Hallo liebe Baumfreunde
Wie schon mehrfach erwähnt, wohnen wir in Casares/Andalusien auf einer Finca in 530 Meter Höhe am Rande der Sierra Crestellina.
Immer wieder beobachte ich, dass meine spanischen Nachbarn - alles alteingesessene Campesinos - ihre nichtfrüchtetragenden Johannisbrotbäume absägen und mit Reise von früchtetragenden propfen. Ich habe das mal näher beobachtet. Da es sich hier um einen zweihäusigen Baum handelt, versucht man aus einem männlichen einen weiblichen Baum zu machen. Geht das überhaupt???
Liebe Grüße aus Casares
Tasco
Zweihäusiger Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua)
Moderatoren: stefan, LCV, tormi
Zweihäusiger Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua)
- Dateianhänge
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- Mask. Johannisbrotbaum-Blüte. Blütezeit Herbst.
Aufgenommen: 16. Okt. 2014 auf Finca Xochipilli - algarrobo-mas.JPG (192.08 KiB) 5125 mal betrachtet
- Mask. Johannisbrotbaum-Blüte. Blütezeit Herbst.
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- Fem. Johannisbrotbaum-Blüte. Blütezeit Herbst.
Aufgenommen: 16. Okt. 2014 auf Finca Xochipilli - algarrobo-fem.JPG (171.32 KiB) 5125 mal betrachtet
- Fem. Johannisbrotbaum-Blüte. Blütezeit Herbst.
Zuletzt geändert von Tasco am 17 Okt 2014, 12:11, insgesamt 1-mal geändert.
Hallo Tasco,
kurze Antwort: JA.
Wenn Du einen anderen Obstbaum veredelst, machst Du im Grundsatz nichts anderes: die Blüten werden nicht durch die Unterlage bestimmt sondern durch das Edelreis, das auf die Unterlage veredelt ist.
Jeder Kultur-Apfelbaum ist veredelt, und das dürfte auch für fast alle anderen kultivierten Obstbaumarten, bei denen es benannte und gezielt kultivierte Sorten gibt, gelten.
Gruß, Stefan
kurze Antwort: JA.
Wenn Du einen anderen Obstbaum veredelst, machst Du im Grundsatz nichts anderes: die Blüten werden nicht durch die Unterlage bestimmt sondern durch das Edelreis, das auf die Unterlage veredelt ist.
Jeder Kultur-Apfelbaum ist veredelt, und das dürfte auch für fast alle anderen kultivierten Obstbaumarten, bei denen es benannte und gezielt kultivierte Sorten gibt, gelten.
Gruß, Stefan
Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten
(Rabindranath Tagore)
https://baum-des-tages.blogspot.de/
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Re: Zweihäusiger Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua)
Hallo Tasco.
Ob sich diese Unverträglichkeit auch beim Veredeln von verschiedenen Geschlechtern ergeben kann, ist mir nicht bekannt. Das ist eine interessante Frage und theoretisch denkbar wäre es schon.
Auch ist das Geschlecht bei Pflanzen nicht so stark bestimmt wie bei Tieren. Es könnte also auch die Unterlage das Geschlecht dominieren.
PruMahal
Von Obstbäumen weiß ich, dass es manchmal Unverträglichkeiten zwischen Unterlage und Edelreißer geben kann: Die Veredelungsstelle wächst schlecht zusammen, der Baum wächst nicht so gut oder hat nicht so viel Ertrag, oder er bricht auch später noch an der Veredelungsstelle ab. Das ist z.B. bei machen Birnensorten oder bei Walnüssen der Fall. Dabei tritt die Unverträglichkeit schon innerhalb der gleichen Art (also z.B. Unterlage und Edelreis jeweils Walnuss) bei verschiedenen Sorten auf.Tasco hat geschrieben:Da es sich hier um einen zweihäusigen Baum handelt, versucht man aus einem männlichen einen weiblichen Baum zu machen. Geht das überhaupt???
Liebe Grüße aus Casares
Tasco
Ob sich diese Unverträglichkeit auch beim Veredeln von verschiedenen Geschlechtern ergeben kann, ist mir nicht bekannt. Das ist eine interessante Frage und theoretisch denkbar wäre es schon.
Auch ist das Geschlecht bei Pflanzen nicht so stark bestimmt wie bei Tieren. Es könnte also auch die Unterlage das Geschlecht dominieren.
PruMahal
Hallo Stefan und PruMahal
Danke für Eure Kommentare.
Jetzt bin ich wieder ein bischen schlauer geworden.
Tasco
Jetzt bin ich wieder ein bischen schlauer geworden.
