Saatkrähenplage

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Chelterrar
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Re: Saatkrähenplage

Beitrag von Chelterrar »

Es stimmt tatsächlich, die Katzen sind die unnötigste Ursache des massiven Vogelsterbens im urbanen und teilweise auch im ländlichen Raum.
Auch wenn sie gegenüber der Landwirtschaft, mit deren immenser Habitatzerstörung und den immer mehr werdenden Schottergärten wohl eher einen kleinen Raum einnehmen, besitzt zumindest die Landwirtschaft einen Sinn, weshalb der Preis in gewissen Grenzen noch ok ist.
Katzen jagen aber zum Spaß oder wurden freigesetzt, beides müsste zum Wohle des Vogelschutzes überdacht werden.

Freilaufende Hauskatzen (nicht die heimischen Wildkatzen) sind Neozoen und haben keine positiven Effekte auf die Biozönose und sollten daher alle entnommen werden, entweder durch den Jäger oder durch den Wolf oder durch Beide.
Die Haltung von Hauskatzen sollte so reglementiert werden, dass die Besitzer stärker darauf achten, dass diese während ihres Freiganges keine Vögel töten. Statt eines Verbots könnte man drakonische Strafen verhängen, so verhindert man den Schrei nach Verbotskultur bei den Umweltfrevlern (die aber Katzen halten :roll: ) und regt gleichzeitig ein Umdenken durch finanzielle Einbußen der Katzenhalter ein, mit den Mehreinnahmen fördern dann die Städte und Kommunen Vogelschutzprojekte.

Ok, alles mega utopisch, aber das wäre mir jetzt spontan mal eingefallen, weil aktuell dokumentiert man nur Schäden, dagegen tun, macht man irgendwie kaum was, dabei lässt sich dieses Problem leicht politisch lösen, auch ohne diese Haustiere zu verbieten.

LG Chelterrar

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LCV
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Re: Saatkrähenplage

Beitrag von LCV »

Andreas75 hat geschrieben:
13 Jan 2021, 23:37
Frank, Du als Katzenhalter beschwerst Dich über den Einfluss von Rabenvögeln auf kleinere Singvögel?
Und überlegst Dezimierungsmaßnahmen, ohne die geringsten Kenntnisse der Jahresperiodik und Ernährungsweise von Saatkrähen zu haben?
Hallo Andreas,

dann bitte erst mal den letzten Absatz lesen:

Man sollte dringend untersuchen, ob der extreme Schwund an
Singvögeln auf diese Massen von Krähen zurückzuführen ist.
Notfalls müsste man (regional begrenzt) die Jäger anweisen,
die Bestände zu dezimieren. Man kann nicht einen Vogel schützen
und viele andere werden ausgerottet.


Alles Konjunktiv! Ich habe gefragt, nicht behauptet. Und wenn in einigen
Regionen die Saatkrähen Wintergäste sind, so sind sie das hier aber nicht.
Es gibt das ganze Jahr über diese Riesenschwärme. Das dürfte mit dem
regionalen Klima zusammenhängen.

Und bezüglich meiner Katze möchte ich anmerken, dass diese mit
6 Monaten aus dem Tierheim geholt wurde, noch nie im Freien war
und bis zu ihrem Tod mit 14 Jahren nur in der Wohnung gehalten wurde.
Sie hatte Zugang zum Balkon mittels Katzenklappe und ebenso
Entfaltungsmöglichkeiten in die Höhe. Selbstverständlich verhinderte
eine Katzennetzsicherung, dass sie evtl. abstürzt, aber auch konnte
kein Vogel herein kommen. Da wir jetzt mehr reisen wollen, haben
wir keine neue Katze geholt.

