Eßkastanie - einfach so setzen? Was muß man beachten?

Ihr habt einen Laubbaum/ Strauch in Deutschland oder Europa gesehen, könnt ihn aber nicht bestimmen? Fragt hier einfach danach.

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vigi
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Eßkastanie - einfach so setzen? Was muß man beachten?

Beitrag von vigi »

Hallo,
habe gesehen daß hier auch Eßkastanien gedeihen.
Wollte mal fragen wie man die anzieht.
Einfach die Kastanie in die Erde? Oder schälen? Einweichen? Jetzt schon, oder erst im Frühling?



Cryptomeria, ich zähle auf dich! :D :D :D

vigi
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Beitrag von vigi »

Habe noch ein wenig in den Suchthemen gestöbert und eine Antwort gefunden:

Castanea sativa (Echte Kastanie, Ess-Kastanie)
wenn die Samen sehr trocken sind, erst in Wasser tauchen, damit die Samen Feuchtigkeit aufnehmen können
kann sofort nach der Ernte ausgesät werden oder
im Januar-Februar
Saatgut ca. 1 cm mit Erde bedecken, andrücken, angießen
Saat darf nicht mehr austrocknen, aber auch nicht unter Wasser stehen
vor Spätfrösten und kalten Winden schützen
Keimrate 67-93 %
Jungpflanzen nach Ablauf des ersten Jahres pikieren (vereinzeln), die Pfahlwurzel wird vor dem Pflanzen zurückgeschnitten

Viel Erfolg!

Raimond Mesenbrink

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

Hallo vigi

Ja wunderbar in Österreich, je nachdem wo du wohnst. Im Weinbauklima ideal. Aber auch in Norddeutschland fruchten sie reichlich.
Ich habe Esskastanien bisher nur gekauft und noch nicht ausgesät.
Du kannst aber auch die Aussaat auf jeden Fall probieren, es klappt bestimmt.Sie sollten auf jeden Fall nicht austrocknen. Ich würde gleich nach der Ernte aussäen, gut abdecken ( Mäusefraß ) ( Man kann sie oder soll sie vorher in 45 Grad heißem Wasser baden, um das Auftreten von Schimmelpilzen zu reduzieren. Dazu kann ich nichts sagen ).
Möchte man sie bis zur Aussaat im Frühjahr lagern: bei -1 bis 3 Grad in geschlossenen Behältern bei 70 % Luftfeuchtigkeit.

Auf jeden Fall probieren und viel Glück. Auf gutem Standort wachsen sie sogar recht schnell.

Wenn du viele hast, würde ich einen Teil jetzt schon am Fenster stecken und einen anderen Teil draußen im Topf lassen, vielleicht ein bisschen mit Stroh abdecken.

Ich hoffe , ich konnte dir etwas helfen.

Viele Grüße nach Linz

Wolfgang

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

Da haben sich unsere Beiträge überschnitten, ich tippe nicht so schnell.Aber ich denke sinngemäß deckt sich der Beitrag von Raimond mit meinem.

Feuchtigkeit scheint auf jedem Fall sehr wichtig, also sofort in den Boden oder in feuchten Sand oder eine Plastiktüte.

Viel Erfolg

Wolfgang

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

Noch ein kurzer Nachtrag: Man setzt natürlich ( und kauft deshalb ) großfrüchtige Veredlungen. Ob bei einer Aussaat wieder großfrüchtige Sorten auflaufen, oder die Wildform durchkommt, etwa wie bei Äpfeln, weiß ich natürlich nicht.

Also, wenn du später wirklich mal ernten möchtest ( oder deine Kinder ) dann kaufe eine etwas größere Veredlung. Das Esskastaniensammeln macht übrigens sehr viel Spaß, ich habe das in der Pfalz (wo ich geboren bin ) und in der Nähe von Frankfurt ( während meines Studiums )oft gemacht.

Man kann sie köstlich zubereiten.

