Wildarten bei Rhododendren ---> Rhododendron spp.

Ihr habt einen Laubbaum/ Strauch ausserhalb Europa, z.B. Afrika, Asien gesehen, und möchtet ihn bestimmen, dann könnt ihr hier fragen.

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Hortulanus
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Wildarten bei Rhododendren ---> Rhododendron spp.

Beitrag von Hortulanus »

Ich möchte hier ein wenig für eine vernachlässigte oder sogar weitgehend unbekannte Gehölzart werben. Nicht etwa, weil ich eine Baumschule hätte, sondern weil diesen Sträuchern meine ganz besondere Leidenschaft gehört: die Wildarten der Rhododendren.

Wem bei Rhododendron die riesigen rosa-violetten Büsche in Parks und Villengärten einfallen oder die teils aufdringlich üppigen Züchtungen, wie sie in fast allen Gartencentern angeboten werden, sollte diese Eindrücke vergessen. Die Wildarten kommen deutlich leiser daher und sind, das soll nicht verschwiegen werden, zum Teil auch Prinzessinnen auf der Erbse, da sie Boden- und Klimaansprüche haben, die nur sehr schwer zu erfüllen sind. Aber derartige Herausforderungen lieben wir Gärtner ja bekanntermaßen.

Der besondere Reiz der Wildarten liegt in ihrem Habitus, von kriechenden Arten bis zu baumähnlichen Erscheinungen, in ihren unterschiedlichen Blüten, die bei einigen Arten wundervoll duften und in den köstlichen Blattstrukturen, die einem bei Neuaustrieb wie eine zweite Blüte erscheinen können. Hinzu kommt das Bewusstsein, Pflanzen zu hegen, die ihren Ursprung in fernen, geheimnisvollen Ländern haben und nahezu unverfälscht zu uns gekommen sind. Dass hieran Pflanzenjäger des Goldenen Zeitalters der vornehmlich englischen Pflanzenjagd des 19. Jahrhunderts beteiligt waren, man einige Pflanzen sogar in ihrer „Genealogie“ an Jägernamen und Fundort festmachen kann, erhöht den Reiz. Rhododendron-Wildarten haben eine Geschichte. Die Schwierigkeit, an einige Wildarten zu gelangen, insbesondere, wenn es ein ganz bestimmter Klon sein soll, stachelt die eigene Jagdleidenschaft an und macht das Sammeln von Wildrhododendren zu einer ganz besonderen Passion. Man spricht nicht grundlos von „Rhodoholics“. Die Sucht soll angeblich nicht heilbar sein.

Eine vielleicht sinnvolle Reihenfolge werde ich bei der Vorstellung diverser Wildarten nicht einhalten. Ohnehin werde ich nur die aufführen, die ich in meinem Garten habe bzw. hatte und mit denen ich eigene Kulturerfahrungen sammeln konnte. Dass es dabei auch viele schmerzliche Niederlagen gab, soll nicht geleugnet werden.

Nun denn, fangen wir mit dem ersten an, der mir ins Auge fällt, wenn ich meinen Garten betrete.

Ich hoffe, es bereitet Vergnügen.

Hortulanus
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Hortulanus
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Rhododendron makinoi

Beitrag von Hortulanus »

Rhododendron makinoi

Ein Rhododendron aus Japan, der nahezu alle Tugenden in sich vereint: sehr blühwillig, ungewöhnliche Blattstruktur, kompakt wachsend und deshalb auch für kleine Gärten geeignet, vor allem aber recht anspruchslos.