Ich bestreite nicht, dass freilaufende Katzen Vögel töten, aber auch
kleine Reptilien. Andererseits fangen die Freigänger auch Mäuse und
Ratten. Ich kann nicht sehen, dass es plötzlich extrem viel mehr
Katzen bei uns gäbe, es ist eher das Gegenteil. Eine Frau in der
Nachbarschaft hatte sehr viele Katzen, aber die Frau ist gestorben
und im näheren Umkreis gibt es nur noch eine ganz alte Katze, die
zu schwach ist, um irgendwas zu fangen und eine ganz junge, die im
Augenblick noch zu unerfahren ist. Aber die wäre ab Frühjahr die
einzige hier, falls sie nicht vorher versucht, die Hauptstraße zu
überqueren.

Ich habe lediglich eine Beobachtung gemacht und gefragt, ob es einen
Zusammenhang gibt und was man ggflls. tun sollte.

Außerdem ist nicht "die Katze" schuld, sondern der Mensch. Der Jagdtrieb
liegt in der Natur der Katze. Deshalb gibt es auf dem Bauernhof immer
Katzen, damit die Nager keinen zu großen Schaden anrichten. Da kommen
sicher keine Wildkatzen zur Mäusejagd. Bestenfalls noch Marder.

Dass der Mensch sich aber auch ständig über die Verbote hinwegsetzt,
sieht man im Wald. Trotz Verbot und großer Schilder lassen Scharen von
Hundebesitzern ihre Schützlinge frei laufen, die das Wild aufjagen und
hin und wieder auch Jungtiere erwischen.

Yogibaer
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Re: Saatkrähenplage

Beitrag von Yogibaer »

LCV hat geschrieben:
14 Jan 2021, 11:52
Notfalls müsste man (regional begrenzt) die Jäger anweisen,
die Bestände zu dezimieren.
Was gar nicht so einfach geht. Laut Bundesjagdgesetz sind Saatkrähen keine jagdbaren Tiere. Das Landesjagdrecht steht höher in der Hierarchie aber da müssten die Saatkrähen dann in die Liste der jagdbaren Tiere aufgenommen sein/werden um kurzfristige, regionale Jagdzeiten zu verfügen. Ich erinnere nur an die Diskussion über den Wolf zur Aufnahme in dieser Liste.
So einfach wie es hier im Osten um 1970 mit den Staren war, geht es nicht mehr. Da hatten sich zig-tausende Stare den Leipziger Zoo als Winterquartier ausgewählt. Sie saßen zu aberhunderten auf den Bäumen und haben einen dem Schneebruch ähnlichen Schaden verursacht. Per Erlass wurde es dann den Jägern ermöglicht Stare zu erlegen. Es wurden sogar zur Motivierung und Kostenfreistellung Abschussprämien gezahlt.
Gruß Yogi

Spinnich
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Re: Saatkrähenplage

Beitrag von Spinnich »

...So einfach wie es hier im Osten um 1970 mit den Staren war, geht es nicht mehr. Da hatten sich zig-tausende Stare den Leipziger Zoo als Winterquartier ausgewählt. Sie saßen zu aberhunderten auf den Bäumen und haben einen dem Schneebruch ähnlichen Schaden verursacht.

Na ja ist wohl auch besser so, dass Schwarmvögel nicht gleich überall abgeknallt werden dürfen, nur weil sie dann im Schwarm auch lästig sein können.

In Italien (Rom) sind es Millionen Stare!
Bei der amerikanischen Wandertaube waren es Milliarden, trotzdem hat der Mensch es geschafft die Art auszurotten.

Katzen sollte man nicht alleine zum Sündenbock machen, aber die Katzendichte ist mancherorts zu hoch. Die (leider auch oft verwahrlosten) Freigänger vermehren sich dann auch immer noch häufig unkontrolliert.

Für Katzen wie für Hunde sollte es eine Melde und Genehmigungspflicht geben.
Wenn Katzenbesitz gemeldet werden muss, kann man leichter gegen unsachgemäße Haltung von mitunter mehreren 10 Tieren in einer Wohnung vorgehen.
Manche Katzen eignen sich vielleicht besser für die Haltung in der Wohnung. Jedenfalls sollte Kastration/Sterilisation aller Katzen vorgeschrieben werden, sofern es sich nicht um eine Zuchtanlage handelt, die nur mit entsprechenden Auflagen (wie bei der Hundezucht) möglich und genehmigungsfähig sein darf (leider sind den Veterinären immer noch keine konkrete Handhabe gegen Qualzucht an die Hand gegeben).

