Naturbeobachtungen im August

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quellfelder
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Naturbeobachtungen im August

Beitrag von quellfelder »

Hallo,

ich setze heute die Reihe mit dem August fort:

Der August:

Monatsnamen: Augst, Ernting, Erntemonat, Hitzemonat, Kochmonat,
Fliegenmonat, Biesmonat, Fleischmonat.

Tierkreiszeichen: Löwe, vom 23. 7. bis 22. 8.

1. Petri Kettenfeier 10. Laurentius 19. Sebald
4. Dominikus 15. Mariä Himmelfahrt 28. Augustin
29. Johannes Enthauptung

Die Sonne schreitet am 23. August aus dem Zeichen des Löwen in das Zeichen der Jungfrau. Wenn sie zwischen diesen beiden Tierkreisen dem Königsstern begegnen, erscheint vor ihr in der Morgendämmerung Sirius der Hundstern.
Die Lichtstrahlung nimmt weiter ab, aber die Landschaft empfängt noch soviel Kraft wie im Mai.
Die Winde drehen gen Süden. Östliche Winde werden nur selten registriert, und die Gewitterzeit ist vorbei, nur hier und da gewittert es noch. Zwischen Mitte August und Bartholomäus stellen wir eine Wetterscheide fest. Kühle Regensommer wechseln in sonnige Nachsommer oder Herbste über, und heiße Sommer werden von nassen Winden abgekühlt.
So sieht das im Lichte des Landvolks aus:
Der August ist Winters Anfang, und: Lorenzje such's Pelzje, oder Bartholomäus geht man im Sommer in die Kirche und im Herbst wieder heraus.

Der Augustsonne ist nicht zu trauen,.
Regnet's im August, so regnet's Honig und Must, oder: Gott bewahre uns vor Augustkot und Maienstaub, oder: Der Tau ist im August so not, wie jedermann sein täglich Brot.
Der Winzer meint:
Lorenz muß wie ein heißer Stein sein, soll später guter Wein sein. Der Obtsgärtner:
Erntingsende viel Sonnenglut, macht Äpfel und Trauben reif und gut.
Aber: August ohne Feuer, macht das Brot teuer.