Jetzt aber genug zum Thema Castanea, entschuldige.

Viele Grüße und Erfolg

Wolfgang

vigi
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Beitrag von vigi »

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für Deine Hilfe! Werde es einfach mal probieren.
Das man Kastanien auch veredeln muß, habe ich nicht gewußt.
Weil die Rosskastanien, die kommen ja auch einfach so, oder?
Und die haben immer große Früchte.
Meine Schwägerin hat eine Rosskastanie im Garten, die es in 8 Jahren auf fast 2 Meter geschafft hat.
Aber die zwei kann man ja so nicht vergleichen, weil sie gar nicht verwandt sind.

Es wäre prima, wenn ich irgendwann eigene Maroni ernten könnte :wink:
Beim nächsten guten Mondzeichen werde ich sie in die Erde stecken, und hoffen ...

Nochmals herzlichen Dank,
über keimende Erfolge werde ich natürlich berichten. :D

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

Hallo vigi

Nein,nein, man muss nicht veredeln. Die Kastanien keimen und werden wachsen. Wenn du aber selbst gesammelt hast ( auch unter Sämlingsbäumen ) und vergleichst sie mit den gerösteten auf dem Weihnachtsmarkt, siehst du u.U. was es heißt, großfrüchtige Veredlungen zu ernten. Aber auch bei den " normalen " Bäumen findest du essbare Maronen. Oft sind allerdings 2/3 Samen total klein oder verkümmert, eine ist oft zu gebrauchen.

Die andere Sache ist immer die, wie lange will ich warten, bis ich ernten kann. Kaufe ich eine Pflanze dauert es je nach Größe vielleicht 4 bis 8 Jahre. Ziehe ich aus einem Samen dauert es vielleicht je nach Boden 5 bis 10 Jahre länger. Bist du noch ganz jung, hast du alle Zeit der Welt, bist du etwas älter, fährst du vielleicht zweigleisig.....

Auf jeden Fall ist das Säen billiger, obwohl kleinere Pflanzen auch gut erschwinglich sind.

Also, viel Spaß und voe allem Erfolg in der Gegend um Linz mit Maronen.

Wolfgang

vigi
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Beitrag von vigi »

Die selbstgefundene Maroni hat leider nicht gekeimt, macht aber nichts, weil ich Maroni liebe und sehr oft welche gekauft habe. Dabei waren sogar welche, die bereits gekeimt haben. Natürlich wurden die gleich in die Erde gesteckt.
Jetzt ist mein "Maronibaum" :wink: schon 10 cm groß und steht noch auf der Fensterbank. Habe ihn gestern zum 1x umgetopft.

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

Ja super toll,

Viel Spaß noch weiterhin damit. Stecke dir gleich noch ein paar mehr, dann kannst du auch ruhiger ins Freiland pflanzen. Wenn dann hie und da eine eingeht ( Frost, Wühlmaus,Trockenheit usw. ) ist es nicht so schlimm. Wenn man nur eine hat, sterben gleich 100&.

Viele Grüße :D :D

Wolfgang

Piru
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Beitrag von Piru »

hallo,
gebe auch noch meinen senf dazu ;)

haben auch esskastanien samen gesammelt, rein zufällig und haben die dann gleich oder auch später einfach, mit schale in aufzuchterde gesteckt und nach ein paar tagen waren auch schon die ersten keimlinge da, eine ist innerhalb von 5 wochen über 40 cm gewachsen die anderen sind alle unterschiedlich groß, aber eine sonderbehandlung bekam keine/r ;)

emil17
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Castanea

Beitrag von emil17 »

Nur noch soviel, Castanea ist kalkfliehend, mag also keine kalkhaltigen Böden. An Orten wo sie wild vorkommt (Tessin, Elsass) kann man diese Grenzen bedingt durch die Geologie sehr schön sehen. Wir hatten mal eine Jungpflanze auf leicht kalkhaltigem Kies, sie bekam Chlorose und gedieh nicht recht.