Dass ein Haustier für viele allein lebende (oft alte) Menschen eine besondere Bedeutung haben, sollte man auch berücksichtigen, allerdings sollten die Tiere dann nicht darunter leiden.

Ich denke keiner hier möchte in einem Stadtteil/Straßenzug wohnen, der von immensen Mengen von Vögeln okkupiert wird.
Da muss man sich auch mal an die eigene Nase fassen, aber es muss eben immer mit Augenmerk angegangen werden und gewisse Beeinträchtigungen sind halt auch zumutbar (gilt auch für Fledermäuse als Untermieter).

In extremen Fällen sind Vergrämungsmöglichkeiten für Krähen eine zulässige und erfolgreich praktizierte Maßnahme.

LG Spinnich :wink:
Das Talent der Menschen, sich einen Lebensraum zu schaffen, wird nur durch ihr Talent übertroffen, ihn zu zerstören.
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Re: Saatkrähenplage

Beitrag von LCV »

Bei uns gibt es ab sofort eine neue Polizeiverordnung:

Das Fütterungsverbot für Tauben wurde jetzt auch auf
die Saatkrähen ausgedehnt.

In unseren zwei Platanenalleen kann man kaum durchlaufen,
ohne mit Krähenscheixxe bekleckert zu werden. Der Boden
ist regelrecht bedeckt davon. Bezüglich der Gefahr durch
Krankheitserreger dürfte es auch ein Unterschied sein, ob
die auf eine Wiese oder auf festen Boden koten.

Ich bezweifle aber, dass dies irgendetwas ändert. So viele
Fütterer wird es wohl kaum geben.

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LCV
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Re: Saatkrähenplage

Beitrag von LCV »

Im Raum Mannheim hat man jetzt ein zeitlich begrenztes
Ausgangsverbot für Freigänger-Katzen verhängt. Das soll
dem Schutz einiger seltener Bodenbrüter dienen. Es drohen
drakonische Strafen bei Zuwiderhandlung. Das nur nebenbei.

Übrigens wurde hier auch darauf hingewiesen, dass Saatkrähen
Vegetarier seien. Wieso stürzen die sich dann gleich in Massen
auf einen überfahrenen Igel? Gut, das ist sogar sinnvoll, da sie
wie Geier damit die Verbreitung von Krankheiten eindämmen.

Was man auch ständig beobachtet: Zwei bis drei Saatkrähen
attackieren Bussarde, Milane usw. in der Luft. Sie haben zwar
keine Chance, den zu erlegen, aber stören doch die Futtersuche,
wenn gerade Junge aufgezogen werden.

Spinnich
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Re: Saatkrähenplage

Beitrag von Spinnich »

Das Ausgangsverbot für Freigänger-Katzen ist für diese und ihre Halter natürlich schon sehr hart!
Ich sehe das wie Baden-Württembergs Tierschutzbeauftragte sehr kontrovers.
Die Katzen sind zwar definitiv für die letzten wenigen Brutpaare der vom Aussterben bedrohten Haubenlerchen definitiv ein extremes Bedrohungsrisiko, aber die Rückgänge der Art, die zu meiner Jugendzeit noch zum Ortsbild gehörte (trotz Katzen) hat ja ganz andere Ursachen.
Die Millionen von getöteten Vögel besonders Bodenbrüter und Jungvögel sollten dennoch den Katzenhaltern zu denken geben.
Es gibt durchaus Möglichkeiten den Jagdtrieb zu mindern und den Jagderfolg zu minimieren.