Die Wetterdeuter meinen:
August heiß, bleibt der Winter lange weiß,
und Lorenz und Barthel schön, wird der Herbst auch gut ausgehn. Oder: Wenn die Schwalben jetzt schon ziehn, sie vor naher Kälte fliehn,
und: Wenn die Störche zeitig reisen, kommt ein Winter von Eisen.
Wer den Rhythmus des Lebens in Garten und Feld ergründen will, sollte nicht zu kurz beim Reifen verbleiben. Dabei wird er auch auf den Spruch stoßen
„Der August reift die Beere, der September aber die Ähre".
,Nach Tollkirschen und Schneebeeren reifen die Vogelbeeren, und ein wenig später die Fliederbeere. Gegen Mittee des Monats röten sich die kleinen Früchte des Weißdorns, von den Kindern gern als Mehlbeeren verspeist. Auch im Brombeergestrüpp entdecken wir dunkelsaftige Früchte. Und Pflaumen und Schlehen gehen der Ernte entgegen, desgleichen die Hagebutten.
Auch unter Kräutern und Blumen ist die Zeit der Reife: Blaue, rote, und gelbe Perlen leuchten aus fahlendem Grün.
Blätter an Bäumen, Sträuchern und Stauden sind wie abgearbeitete Hände: verfärbt, verschlissen und geschunden.
Aber im Garten herrscht auf den Blumenrabatten noch eitel Farbe und Glanz. Dahlien in unwahrscheinlichen Nuancen der Farbe und Form, rosig leuchtet die Cosmos, weiß die goldgefleckte Sonne der Margueriten, rankend und duftend die Wicken, dunkel strahlen mit lichtem Kern die Asternsterne, und zwischendurch ein Feuermeer von. Kapuzinerkresse, Goldruten, Rudbeckien und Feuerlilien.
Auf den Wiesen tummeln sich Schmetterlinge um die Sommerfarbenkelche der Disteln, des roten Wiesenklees, der Skabiosen, Hauhecheln, von Ginster, Honigklee, von Schafgarbe, Wilder Möhre und Glockenblumen. Während wir das schon gilbende Gras näher betrachten, entdecken wir auch noch einige andere, wie Ackerwinden und Wegerich. Auch Engelwurz und Pastinake,
Rainfarn und Ackerdistel blühen.. Auch der Wald hat sein typisches Augustgesicht: An den
Fichten hängen grüne, unreife Zapfen. Die Pilzkolonien sind um einige Sorten bereichert.
Die unermüdlichen Hasen haben zum vierten Male Junge bestellt, Rothirsche fegen noch, und der Rehbock brunftet.
Die Brutzeit der Vögel ist keineswegs beendet. Bei Mehl und Rauchschwalben, Goldammern und Feldlerchen kann man noch Gelege finden.
Der Vogelfreund horcht noch dem Gedudel und Gezwitscher, am meisten aber fesselt ihn nun die immer deutlicher werdende Wanderunruhe der Vögel. Viele Vögel beginnen bereits ihren Zug, die meisten in großen Schwärmen. Nur der Kuckuck scheint Einzelgänger zu sein.. Aber auch er findet an den ihm vorbestimmten Platz.
Gegen Ende des Monats wendet sich auch der Storch gen Süden.
Bei Schlangen, Molchen und Fröschen gibt es 'in der zweiten Monatshälfte allenthalben Zuwachs.
Kohlweißlinge treten zum zweiten Male im Jahr in großen Scharen auf. Wer da nicht aufpaßt, wird auf dem Kohlacker nur noch die Strünke finden. Man hat festgestellt, daß die Unersättlichen nach Verspeisung des Kohlgerichts sich über Meerrettich und Kresse, ja über Blumen hermachen.
Ein buntes Heer von Schmetterlingen wimmelt und segelt um diese Zeit über Gärten und Gefilden. Auch Falter und Eulen, zum Teil frisch geschlüpft, sind darunter.
Auch sonst ist an niederem Getier so allerlei zu beobachten. Libellen, Grillen, Heuschrecken und Grashüpfer, auch Spinnen, Ameisen und Fliegen treffen wir zu Hauf.
Vor allem ist es die Fliegen-, Mücken- und Bremsenzeit. Von den Ameisen erheben sich nun die geflügelten Männchen und geflügelte Weibchen zu großen Flügen. Durchweg aber nur in gewittriger Luft, so daß die Bauern auch die Ameisen als Wetteranzeiger ansehen.
Auf den Höfen herrscht reges Leben:
Der Augusti macht die Bauern lusti.
Denn: der Winterroggen muß herein, danach Sommergerste, Winter- und Sommerweizen. Auch der Hafer möchte nicht mehr lange auf dem Halm bleiben. Die baumbestandenen Landstraßen zeigen nun mit ihren Strohfahnen die Wege der Erntewagen an.
Der dicht geschlossene Kreis des Landlebens wird besonders in diesem Monat offenbar: Während noch die Ernte zugange ist, oder gar noch Getreidefelder wogen, geht nebenan schon der Pflug, die Drillmaschine oder der Säemann.
Einige Äcker erhalten ihre Nachfrucht.
Brot ist nun in aller Hände und Munde:
De sien Brod hed, bruuckt nich no Amerika üm Botter riesen.
Und: Dröög Brodd maakt de Backen root.
Alltägliches Unglück nimmt man dann nicht so tragisch:
All Unglück is god, hed man darbi nur Brod.


Aber sparsam bleibt der Bauer auch in seinen besten Zeiten:
Kästen un Krömen, sünd ok Brod,
und: Knuuste geevt Knöövte.
Die Luft ist geschwängert vom Duft trocknenden Grases, vom Geruch blühenden Buchweizens und dörrenden Kartoffelkrauts.
Bartholomäus ist einer der wichtigsten Monatsheiligen:
Bartelmei knicket den Haver in de Knei. Auch: Barthel weiß, wo er den Most holt.