Tasco
Re: Zweihäusiger Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua)
Hallo PruMahal
Bei Pflanzen, bei denen zweihäusige und einhäusige Individuen vorkommen spielt auf jeden Fall die Gen-Regulation eine Rolle, allerdings könnte auch dort die Häusigkeit genetisch festgelegt sein.
Daß sich bei Veredelungen die Unterlage bemerkbar macht und die Merkmale des Edelreis verändert oder überwiegt, ist die absolute Ausnahme und nur von sogenannten Periklinalchimären (z.B. +Laburnocytisus adamii und die +Crataegomespilus dardarii-Formen) bekannt. Das kann man für den Normalfall (und für den Laien) ausschließen.
Gruß, Stefan
Bei zweihäusigen Pflanzen ist das Geschlecht genetisch festgelegt und damit unveränderlich.PruMahal hat geschrieben:...
Auch ist das Geschlecht bei Pflanzen nicht so stark bestimmt wie bei Tieren. Es könnte also auch die Unterlage das Geschlecht dominieren.
Bei Pflanzen, bei denen zweihäusige und einhäusige Individuen vorkommen spielt auf jeden Fall die Gen-Regulation eine Rolle, allerdings könnte auch dort die Häusigkeit genetisch festgelegt sein.
Daß sich bei Veredelungen die Unterlage bemerkbar macht und die Merkmale des Edelreis verändert oder überwiegt, ist die absolute Ausnahme und nur von sogenannten Periklinalchimären (z.B. +Laburnocytisus adamii und die +Crataegomespilus dardarii-Formen) bekannt. Das kann man für den Normalfall (und für den Laien) ausschließen.
Gruß, Stefan
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Hallo,
gestern hatte ich hier schon mal ein bisschen gesucht (und mir gedacht, dass es funktionieren müsste - warum auch nicht?)
Einen Literaturhinweis (Google-Book) dazu habe ich gefunden
betr. Ginkgo-Baum (aus einem sehr alten Buch, "Litteratur-Bericht zur Linnaea für das Jahr 1837 von Diedrich Franz Leonhard von Schlechtendal"
Pfropfreiser eines weiblichen Ginkgo-Baumes wurden auf einen männlichen Baum gesetzt, der hat dann Früchte getragen.
gestern hatte ich hier schon mal ein bisschen gesucht (und mir gedacht, dass es funktionieren müsste - warum auch nicht?)
Einen Literaturhinweis (Google-Book) dazu habe ich gefunden
betr. Ginkgo-Baum (aus einem sehr alten Buch, "Litteratur-Bericht zur Linnaea für das Jahr 1837 von Diedrich Franz Leonhard von Schlechtendal"
Pfropfreiser eines weiblichen Ginkgo-Baumes wurden auf einen männlichen Baum gesetzt, der hat dann Früchte getragen.
Viele Grüße von bee
Hallo bee,
ein solcher Ginkgo steht in Bonn im Botanischen Garten.
Gruß, Stefan
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Re: Zweihäusiger Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua)
Was ich meinte, ist die "normale" Propfung: Es gibt eine Veredelungsstelle als Kontaktstelle, von der aus der Edelreis (und nur dieser) nach oben wächst, und die Unterlage nur nach unten. Dabei hat die Unterlage schon einen sehr starken Einfluss auf den Edelreis: Ein Apfelbaum mit Sämlingsunterlage wird 8m groß, während die selbe Sorte auf M9 als Unterlage nur 2m hoch wird.stefan hat geschrieben:Hallo PruMahal
Daß sich bei Veredelungen die Unterlage bemerkbar macht und die Merkmale des Edelreis verändert oder überwiegt, ist die absolute Ausnahme und nur von sogenannten Periklinalchimären (z.B. +Laburnocytisus adamii und die +Crataegomespilus dardarii-Formen) bekannt. Das kann man für den Normalfall (und für den Laien) ausschließen.
Gruß, Stefan
Ich habe vermutet, dass es eventuell möglich ist, dass die Unterlage den Edelreis z.B. hormonell zur Geschlechtsmerkmalsumwandlung zwingt. Da bewege ich mich aber auf ganz dünnem Eis, ist eine reine Vermutung, dass das möglich wäre.
Bei den Chimären verwachsen beide Gewebeteile, sodass man von oben bis unten immer jeweils ein Stück Gewebe von der einen Ausgangspflanze und von der anderen Ausgangspflanze finden kann. Wie wäre hier die Wahrscheinlichkeit, eine männlich-weibliche Chimäre zu züchten?
PruMahal