Gemeine Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)
Steckbrief - Gemeine Rosskastanie
wissenschaftlicher NameAesculus hippocastanum



deutscher Name | Gemeine Rosskastanie | ||||||||||||
Familie |
Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) |
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Gattung | Aesculus | ||||||||||||
Art | hippocastanum | ||||||||||||
andere Formen/ Varianten |
Schlitzblättrige Rosskastanie (Aesculus hippocastanum f. laciniata) Gelbe Rosskastanie (Aesculus flava) Rotblühende Rosskastanie (Aesculus x carnea) Gold-Kastanie (Aesculus hippocastanum f. memingeri) |
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Herkunft | einheimisch | ||||||||||||
Giftigkeit | leicht giftig (Details ») | ||||||||||||
Wuchshöhe [?] | 4-14-36 | ||||||||||||
Fruchtart |
Kapselfrüchte |
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Wurzelsystem | Herzwurzler | ||||||||||||
Gartenwert [?] | 1,2,3 | ||||||||||||
Frosthärte [?] | –24°C bis –28°C | ||||||||||||
Holzwert [?] | 3,4 | ||||||||||||
Geschlecht |
eingeschlechtlich zwittrig |
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Häusigkeit |
einhäusig |
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Bestäubung |
Fremdbestäubung Tierbestäubung |
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Blattanordnung | gegenständig | ||||||||||||
Blattaufbau | zusammengesetzt | ||||||||||||
Blattform | gefingert | ||||||||||||
weitere Merkmale | Fiederblätchen regelmäßig doppelt gesägt | ||||||||||||
Blütezeit | |||||||||||||
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Fruchtreife | |||||||||||||
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Beschreibung - Gemeine Rosskastanie
Ursprünglich aus den Balkanländern stammend, mittlerweile in Mitteleuropa eingebürgert.
Sommergrüner, bis 25 m hoher Baum.
Winterknospen sehr groß, bis 3 cm lang und 1,5 cm dick, dunkelbraun-rötlich, sehr klebrig. Blattstiel 10-20 cm lang, am Grunde keulig verdickt. 5-7 Fiederblättchen bis 25 cm lang und 10 cm breit, die mittleren erheblich größer als die randständigen, vorne mit schlanker, aufgsetzter Spitze. Oberseits stumpf dunkelgrün, unterseits etwas heller, kahl. Das Herbstlaub ist schön goldgelb bis braungelb.
Graubraun, grobrissig, schuppig.
Blüten zahlreich in aufrechten, rispenartigen Blütenständen von pyramidalem Umriß, bis 30 cm hoch. Einzelblüten zwittrig oder männlich (letztere vor allem an der Spitze des Blütenstandes). Krone fünfzählig, weiß, mit rundlichen, lang genagelten Kronlättern, in der Mitte mit hellgelbem, später orangeroten und tiefroten Farbmal. 5-9 Staubblätter, die die Krone überragen. Blütezeit: April bis Mai
Fruchtknoten zur Reifezeit eine 5-7 cm große, kugelige, grüne Stachelkapsel mit 1-2 rundlich-abgeflachten, glänzend rötlich-braunen Samen (Kastanien). Ungenießbar und leicht giftig. Trägt Früchte ab September.
leicht giftig: Giftige Pflanzenteile: Samen (Samenschale, schwach), Frucht unreif (schwach).
Bei Vergiftungen kommt es zu Erbrechen, Durchfall, Unruhe, Sehstörungen und Bewusstseinsstörungen.
Giftig für: Mensch
Der Baum liefert nur geringwertiges Holz. Es wird verwendet für Schnitzarbeiten und als Blindholz in der Tischlerei.
Kastanienpräparate wirken entzündungshemmend und ödemausschwemmend. Aus der Rinde wird das UV-B absorbierende Aesculin gewonnen (Verwendung in Sonnenschutzmitteln.
Findet Verwendung in in zahlreichen Präparaten gegen Beschwerden bei chronischer Venenschwäche (Schwellungen in den Beinen, Krampfadern, Hämorrhoiden). Ist häufig Bestandteil von Präparaten gegen Durchblutungsstörungen, Muskelprellungen und Frostschäden.
In der Homöopathie verwendet man die Inhaltsstoffe bei trockenen Katarrhen im Nasen- und Rachenraum, Hämorrhoiden und Unterschenkelgeschwüren.
Keine besonderen Ansprüche, bevorzugt frische bis feuchte, tiefgründige, nährstoffreiche Böden, schwach sauer bis alkalisch.
Empfindlich gegenüber Bodenverdichtung, verträgt vorübergehende Trockenheit gut, bevorzugt sonnigen bis absonnigen Standort sehr frosthart, nicht rauchhart, nicht salzverträglich, spätfrostgefährdet.
Vermehrung durch Samen oder bei einigen Klonen und Hybriden durch Propfung.
In der Mythologie spielt die Kastanie keine große Rolle, da sie erst sehr spät (in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts) aus Konstantinopel nach Mitteleuropa kam.
In Norditalien gilt die Kastanie als Medium zwischen der Anderswelt und dem Menschen. Nach der Überlieferung teilen Vögel die Botschaft der Geistwesen den Menschen mit.
Kastanien können eine enorme Hitze entwickeln. Wo Kastanien lagern, erhöht sich die Raumtemperatur spürbar. Vielleicht stammt daher der alte Volksglaube, dass man zur Vermeidung von Gicht oder Rheumatismus eine Kastanie in der Hosentasche mit sich tragen oder etliche unters Bett legen soll.
Die weißblühende Rosskastanie ist anfällig gegen Befall durch die Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella).
Teilweise wird der vorangestellte Begriff "Ross" als Synonym für "unecht" gedeutet, da die Früchte für Menschen ungenießbar sind. In der Türkei z.B. werden die Samen an Pferde verfüttert, auch hierdurch könnte der Name "Ross"-Kastanie entstanden
sein.
Weder Ross- noch Edel(Ess-)Kastanie sind ursprünglich in unserer Region heimisch, mittlerweile aber eingebürgert. Eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen beiden Baumarten besteht nicht: während die eine in die nach ihr selbst benannten Familie der Rosskastaniengewächse gehört, rechnet man die andere zu den Buchengewächsen. Die prächtigen Blüten werden vor allem von Bienen und Hummeln aufgesucht. Das auffällige Farbmal in der Blüte steht ganz im Dienst der Bestäubungsbiologie: nur Blüten mit gelbem Farbmal werden angeflogen, weil die Blütengäste hier Nektar antreffen. In ziegelroten oder karminroten Blüten sind die Nektardrüsen funktionslos geworden. Diese Blüten werden von den Insekten ausserdem auch gar nicht mehr wahrgenommen, denn Bienen und Hummeln sind rotblind. Der Farbwechsel der Blüte regelt somit wie eine Ampel den Flugverkehr. Die rote Rosskastanie ist ein Bastard. Elten sind die weißblütige gemeine Rosskastanie und die nordamerikanische, rot blühende Pavie (Aesculus pavia). Die Pavie ist ein Großstrauch oder kleiner Baum von 6-8 m Höhe. Sie wird in Mitteleuropa nur selten angepflanzt. (beheimatet im östlichen Nordamerika). Die Fiederblättchen sind im Gegensatz zur gemeinen Rosskastanie - dort zur Spitze hin - in der Mitte am breitesten und die Früchte kaum bestachelt. Während die gemeine Rosskastanie seit einigen Jahren von einer Miniermotte befallen wird und ihre Blätter vorzeitig vergilben, bleibt die rote Rosskastanie von diesem Schädling verschont.
- Quellenangaben und verwendete Literatur