gestern hatte ich Gelegenheit bei frühwinterlichem sonnigen Frostwetter die uralte Eibe bei Bernstein (einem Ortsteil der oberfränkischen Stadt Schwarzenbach am Wald) zu besuchen. Zum Baum (Register-Nummer 116) waren bislang nur einige wenige Infos aus Fröhlich (Wege zu alten Bäumen-Bayern) verzeichnet, auch war noch kein Foto vorhanden.
Die Eibe, die als der älteste Baum des Frankenwaldes gilt, ist nicht ganz leicht zu finden und auch im Ort Bernstein selbst nicht extra ausgeschildert, eine auskunftsfreudige Spaziergängerin wies mir dann aber den Weg zum Baum- bei der Dorfkirche geht es einen steilen Berg hinauf, auf der Anhöhe findet man dann endlich Hinweisschilder in Gestalt kleiner Wegmarkierungen "Eibenweg"- von dort aus führt ein teils steil abschüssiger Weg ins Tal, nach gut 1,5 km durch Fichtenhochwald hat man dann zwei verlassen wirkende Häuser erreicht, dort ist die Eibe ausgeschildert und nach etwa 100 weiteren Metern steht man schließlich vor dem kleinen, auf den ersten Blick unspektakulären Baum.
Die Eibe steht an einem Hang, was die Messung ohne Hilfsmittel schwierig macht, ich maß daher, so gut dies ging in einer Höhe von 50cm ab Hangoberkante und kam auf gut 3,70m Umfang, also deutlich mehr als die bei Fröhlich angegebenen (allerdings wohl in 1,30m Höhe gemessenen) 3 m BHU. Der Stamm des höchstens 10 m hohen, gedrungen wirkenden Baumes ist geschlossen und ohne sichtbare Schäden, die Eibe wirkt absolut vital- einige Meter entfernt sind aus einer mächtigen Wurzel heraus kleine Eibenbäumchen aufgewachsen. Ansonsten sind keine weiteren Eiben, zumal weibliche Pflanzen, die für eine Naturverjüngung sorgen könnten, vorhanden. Laut der Beschilderung vor Ort soll der männliche Baum 800-850 Jahre alt sein, das scheint allerdings selbst für die sehr langsam wachsende Eibe zu hoch gegriffen. Im Vergleich zu den ältesten der Paterzeller Alteiben bei Weilheim /Oberbayern, die auf 600 Jahre taxiert werden, ist die Bernsteiner Eibe allerdings stärker und stockt auf ärmerem Boden. Angesichts dessen und des rauhen Frankenwaldklimas mit kurzen Vegetationszeiten und hoher Konkurrenz im dunklen Thiemitztal in ihrer Jugend habe ich 700 Jahre geschätzt, was freilich manchen auch noch zu hoch veranschlagt sein wird.
Einige Fotos, auch von den Infoschildern, habe ich der Aktualisierung beigefügt.
Viele Grüße und sorry für den sehr lang geratenen Bericht
André
