Felsenbirne oder nicht? ---> Amelanchier sp.

Ihr habt einen Laubbaum/ Strauch in Deutschland oder Europa gesehen, könnt ihn aber nicht bestimmen? Fragt hier einfach danach.

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Ute E.
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Felsenbirne oder nicht? ---> Amelanchier sp.

Beitrag von Ute E. »

Liebe Leute,

die Fotos sind von Anfang April diesen Jahrs. Den Blüten nach zu urteilen komme ich auf Gemeine Felsenbirne, aber die Rinde scheint gar nicht zu passen. Was denkt ihr?

Dankeschön und Grüße von

Ute
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Andreas75
Beiträge: 4121
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Beitrag von Andreas75 »

Hallo!

Ja, das ist eine Felsenbirne.
Allerdings eine ziemlich uralte, daher passt das mit der Rinde schon =).

Ute E.
Beiträge: 82
Registriert: 26 Feb 2014, 21:54

Beitrag von Ute E. »

Danke, Andreas!

Eher Gemeine Felsenbirne oder eher Kupfer-Felsenbirne?

Ihre Blätter zeigen ja einen leicht rötlichen Rand, hat das was zu sagen ... im April statt Herbst?

Viele Grüße, Ute

Andreas75
Beiträge: 4121
Registriert: 13 Dez 2004, 00:17

Beitrag von Andreas75 »

Ich würde auf A. ovalis plädieren, weil sie ja doch sehr weißfilzigen Austrieb hat :).

Grüße,
Andreas

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bee
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Beitrag von bee »

Hallo,
ich war gerade dabei, nachzuschauen - und wollte gerade Amelanchier lamarkii schreiben.
Jetzt bin ich aber unsicher ...

Den Griffel sieht man weit herausragen (und A. spicata und asiatica werden bei uns nicht so häufig gepflanzt), bleiben A. arborea, lamarckii und laevis.
EDIT: in Gedanken verwechsele ich immer laevis und ovalis. Also bei A. ovalis sollten die Griffel nicht so weit herausschauen, das klassische Unterscheidungsmerkmal.

Fitschen unterscheidet u.a. nach Grad der Blattentfaltung bei der Blüte von noch nicht entfaltet (arborea), halb ausgewachsen (lamarckii) und fast ganz ausgewachsen (laevis).

Man sieht schon einige (aber wenige) Blätter, erwachsene Form noch nicht sehr deutlich erkennbar.
Lt. Fitschen soll aber A. laevis unterseits (auch im Austrieb ???) kahl sein, A. lamarckii weißfilzig behaart - oben und unten. Rötlich scheinend im Austrieb beide.

Also Amelanchier lamarckii? Form des Blütenstandes könnte wiederum besser zu A. laevis passen (nicht in die Länge gezogen, weniger Blüten).
Viele Grüße von bee

Ute E.
Beiträge: 82
Registriert: 26 Feb 2014, 21:54

Beitrag von Ute E. »

Interessante Gedankengänge, Bee.

Verrät mir bitte noch wer, ob ich das Amelanchier auf der dritten Silbe betone, also Ame´lanchier ... und ich spreche das deutsch, einfach bott wie geschrieben, oder nicht? Ich muss nicht französeln?

Viele Grüße, Ute

Hessekopp
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Wohnort: Neuss

Beitrag von Hessekopp »

Bei Amelánchier liegt die Betonung auf dem zweiten a ... dafür habe ich nicht etwa Regeln gepaukt, sondern es einfach im Fitschen nachgelesen. 8)
Und ja, das Axon de Gu ist lediglich ein Betonungszeichen und nicht ein Axon de Gu.
Die Betonungsregeln sind sehr komplex und es ist völlig unwichtig, sie zu kennen (ich kenne auch nicht alle).
In aller Regel wird die drittletzte Silbe betont (Chamaecýparis, Córylus), in Ausnahmen auch die Vorletzte (Cotoneáster, Rhododéndron). Im allgemeinen (deutschen) Sprachgebrauch der botanischen Namen wird aus Unkenntnis und der hohen Komplexizität der Regeln aber im Zweifel meist stumpf die vorletzte Silbe betont. Bei Amelánchier folgt der allgemeine (deutsche) Sprachgebrauch aber den Regeln und betont richtigerweise auf der drittletzten Silbe.
So oder so, es heißt - wie bereits erwähnt - Amelánchier.
Jede Baumschule verkauft dir aber, egal ob du einen Ámelanchier, Amélanchier, Amelanchíer, Amelanchiér oder Amelánchier bestellst, immer dieselbe Pflanze und die Blicke sind eher bei korrekter aber dem (deutschen) Sprachgebrauch abweichenden Aussprache etwas befremdlich (Chamaecýparis oder Córylus).
Falls du bei der Frage nach der Betonung das Drei-Silben-Betonungsgesetz im Kopf hattest, so hattest du genau den richtigen Gedanken, es wird allerdings von hinten und nicht von vorn gezählt.
Die Aussprache ist ansonsten üblicherweise Kirchenlatein, also fast wie Deutsch mit nur ganz wenigen Ausnahmen.
Sprich es Amelánschier, wobei ie nicht zusammengezogen und ch als sch gesprochen wird.
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Ute E.
Beiträge: 82
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Beitrag von Ute E. »

Ihr seid klasse, Leute. Herzlich danke auch an Bee und Hessekopp für die Vertiefung der Materie.

