Wilde Lilie?

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aki.ben
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Wilde Lilie?

Beitrag von aki.ben »

Hallo!
Durch Zufall habe ich heute unter unserem (uralten) Pfaffenhütchen diese sehr schöne Pflanze entdeckt. Sieht für mich aus wie eine Lilie.

Ein paar hundert Meter weiter wachsen am Waldrand orangefarbene Lilien (ich denke es könnte Lilium davidii sein).
Diese Pflanze sieht allerdings gänzlich anders aus.
Kann sie vielleicht jemand bestimmen?

Ist das eine wildwachsende Lilie?

Vielen Dank im Voraus!
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LG
Anna

Yogibaer
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Beitrag von Yogibaer »

Lilium davidii, soweit ich mich erinnere, ist es sicherlich nicht. Die var. willmottiae, die ich sehr gut kenne, wird wohl nicht so sehr von der Hauptform abweichen. Ich nehme an es handelt sich um die Türkenbundlilie, Lilium martagon, die Blattquirle und Blütenfarbe sprechen dafür.
Gruß Yogi

Mostviertler
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Beitrag von Mostviertler »

Ich stimme Yogibaer zu, es ist ziemlich sicher eine Türkenbundlilie.

Gruß
Hannes

aki.ben
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Beitrag von aki.ben »

Toll, danke für die schnellen Antworten!

Wikipedia sagt, die Lilie ist in Skandinavien nur eingebürgert. Dann wird sie wohl ein Überbleibsel eines früheren Gartens sein. Wir wohnen jetzt seit drei Jahren hier, und die Pflanze ist mir bisher noch nicht aufgefallen.
Dass sie angeblich gerne von Rehen gefressen wird, könnte natürlich einiges erklären. Die Genossen gehen hier ein und aus und mampfen alles was ihnen in die Quere kommt.
Ich glaube nicht, dass ich die Zwiebel unter dem Strauch ausgegraben bekomme.
Funktioniert die Vermehrung über Samen?
LG
Anna

Yogibaer
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Beitrag von Yogibaer »

Grundsätzlich kann man diese Lilien durch Samen vermehren. Bei L. davidii var. willmottiae vergehen allerdings 3 Jahre ehe die Zwiebeln blühfähig sind. Dürfte bei L. martagon auch bei 3- 4 Jahren liegen.
Gruß Yogi

AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. »

Wie bereits erwähnt, Lilium martagon.
Die Vermehrung durch Samen funktioniert, allerdings dauert es von der Aussaat bis zur Blüte recht lange, phi x Daumen sieben Jahre.
Das kann auch der Grund sein, warum du bisher noch keine Blüten gesehen hast, wobei Rehe natürlich auch die Übeltäter sein können.
Auf jeden Fall Glückwunsch, denn sowas findet man nicht alle Tage.
Die Keimquote der Samen ist allerdings mäßig, meist keimen nur 2 oder 3 Samen von 10.
Und es dauert nach der Aussaat sehr lange, bis was passiert. Noch dazu laufen die Samen unregelmäßig auf.
Meine Aussaaten sind im zweiten Jahr eingegangen.
Man muss also ein wenig vorsichtig agieren. Der Händler, von dem ich die Samen hatte, empfahl eine Aussaat in Töpfen und erst nach zwei oder drei Jahren dann ins Freiland.

aki.ben
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Beitrag von aki.ben »

Danke für die Tipps!
Wann (also in welchem Monat) kann ich ungefähr versuchen, die Samen zu ernten? Müssen die Samen vor dem Aussäen noch irgendwie behandelt (gekühlt oder getrocknet) werden?
Aussaat dann im Winter oder Frühjahr auf der Fensterbank?
LG
Anna

AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. »

Du solltest die Blüten mehrmals! mit einem Pinsel bestäuben.
Die Samen dann ernten, wenn sie reif sind, also irgendwann im Herbst.
Wann das genau ist, musst du selbst herausfinden. Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst du die Blüten nach einer geglückten Bestäubung ein wenig schützen, z.B. ein engmaschiges Netz drum binden.

Aussaat dann sofort in ein überwiegend mineralisches Substrat in Blumentöpfe, also viele Steinchen, gemischt mit Aussaaterde.
Ob die Samen unbedingt eine Stratifikation benötigen, weiß ich nicht.
Aber in der Natur liegen sie im Winter auch irgendwo herum und keimen dann im Frühjahr. Also würde ich die Töpfe geschützt, so dass keine Tiere die Samen fressen können, irgendwo draußen aufstellen. So ab April nächsten Jahres kannst du dann im Gewächshaus vorziehen, falls da bei euch noch ein Meter Schnee liegt.
Aber L. martagon kommt bis Sibirien vor, sollte also mit langen, kalten Wintern klarkommen.

AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. »

Ich habe gerade nochmal in der Aussaatanleitung vom Profi nachgelesen.
Mineralisches Substrat, Samen nur leicht mit Sand bedecken und nur leicht feucht halten, also nicht patschnass.
Anfangs in Töpfen halten, weil sonst Schnecken und Co. ihr übles Tun ungestraft ausleben können. Ihr habt doch Schnecken in Norwegen, oder?

aki.ben
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Beitrag von aki.ben »

Danke!
Jetzt hab ich doch noch eine dumme Frage wegen der Bestäubung :shock:
Habe gelesen, dass die Türkenbundlilie selbststeril ist. Bedeutet das, dass ich mindestens zwei Pflanzen brauche, um sie zu bestäuben?
Wenn es wieder trocken ist, kan ich mich mal auf die Suche machen, und schauen, ob in der Nähe vielleicht noch eine weitere Pflanze steht. Auf den ersten Blick sah es allerdings nicht so aus.

Angenommen ich hätte zwei Pflanzen, wobei die eine aus einer Ablegerzwiebel der anderen entstanden ist, könnten die sich dann gegenseitig bestäuben?
LG
Anna

AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. »

Wenn Pflanzen per Ableger vermehrt werden, sind sie immer genetisch identisch mit der Ausgangspflanze, d.h. sie können sich bei selbststerilen Arten dann nicht gegenseitig bestäuben.
Aber die Selbststerilität liegt häufig nicht bei 100%. Soll heißen, einen Versuch ist es wert.
Manchmal ist es auch möglich, die Rezeptoren, die eine Selbstbestäubung verhindern sollen, auszutricksen. Dazu kann man etwas Zement auf die weibliche Narbe aufbringen. Der ist stark alkalisch und soll diese Rezeptoren ausschalten. Danach den Zement vorsichtig wieder herunterkehren und normal bestäuben.
Ich kenne dieses Verfahren aber nur in der Theorie und habe es noch nie ausprobiert.
Oder du kaufst im Gartencenter noch eine zweite Zwiebel. Teils kriegt man die auch im Online-Versandhandel, allerdings nicht immer und zu jeder Jahreszeit. Blühfähige Pflanzen sind auch nicht ganz billig, weil die Vermehrung langwierig ist und die Samen nur schlecht auflaufen.

Yogibaer
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Beitrag von Yogibaer »

Sorry, eine Berichtigung über die Lilienkultur. Die meisten Lilien sind Dunkelkeimer, dazu gehört auch die Türkenbundlilie. Das heißt, man sollte sie bei der Aussaat mindestens 1cm mit Erde bedecken. In der Natur, da sie eine vorwiegend Buchenwaldbewohnerin ist, wird dies durch das fallende Laub im Herbst ersetzt. In der kommerziellen Vermehrung dürfte wohl heutzutage die in vitro-Kultur die Erste Stelle einnehmen. Vorher war es die Vermehrung durch Zwiebelschuppen. Bei dieser Vermehrungsart werden die einzelnen Schuppen abgetrennt und in Erde gesteckt dadurch wird die Bildung von Brutzwiebeln angeregt. Diese blühen dann eher wie die Zwiebeln aus generativer Vermehrung.
Zur Anzucht aus Samen würde ich im Garten einen unten offenen Kasten einsetzen, mit leichten und humosen Boden teilwiese auffüllen, Samen ausstreuen und ca. 1cm hoch mit diesen Boden abdecken. Bei Wühlmausgefahr kann man vorher ein Drahtgitter einlegen und bei Schneckengefahr oben mit einem Schutzflies/netz abdecken. Mit diesen letztgenannten Varianten hab ich einige Davidslilien vermehrt, nur in etwas größeren Maßstab.
Gruß Yogi

aki.ben
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Beitrag von aki.ben »

Vielen Dank!
Werde das mit der Vermehrung mal versuchen. Vielleicht blühen ja in nächster Zeit noch weitere Pflanzen in der Umgebung, dann findet man sie ja auch besser.

Wollte hier gerne noch Bilder von der im obersten Eintrag genannten orangefarbenen Lilie nachreichen. Sie wächst wie gesagt am Waldrand, wo wir sie vor etwa zwei Jahren ausgebraben und ins Beet gesetzt haben.

Kann sie jemand bestimmen?

Und kreuzen sich unterschiedliche Lilien-Arten im Garten untereinander?

Edit: Lilium davidii war wohl etwas schnell geschossen. Die sieht ja wirklich komplett anders aus. Aber immerhin auch orange :wink:
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LG
Anna

Yogibaer
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Beitrag von Yogibaer »

Habitus und Blütezeit deuten auf Lilium bulbiferum hin. Wenn keine oder sehr wenige Bulbillen in den Blattachseln zu finden sind ist es die Ackerfeuerlilie, Lilium bulbiferum var. croceum.
Es ist möglich Lilienarten innerhalb ihrer Sektionen zu kreuzen, in Amerika gibt es eine natürliche Hybride aus Lilium canadense x Lilium michiganense, leider fällt mir der Name nicht mehr ein. Ist schon eine ganze Weile her wo ich mich intensiver mit Blumenzwiebeln befasst habe und WWW(.) eine unbekannte Abkürzung war.
Gruß Yogi

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