Um dieses Thema abzurunden. Amtlicherseits wurde mir nun von berufener Stelle die Begründung für die passende Notwendigkeit diese Bäume zu fällen mitgeteilt. Sie lautet: "Die Leittriebe der Bäume sind in der Vergangenheit massiv gekappt und Seitenäste stark zurück geschnitten worden. Alte Schnittstellen (Ø-30cm) sind erkennbar, welche massiv Totholz aufweisen und teilweise bis zu 2-3m lange Neuaustriebe gebildet haben. Diese sind stark Bruch gefährdet und müssten erneut massiv zurück geschnitten werden."
Ich übersetze für mich: weil in der Vergangenheit falsch gepflegt, muss nun gefällt werden. Da auch Pappeln es eben nicht so einfach abkönnen, wenn man sie kappt und die Schnittstellen an Ästen erheblich größer ausfallen, als vertretbar und in der Verordnung festgelegten. Das positive im Kummer - das Amt will dafür sorgen, das künftig hochwertige und langlebige Bäume gepflanzt werden.
Zur Illustration der Entwicklung an der Stelle noch einmal 2 Fotos. Eines zeigt den Zustand im Dezember 2013 mit den zu heftig beschnittenen Ästen. Das andere Foto die gleiche Stelle aus der Gegenrichtung von diesem Wochenende. Im Hintergrund sieht man schon die nächsten Totholzkandidaten. In dieser Art werden eigentlich alle Pappeln hier regelmäßig beschnitten. Und somit auf deren Beseitigung hin gearbeitet. Ob das bewusst passiert, lasse ich offen. Ich denke, es wird einfach billigend in Kauf genommen.
Volker
Dateianhänge
Die Sicht von Norden. Dezember 2012
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Die Situation im März 2015. Von Süden gesehen.
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Ist doch haargenau mein Reden: Erst werden die Bäume mit Absicht falsch geschnitten, und dann wegen Bruchgefahr whatever gefällt. So erhält man sich selbst seine Arbeit und hält die Zuschüsse im Fluss- eine seit vielen Jahrzehnten zur Meisterschaft perfektionierte Methode...
ich möchte zu diesem (eigentlich anscheinend abgegessenen) Thema noch meinen Senf dazugeben.
a) Zunächst einmal ist es ein Scherz in Dosen, Schnitte ab 15cm in einer Baumschutzsatzung auch nur zu erwähnen, denn Schnitte ab 5-10 cm Querschnitt (je nach Abschottungsvermögen des Baumes) gelten nach ZTV Baumpflege als nicht fachgerecht, da sie baumschädigend sind. Dabei handelt es sich meist um Schnitte in den toten Kern des Astes, wo keine Abschottung gegen Schädlinge stattfindet. Es gbt Ausnahmen wie Sturmschäden und ähnliches ... auch werden Ständer sehr schnell sehr dick, sind aber noch jung und schnittfähig, hier ist die Erfahrung des Baumpflegers gefragt. Fachgerechter Baumschnitt kennt (fast) keine Kettensäge, da Schnitte unter 5cm überhaupt nicht mit einer Kettensäge durchgeführt werden dürfen.
b) Ja, Kappung ist Fällung auf Raten und nach ZTV-Baumpflege nicht fachgerecht, aber ... ich produziere auch solche Bäume. Ich würde mir zwar am liebsten bei der Durchführung solcher Maßnahmen eine Tüte über den Kopf ziehen, damit mich dabei niemand erkennt, zumal beim Kunden der Photoapparat ungefragt sehr locker sitzt, wenn der Baumkletterer anrückt, aber was soll ich machen, wenn mein Kunde den Baum erst wuchern läßt und ihn dann aufeinmal 75% kleiner wünscht. Der Kunde wird über die Folgen aufgeklärt und dann fliegt meist trotzdem die Kettensäge. Die arme Sau, die das auf den Bildern durchführen mußte, trägt vermitlich keine Schuld, denn der Fehler wurde weit vorher begangen. Was hätte der Kerl tun sollen? "Mach ich nicht" sagen und auf die Abmahnung oder gar Kündigung warten?