Köstlich dieses Bild:
Wenn de Hauer sik leggt, so hed Bartelmäus sik met sien Aars rinsett.
Der Obstgärtner klagt:
Barthelmeistorm sleit dat Obst von de Bööm, und: Bartelmei schüttelt Birnen und Appel ei'.
Und bei allen Bauern ist bekannt:
Bartholomä - wer Korn hat, der sä; wer Gras hat, der mäh; wer Hafer hat, der rech; wer Äpfel hat, der brech.
Aber, auch Lorenz hat so seine Bedeutung:
Kommt Laurentius her, wächst das Holz nicht mehr, und: Laurentius regent Honnig in de Heid, Talg in de Weid, Hoppen an'n Staken un Mark in de Knaken.
Von Mariä Himmelfahrt wird gesagt:
Dies wisse, dannn gibt's die ersten Nüsse.
Der Obstgärtner hat nun alle Hände voll zu tun:
Die Arbeit mit dem schlafenden Auge muß zu Ende gehen.
Ab Mitte des Monats reifen die Apfel.
Auch unter den Birnen können wir schon saftige pflücken.
Pfirsiche und Aprikosen reifen. Zwetschen
und Pflaumen locken nun auch vollsaftig und blau.
Für die Hausapotheke suchen wir Leinsamen und Fenchel,
auch Goldrute und andere.
Der Bienenwirt erlebt eine spannungsreiche Zeit: Die Drohnenschlacht entbrennt. Das Volk der fleißigen Bienen wird der Drohnen überflüssig und tötet sie im Stock, wo sie sie treffen. Die von ihnen fliehen können, gehen draußen zugrunde.
Aus der Bienenzüchterzunft sind manche geheimnisvollen Sprüche überliefert, die, sollten sie zutreffen, weitere Beziehungen zwischen Wetter, Pflanzen und Tieren aufdecken:
Gifft veel Flegen, gifft ok veel Honnig,
Gifft dat Veel Spratenkohl, gifft ok'n god Immenjahr,
Gifft veel Eckern, gifft nich veel Honnig,
Und: Geit des Aarnwagen in'n Drecke, swimmt de
Immen in'n Fette.
Auch:. Wedderlüchten verdrifft den Honnig.
Oder: Lorent kömmt, de Honnig in die Heid,
Und Lorent kloppt sik de Immen met de Spinn.
Oder: Wenn't Lorentsdag regent, so winnt de Spinnen.

Haben wir noch Zeit zur Jagd, bieten sich uns Rehbock, Gänse und Enten. Zu Beginn des Monats ging schon die Jagd auf für Rothirsch, Gamswild, Dachse, Tauben, Bekassinen und Brachvögel. Bartholomäus macht die Rebhuhnjagd frei.

Der Sommer neigt sich dem Herbste zu, das heißt seine gefährliche, aber fruchtbare Kraft erlischt und wird von reinem, kühlen Herbstlicht abgelöst. Die Schöpfungskraft des Jahres hat sich im feurigen Herren August erschöpft und beginnt zu welken. Aber wie beim Menschen: Erst auf dem Zenith der Vollreife erblüht und wächst die Weisheit und Güte.

Viele Grüße

quellfelder

Ener
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Registriert: 08 Mai 2017, 14:14

Re: Naturbeobachtungen im August

Beitrag von Ener »

quellfelder hat geschrieben:
28 Jul 2013, 13:23
Gegen Ende des Monats wendet sich auch der Storch gen Süden.
Hallo,

ich hab kein wirklich passendes Thema gefunden, aber den Drang, die Bilder zu zeigen. Ist mir in der Form einfach noch nie zu Augen gekommen. Ronshausen am Abend des 14. August. Sah zwischenzeitlich aus wie bei Hitchcock's Die Vögel. Am nächsten Morgen wurden ganze 22 in der Nähe auf einer Wiese gezählt.
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AndreasG.
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Re: Naturbeobachtungen im August

Beitrag von AndreasG. »

Da wird die Endbindungsstation im nächstgelegenen Krankenhaus viel Arbeit bekommen. :lol:
(Ich weiß, ist ein fader Witz.)

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Babs
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Re: Naturbeobachtungen im August

Beitrag von Babs »

Ich habe gestern Nachmittag bei Rümmingen (Südl. B-W) 22 Störche in einer Schraube nach oben fliegen sehen.
Das war sehr beeindruckend!
LG Babs

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