AndreasG.
Beiträge: 3446
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Beitrag von AndreasG. »

Ich würde bei obigen Baum auf A. lamarckii tippen.
Zum Vergleich habe ich mal Blütenfotos von ovalis und lamarckii eingestellt.
Auf jeden Fall ein bemerkenswert schönes Exemplar.
Dateianhänge
Amelanchier lamarckii
Amelanchier lamarckii
DSCN0259.jpg (163.58 KiB) 7023 mal betrachtet
Amelanchier ovalis
Amelanchier ovalis
DSCN0256.jpg (164.3 KiB) 7023 mal betrachtet

Ute E.
Beiträge: 82
Registriert: 26 Feb 2014, 21:54

Beitrag von Ute E. »

Hey Andreas,

das sieht ja eindeutig aus, danke für den Schubs in die Richtung Kupfer-Felsenbirne, was täte ich ohne dieses Forum?

LG Ute

AndreasG.
Beiträge: 3446
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Beitrag von AndreasG. »

Von den Blüten täte lamarckii schon passen, aber die etwas filzigen Blätter sind leicht irritierend. Es gibt noch andere Felsenbirnenarten. Teils werden oder wurden die auch in Deutschland gepflanzt. Ich habe die anderen auch im Garten, aber sie haben leider noch nicht geblüht. Deshalb lamarckii unter Vorbehalt.

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bee
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Beitrag von bee »

Hallo,
ich bin von A. lamarckii ziemlich überzeugt, habe zum Vergleich noch mal alte Bilder hervorgesucht. Im Austrieb ganz filzig behaart (Zweige und Blätter), auch halb-erwachsene Blätter im April zur Blütezeit noch unterseits weißfilzig.
Der gleiche Strauch hat später (fast) kahle Blätter.

Hier erkennt man das auch:
http://garten-von-ehren.com/baumschule/ ... elsenbirne
(Bilder dort kann man anklicken und vergrößern)
Dateianhänge
3_Amelanchier lamarckii_04-2009.jpg
3_Amelanchier lamarckii_04-2009.jpg (52.47 KiB) 6947 mal betrachtet
2_Amelanchier lamarckii_04-2009.jpg
2_Amelanchier lamarckii_04-2009.jpg (44.72 KiB) 6947 mal betrachtet
1_Amelanchier lamarckii_04-2009.jpg
1_Amelanchier lamarckii_04-2009.jpg (46.16 KiB) 6947 mal betrachtet
Viele Grüße von bee

Andreas75
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Beitrag von Andreas75 »

Naja, eventuell handelt es sich bei dem Exemplar ja auch um eins der nicht wenigen Kultivare, die ich leider nicht im Detail kenne, auch Hybriden sind sicher nicht ausgeschlossen.

Kennt denn einer ähnlich alte Exemplare von Amelanchier?
Zumindest lamarckii ist mir bisher immer mit glatter Rinde begegnet, während bekannte ovalis (wo ich zugegeben nicht viele kenne) schon eher zu rauher und teils gefurchter Rinde neigten, vor allem zum Stammgrund hin.

Eventuell aber, die gefragte Pflanze ist ja anscheinend veredelt, ist dass ein Effekt, den die Unterlage auf den Pfröpfling hat, also lamarckii auf ovalis veredelt, was ja in alten Zeiten nicht selten so gehandhabt wurde, was eine gewisse Beeinflussung des Edelteils mit sich bringt.
Macht zwar aus einer lamarckii immer noch keine ovalis, aber ich denke, dass könnte die Sache erklären :).

AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. »

Stimmt, meine Pflanzen im Garten sind teilweise auch gepfropft.
Allerdings weiß ich nicht, was da als Unterlage dient.

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stefan
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Beitrag von stefan »

Hallo Andreas,
die Borke paßt gut zu Amelanchier lamarckii.
Das Bild in der Baumliste (http://www.baumkunde.de/Amelanchier_lamarckii/Borke/) stammt von einem mehrstämmigen, ca. 40 Jahre alten Exemplar.
Die hier vorgestellte dürfte noch etwas älter sein.
Gruß, Stefan
Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten
(Rabindranath Tagore)


https://baum-des-tages.blogspot.de/

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