zu verdrängen, so lange die Umweltbedingungen konstant bleiben. Ich wüßte da keinen Baum.

Würde der Mensch verschwinden, würden langfristig auch sämtliche Bäume mit gehen.
Aber einge haben sich bereits so etabliert, dass sie in bestimmten Biotopen bleiben: z B. die Robinie.

Viele Grüße

Avatarez2
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Beitrag von Avatarez2 »

Hallo Kiefernspezie

Ich hau da eigentlich überhaupt nichts durcheinander.

Jeder Baum hat sich einem bestimmten Gebiet angepasst, woraus sich dann eine gewisse Konkurrenkraft entwickelte , mit der sie dort mit anderen Arten um Licht, Platz etc. konkurriert.

Jetzt gibt es aber viele Gebiete mit vergleichbarem Klima (Ostasien, Nordamerika, Süd-Neuseeland, Chile Feuerland, Himalaya) wo auch Bäume heimisch sind, welche dort dominieren und Wälder bilden. Viele dieser Bäume haben wir bereits eingeführt, als Parkbäume, Gartenbäume oder sogar als Straßenbäume.

Meine Frage wäre nun, welche von denen das Zeug dazu hat, die Rotbuche auf ihrem idealen Standort zu schlagen, also vergleichbate Bedürfnisse hat, aber dennoch noch angepasster ist, also bspw schneller wächst, höher wird, den Boden verändert, länger lebt, höhere Vermehrungsrate hat usw.

Die Bäume habe ich nur aufgezählt, um mal ein paar genannt zu haben. Das eine Araukarie mit ihrem langsamen Wachstum und sehr durchlässigen Krone von der Buche verdrängt wird ist klar, aber wie schauts mit der Roteiche aus? Sie wächst schneller als die Trauben und Stieleiche und hat größere Blätter und wirft möglicherweise auch mehr Schatten. Ebenso der Schnurrbaum, der ja auch relativ schnell wächst, wo ist der einzuordnen?

Wobei mich gerade mal interessiert, warum eine chilenische Araularie, welche ich sogar schon in meiner Nachbarschaft als monözische Pflanze ordentlichst Zapfen produzieren sehen habe, sich hier nicht fortpflanzen soll.

Würdest du mir das nochmal genau erklären können, dat raff ich grad net :cry: .

Lg Avatarez2

Kiefernspezi
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Beitrag von Kiefernspezi »

Hallo, das Klima vom Himalaya kann man nicht mit unserem vergleichen.
Die von den Temperaturen her vergleichbaren Biotope finden sich in 2.000-4.000 m Höhe. Da herrschen aber komplett andere Bedingungen was die Luft, die Sonneneinstrahlung und die Feuchtigkeit angeht. Deswegen dominieren in den höheren Lagen Lichtbaumarten, die in Buchenwaldlagen von vornherein schlechte Karten haben. Auch der Boden bietet eine komplett andere Lebensgrundlage.
Natürlich können Bäume aus den höheren und somit kälteren Lagen bei uns überdauern. Die Araukarie ist so ein Beispiel. Für sie sind aber die Lebensumstände sehr schlecht. Zu wenig Licht, zu viel Feuchtigkeit. Hier Zwangseingepflanzt tut sie ihr bestes, zu überleben - und macht dabei eine überaus gute Figur. Zapfen - meist mit unfruchtbaren Samen - findet man auch. Und ganz selten auch mit fruchtbaren Samen. Aus mehreren Gründen kommt es aber nur extrem selten zu einer natürlichen Verjüngung: Pilze, Freßfeinde, Schatten und zu hohe Feuchtigkeit verhindern, dass sich die sehr empfindlichen Keimlinge entwickeln können.
Auch in diesem Fall lässt sich das Gebirgsklima der Anden nicht mit dem von Buchenwäldern vergleichen.
Die Araukarie würde ohne die Pflanzungen durch den Menschen innerhalb weniger Jahrhunderte komplett ausgestorben sein.

Viele Grüße

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