Um solche K(r)ampfkappungen zu vermeiden ist zunächst einmal ein Baum zu pflanzen, der überhaupt an den gegebenen Ort von der Größe her paßt. Sollte ein zu groß werdender Baum gepflanzt werden, ist in jungen Jahren schon auf das Lichtraumprofil (Gehwege 2,5m ... Durchfahrtswege 4,5m) hinzuarbeiten ... das ist hier ganz offensichtlich nicht passiert.
Städtische Bäume werden mindestens einmal im Jahr begutachtet, wäre dies geschehen, wäre störendes Astwerk jung und baumschonend entfernbar gewesen.
Wäre bei den abgebildeten Bäumen jährlich fachgerecht geschnitten worden, wäre das Resultat langfristig OPTISCH das selbe gewesen ... ein häßlicher mehrköpfiger Kopfbaum. Der Unterschied zwischen einem Kopfbaum und einer Kappung liegt allerdings darin, daß bei einem Kopfbaum immer nur junge triebe entfernt wurden, der Kopf also gesund ist. Bei einer Kappung hingegen wird die Kettensäge durch den toten Kern eines alten Astes getrieben und Abschottung setzt lebendige Zellen voraus, Kappungen faulen also meist.
Ich war eine zeitlang in einer Großstadt bei der Stadt beschäftigt ... da ging der Baumbegutachter durch die Straßen und sagte der Schnittkolonne, was abgeschnitten oder gar umgesägt wird. Die Baumkolonne hatte auf die Entscheidungen keinen Einfluß. Ich kenne solche Bäume wie abgelichtet aus dieser Stadt nicht. Ich kannte solche Bäume auch in Neuss und Umgebung nicht, bis Ela letztes Jahr hier alles umgemäht hat. Da haben die Baumbegutachter offensichtlich einen guten Job gemacht. Das ist bei euch in Berlin nicht der Fall ... der arme Kerl, der das Massaker veranstalten mußte, kann überhaupt nichts dafür. Der bekamm den Auftrag "Da ... alles ab, was über den Bordstein hinüberragt". Der Fehler liegt bei dem, der die Bäume regelmäßig hätte begutachten müssen und das ist in aller Regel ein Bürohengst, der selbst keine Kettensäge mehr in die Hand nimmt. Es existiert meist kein Weg, zu große Bäume FACHGERECHT derart wie abgebildet zu verkleinern. Das ist dann das Problem, das auch ich habe, wenn ich sowas produziere ... ich kenne selbständige Baumpfleger, die solche Aufträge ablehnen bzw nur die "unten absägen und neu pflanzen"-Methde durchführen ... ich bin angestellt.
Mir geht es darum klarzustellen, daß der Vollpfosten, der das hier verbrochen hat, nicht Schnittschutz und Kettensäge trägt, sondern vermutlich Anzug und Krawatte, wie damals unser Baumbegutachter, der nen guten Job gemacht hat. Der Fehler liegt in der jahrelangen Unterlassung von Schnittanweisungen, denn es gibt zuallermeist keinen fachgerechten Weg, eine 10m Krone binnen kurzer Zeit auf 4m zu reduzieren ... Wie oft habe ich von Kunden gehört "Das ist doch ein Baum, den muß man doch schneiden können" und mir gedacht "Ja, da wo du ihn geschnitten haben willst, wäre das vor 10 Jahren auch drin gewesen".
c) Robinien sind die Pest sie rangieren bei mir auf einem Level mit Götterbaum ... sie heben Pflaster, sie machen über 10m weit vom Mutterbaum entfernt völlig unmotiviert Wurzeltriebe, sie gehören hier nicht hin.
Ich kenne allerdings auch das Problem mit Ersatzpflanzungsvorschriften, wo dann zwingend ein "heimisches" Laubgehölz her muß. Die naturgeschützte heimische Eibe darf es also nicht sein, die (vor langer Zeit) eingeschleppte Stieleiche steht aber auf der Liste der wünschenswerten Pflanzen. Sinn steckt da also offensichtlich nicht hinter. Ich habe ja nichts gegen die Eiche auf der Liste aber die naturgeschützte Eibe oder die Wald-Kiefer auszuklammern, ist schon nen Witz. Ich persönlich trauere keiner umgesägten Robinie nach ... egal wie alt.