So hat er in diesem Jahr Ende April geblüht:
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Hortulanus
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Rhododendron makinoi

Beitrag von Hortulanus »

Rhododendron makinoi

Nach der Blüte wirkt der Strauch durch sein exotisches Erscheinungsbild. Der Neuaustrieb mit den von einem weißen Filz überzogenen Blattsprossen ist ein zweiter Höhepunkt im Jahr. Diese Erscheinung bleibt bei dieser Wildart lange erhalten, bevor die Blätter den Filz oberseitig verlieren (unterseitig bleibt er) und sich grün färben.
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Hortulanus
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Rhododendron williamsianum

Beitrag von Hortulanus »

Rhododendron williamsianum

Eine häufiger anzutreffende Art, die recht klein bleibt (max. 1m) und mit den kleinen rosafarbenen Glöckchen wie auch den runden Blättern ein Schmuckstück für jeden Garten ist. Diese Art stammt aus Süd-China (Provinz Sichuan). Es gibt unterschiedliche Auslesen, die nicht alle befriedigen. Diese hier hat besonders große Blüten.
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Hortulanus
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Beitrag von Hortulanus »

Rhododendron williamsianum

Ein weiteres Geschenk ist der Neuaustrieb, der sich von rosa in einen Schokoladenton färbt um dann nach einigen Wochen grün zu werden. Auch dieser Kleinstrauch ist es Wert, allein schon wegen seiner Erscheinungsform gepflanzt zu werden.
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tormi
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Beitrag von tormi »

Hallo Hortulanus,
ich selbst habe auch mit Rhododendron-Wildarten nur wenig zu tun. Habe aber vor kurzem über das wie Du es nennst 'goldene Zeitalter der Pflanzenjäger' sprich Ernest Wilson, George Forrest und Frank Kingdon Ward ua gelesen. Es muss eine verrückte Zeit gewesen sein wo man sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hat für bis dahin unentdeckte Pflanzen zu sammeln. Auf jeden Fall lesen sich diese Berichte dieser Reisen in teils verbotene Länder und Gegemden dieser Welt wie Krimis.
Ich freue mich auf diese Rhododendron-Führung
LG Nalis

Hortulanus
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Beitrag von Hortulanus »

Rhododendron campylogynum var. myrtilloides

Für Liebhaber von Steingärten ist diese sehr klein bleibende Art ein Muss. Sie wird nicht höher als 30 cm und bezaubert mit einer Fülle kleiner Blüten, die ein Engländer mal mit thimbles = Fingerhüten beschrieben hat. Das natürliche Verbreitungsgebiet dieser Art ist Tibet, China (Yunnan) und Burma.
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Hortulanus
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Beitrag von Hortulanus »

Ja, tormi, nicht nur das Leben aufs Spiel gesetzt, sondern auch gelassen. Der Abbé Soulié, dem wir den wunderschönen Rhododendron souliei verdanken, wurde von den Tibetern sehr langsam zu Tode gefoltert.

tormi
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Beitrag von tormi »

Ja, die Lamas, tibetische Priester, schworen Rache über die unerlaubte Invasion der tibetischen Heiligen Stadt Lassa (Lhasa) durch die Briten und über die Bestrebungen der chinesischen Behörden die strategisch wichtigen Stadt Patang (Batang) zu kontrollieren.
Bei der Revolte wurden sämtliche französische Missionare die in der Stadt stationiert waren mit ihren Gefolgsleuten umgebracht. Die Revolte breitete sich bis nach Atuntse an der chinesisch-tibetischen Grenze aus.
George Forrest, dem wir Rhododendron haematodes, sinogrande und griersonianum (ua) zu verdanken haben war der einzige Überlebende einer Gruppe in der sich auch zwei französische Missionare befanden. Ihm gelang die Flucht da er sich zum Zeitpunkt des Angriffes nicht bei der Gruppe befand.

Aber nun zurück zu den Rhodos

LG nalis

Hortulanus
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Rhododendron oreodoxa

Beitrag von Hortulanus »

Rhododendron oreodoxa

„Ruhm der Berge“ ist die Übersetzung dieses Namens. Er ist ein sehr früh blühender Rhododendron aus den Bergen von Sichuan (Süd-China), der ein wenig Glück benötigt, um den Frühjahrsfrösten zu entkommen. Aber wenn dann ein strahlender Vorfrühlingstag den Himmel blitzblank leuchten lässt, dann prangen die reinrosa Blüten dieses herrlichen Strauches besonders intensiv.