Zum Thema Krähen möchte ich noch beisteuern, dass das sogenannte Hassen kein individuelles Thema nur der Saatkrähe ist.
Besonders oft sehe ich Zwiespalt zwischen Dohlen und Turmfalken bei Streitigkeiten um die raren Brutplätze. Aggressionen zeigen ebenfalls Rabenkrähe, Nebelkrähe und Kolkraben sowieso. Aber selbst Nigänse wurden bei uns beobachtet, die einen Wanderfalken von seinem Brutrevier an einer Autobahnbrücke durch ihre heftigen Flügelschläge vertrieben haben.
Das Fütterungsverbot der Krähen halte ich für eine bürokratische Eselei, kann mir nicht vorstellen, dass ernsthaft Fütterungen durch Privatpersonen die Saatkrähen angelockt und ihre Anzahl begünstigt hat.

LG Spinnich :o
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Re: Saatkrähenplage

Beitrag von LCV »

Die Freigänger-Katzen einzusperren, bringt andere Probleme.
Die Tiere werden aggressiv und richten womöglich Schäden in
der Wohnung an. Es gibt genügend andere Fressfeinde wie
Marderartige, Fuchs, andere Vögel, aber auch herumrennende
Kinder, landwirtschaftliche Maschinen sowie freilaufende Hunde.
Im Gegensatz zu den meisten Katzen kann man Hunde an der
Leine laufen lassen.

Das Fütterungsverbot von Krähen ist tatsächlich Schwachsinn.
Es wird kaum jemand bewusst Krähen füttern. Bei Tauben ist
es etwas anders. Die belagern in der Stadt die Cafés und wollen
gefüttert werden. Bei unserem Futterplatz für die kleinen Singvögel
tauchen hin und wieder Tauben auf und bedienen sich. Wie soll
ich die daran hindern. Ok, wenn ich es sehe, kann ich sie verjagen.
Oder ein Schild aufstellen? Wenn es deutsche Tauben sind ... :mrgreen:

Da die sog. Stadttaube oft auf Dachböden oder in Kirchtürmen nistet,
kann man die Gelege entnehmen und durch Eierattrappen ersetzen.
Das würde zur Eindämmung genügen. Aber niemand kann in den
großen Platanen herumturnen und Kräheneier entnehmen.

wollemia
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Re: Saatkrähenplage

Beitrag von wollemia »

Na ja, beim Treffen vor Ort von Anwohnern mit dem hiesigen Bürgermeister und einigen Fachleuten kam schon raus, dass es Menschen gibt, die die Saatkrähen im Bereich der Platanenallee füttern.
Ebenso, dass dort immer wieder Speisereste und aufgerissene gelbe Säcke mit Restmüll herumliegen, die von den ansässigen Saatkrähen gerne inspiziert werden.
Das sollte schon unterbleiben.
Die eigentliche Problematik dort ist aber kurz- und mittelfristig unlösbar.
Was einige Anwohner dazu bringt Gewaltlösungen vorzuschlagen, wie z. B. einfach die etwa 150 Jahre alten Platanen der Allee zu fällen. :shock:

Längerfristig gäbe es einen möglichen Lösungsansatz: Mehr Gehölzinseln in der heute völlig ausgeräumten Feldflur der Rheinebene. Aber dazu müssten die Landwirte mit ins Boot. Und "langfristig" heißt Jahrzehnte...

Spinnich
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Re: Saatkrähenplage

Beitrag von Spinnich »

Hi

Vereinzelt haben Kommunen auch schon Krähen-Populationen vergrämt,
wenn
1) die Probleme für die Anwohner unvertretbar und
2) Ausgleichsreviere für deren Ansiedlung in der Nähe gegeben waren.

Ansonsten ist da wohl nichts zu machen.

Wegen der Tauben am Futterhaus würde ich auf die geschlossenen Futtersäulen zurückgreifen, dort haben die Tauben es schwer zu landen und sich festzuhalten. Diese sind für die Vögel auch (meist) hygienischer.

Wenn ein paar Körnchen runter fallen ist das ja kein Problem, dann kriegt die Taube eben auch was ab.


LG Spinnich
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