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

Hallo vigi,

da ich letztens einen sehr guten Beitrag über Esskastanien gelesen habe, fasse ich nochmal kurz zusammen:
Im Weinbauklima fruchten sie ausgesprochen gut, wenn kein Kalk im Boden ist. Im Kaiserstuhl, eine der wärmsten Gegenden Deutschlands gedeihen sie nur vereinzelt wegen der sehr kalkhaltigen Lössböden. Dort , wie bereits gesagt, leiden sie unter Chlorose.
Sät man aus, fallen sie nicht sortenecht.,d.h. bei späterer Fruchtung muss man nicht die schönen Früchte des Elternteils bekommen. Will man wirklich später ernten, muss man eine Veredlung kaufen. In Deutschland wird wegen der geringen Nachfrage kaum veredelt. Es gibt eine gute, frostharte österreichische Sorte " Ecker I ", die mittelgroße Früchte bringt.
Es gibt eine franz. Sorte " Doreé de Lyon , die auch noch in Höhen von 300-400m gute Erträge verspricht, also auch frosthärter ist. Auch aus Italien gibt es Veredlungen.
Allerdings hat in den südlichen Ländern der Kastanienkrebs große Schäden verursacht und mit dem Anpflanzen südlicher Veredlungen besteht die Gefahr, dass man diese Krankheit hier auch einschleppt.
Um den Widerstand gegen Kastanienkrebs zu erhöhn kreuzt man in Frankreich Castanea sativa x Castanea crenata. Die Sorten heißen " Marsol" und "Marigoude". Allerdings brauchen diese viel mehr Feuchtigkeit. Das haben sie von der Jap. Kastanie ( C. crenata ) geerbt, zumindest bis sie ein tiefreichendes Wurzelwerk ausgebildet haben.

Wer sich für deutsche Veredlungen interessiert sollte sich an die Staatliche Lehr-und Versuchsanstalt für Wein- und Gartenbau in Neustadt/Weinstraße wenden. die soll ein Zukunftsprojekt gestartet haben.

In der Pfalz werden viele Esskastanien angebaut, so z.B. in Gleisweiler ( " Pfälzisch Nizza") überwiegend franz. und ital. Sorten. Die Äste der teilweise noch jungen Bäume sollen sich unter der Last der Früchte biegen.
Der Altbürgermeister hat dem Verfasser 2001 die Bäume gezeigt.

Dies in Kürze. Aus: Vorkommen und Nutzen der Essbaren Kastanie in Deutschland

Viele Grüße

Wolfgang

emil17
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Esskastanien

Beitrag von emil17 »

Der Kastanienkrebs, von dem man vor 20 Jahren noch glaubte, dass er Castanea sativa in der Schweiz zum Verschwinden bringen werde, ist nun deutlich harmloser geworden: weil er selber eine Viruserkrankung hat! Die vireninfizierten Pilze sind weniger gefaehrlich und der Baum kann die Infektion stoppen, auch wenns meist nicht ohne hässliches, den Stamm entwertendes Krebsgeschwür abgeht. Aber immerhin scheint uns die Art erhalten zu bleiben.
Info von einer Veranstaltung am Vierwaldstaetter See, wo auch Kastanien angepflanzt sind.

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

Danke emil für diese Info. Diese Entdeckung ist auf jeden Fall neueren Datums.

Wolfgang

vigi
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Beitrag von vigi »

Danke Wolfgang, für diesen ausführlichen Bericht.
Die Blätter von meinem Pflänzchen bekommen braune Flecken.
Mal schauen obs noch was wird.
Werde es im Frühling in einen Topf setzen, weil wir leider nur in einer Mietwohnung mit Garten leben.
Wenns doch noch was wird, kommt das mal in meinen eigen Garten.

Wir haben lehmigen Boden und liegen auf 200 Meter Seehöhe.
Unser Wasser ist sehr kalkig.

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