Diese Wildart ist sehr frosthart. Ihre Blüten sind es leider nicht. Um so größer ist die Freude, wenn die Fröste ausbleiben, so wie in diesem Jahr.
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Hortulanus
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Rhododendron mucronulatum

Beitrag von Hortulanus »

Rhododendron mucronulatum

Diese Art kommt aus einer sehr unwirtlichen Region: Nord-Ost Asien, Nord Korea und dem Ussuri-Gebiet. Man sollte meinen, damit sei er gegen alle Witterungs-Unbilden gefeit. Weit gefehlt. Nur ein winziger Frosthauch genügt, um die sehr früh erscheinenden Blüten zu zerstören. In seinem Ursprungsgebiet kommt der Frühling zwar spät, aber konsequent. Die Engländer kommen mit diesem Rhododendron besser zurecht, da sie weniger frostgefährdet sind als wir.
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Hortulanus
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Beitrag von Hortulanus »

Rhododendron rubiginosum

An den Rhododendron-Wildarten wird in Botanischen Gärten oft achtlos vorübergegangen, weil sie nicht so spektakulär blühen wie die Kreuzungen (Hybriden). Dabei würde die bescheidenere Blüte der Ursprungspflanzen viel besser in den Frühlingsgarten passen als die manchmal Handball großen Blütenstutze vieler Züchtungen.

Aber auch unter den „Wilden“ gibt es einige, die an üppiger Blüte kaum zu übertreffen sind. Meist sind sie dann aber so erschöpft, dass sie im folgenden Jahr sehr viel zurückhaltender auftreten.

Ein derartiger „Paukenschlag“ im zeitigen Frühjahr ist Rhododendron rubiginosum, wiederum eine Wildart aus Süd-China und Tibet, die bereits als sehr junge Pflanze zu blühen beginnt. Der Ärger mit dieser Art ist ihre vielfältige Erscheinungsform. Leider wird sie in vielen Baumschulen mit einer deutlich weniger attraktiven Blütenfarbe angeboten. Man muss also ein wenig Glück haben bei der Suche.
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Hortulanus
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Beitrag von Hortulanus »

Hier eine Aufnahme der Blüten von nahem.
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Hortulanus
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Beitrag von Hortulanus »

Und weil sie so überaus schön sind noch näher
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Hortulanus
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Beitrag von Hortulanus »

Rhododendron forrestii var. repens

Es wird den Wildarten nur gerecht, dem vorherigen Prachtkerl eine absolut frustrierende, aber dennoch von Sammlern heiß begehrte Art folgen zu lassen. Eine Art Hassliebe begleitet diesen Rhododendron, der in unseren Gärten, so er denn reinen Blutes ist, gar nicht oder nur selten, nie aber üppig blüht: Rhododendron forrestii var. repens.

Der Ruhm dieser flach kriechenden Pflanze hat ihren Ursprung in den Berichten englischer Pflanzenjäger, die ganze Berghänge in Tibet von seiner scharlachroten Blütenfarbe überzogen sahen. Die Enttäuschung in Europa war dann groß, als dieser Zwerg sich weigerte, das hier in unserem Klima zu wiederholen. Es gelang jedoch einigen Züchtern, so z.B. die norddeutsche Baumschule Hobbie, diese Art zu einem Elternteil berühmten Rhododendron-Hybriden zu machen, die uns allen geläufig sind: „Scarlet Wonder“, „Elisabeth Hobbie“ und nicht zu vergessen, die traumhaft schöne englische Züchtung „Elizabeth“.

Zurück zur Wildart: In meinem Garten hat sie sich trotz diverser Standort- und Substratwechsel über einige Jahrzehnte geweigert, auch nur eine Blüte zu zeigen. Es gibt einige Klone, von denen behauptet wird, sie seien blühfreudiger. Ich habe sie, warte aber immer noch auf die Erfüllung diese Zusage.

Trotz allen Ärgers und Enttäuschungen stachelt das den Freizeitgärtner besonders an. Und vor zwei Jahren wurde ich dann mit ein paar Blütchen belohnt. Meine Begeisterung möge man vor dem Hintergrund meines jahrzehntelangen Schmachtens verstehen.
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