warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Hier findet ihr Platz für sonstige Themen

Moderatoren: stefan, LCV, tormi

fockea
Beiträge: 545
Registriert: 02 Mai 2010, 00:10

Re: warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Beitrag von fockea »

Lieber Biloba,

Deine kecke Empfehlung einfach mal was auspflanzen oder noch besser (Idee von mir): Saatgut verlieren ist strafbar. Woher ich das weiß ? Ich habe mal Tamus ( Dioscorea communis) auspflanzen wollen, weil ich in einem alten Buch gelesen hatte, dass Tamus früher im Rheingau natürlich vorkam. Auch um die geschützte Pimpernuß Staphylea pinnata ging es bei meinem Antrag bei der Naturschutzbehörde. Die sind mir nach und haben mit empfindlichen Strafen gedroht. ( nur mit Erlaubnis, die es aber nicht gibt !!) Ich denke mal, dass die Behörde nicht sicher war, ob das auch Tamus oder Pimpernuß war, was ich da auspflanzen wollte. "Sie können alles was sie wollen in ihrem Garten pflanzen, aber nicht im öffentlichen Wald" haben sie gesagt.
Da nun in jedem Menschen auch ein Finsterling steckt, habe ich schon 3 mal Pimpernußsaat verloren.Ist aber nicht gekeimt so bleibt nur noch der Versuch strafbar.
Fockea

nobbi
Beiträge: 255
Registriert: 18 Mai 2019, 12:00
Wohnort: Essen

Re: warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Beitrag von nobbi »

Spinnich hat geschrieben:
27 Mär 2020, 20:29
Ich sehe die Ausbreitungstendenz der Roteiche durchaus problematisch. Im Hauptsmoorwald bei Bamberg hat sich in einem Teilbereich in Stadtnähe eine kleine Monokultur entwickelt, fast ohne andere Baumarten. So etwas sollte man im Auge behalten. Daher sehe ich die Kritik des BfN an der forstlichen Verharmlosung durchaus berechtigt. Dabei geht es nicht um das Verbot der forstlichen Nutzung, sondern um Abstimmung und Berücksichtgung naturschutzrechlicher Belange. Eine kritische Diskussion ist hier durchaus weiterhin angebracht.

LG Spinnich :roll:
Vorsichtig sein sollte man natürlich immer. Das Holz der in Europa wachsenden Roteiche soll auch nicht so gut sein, wie das der am natürlichen Standort gewachsenen. Das habe ich schon lange bevor es Internet gab mal in einem Bestimmungsbuch gelesen. Immerhin wächst die Roteiche schnell, wie auch die Douglasie. So entziehen diese Baumarten der Luft viel klimaschädliches CO2, und, wenn es z.B als Bauholz verwendet wird auch für längere Zeit. Mein Terrassengeländer z.B. haben wir aus Douglasienholz gemacht, es ist ziemlich schwer, hart und witterungsbeständig, faszinierend.
Gruß Norbert

Spinnich
Beiträge: 3826
Registriert: 27 Jul 2010, 01:14
Wohnort: nördl. Unterfranken

Re: warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Beitrag von Spinnich »

Wie auch immer, bei einigen Gehölzen ist schon Vorsicht angebracht, denken wir mal an die Ausbreitungstendenz der Robinie.
Dennoch kann man mit Robinienholz, der dauerhaftesten in Mitteleuropa vorkommenden Handelsholzart Tropenholz wie Teakholz, Mahagoni, Meranti , Bankirai ersetzen, so dass man auch bei diesem Gehölz Risiken und Nutzen abwegen sollte.

Solche Alternativen sollten uns davon abhalten die Holzmafia weiter zu subventionieren. Vorgeblich saubere Holzeinschläge der geschützten Uhrwaldbäume dürfte es in Wahrheit wohl nirgendwo geben, als in der Fantasie der Verbraucher, die keine Lust haben sich zu ihrer Mittäterschaft an der gigantischen Uhrwaldzerstörung zu bekennen.

LG Spinnich :o
Das Talent der Menschen, sich einen Lebensraum zu schaffen, wird nur durch ihr Talent übertroffen, ihn zu zerstören.
- Georg Christoph Lichtenberg -

nobbi
Beiträge: 255
Registriert: 18 Mai 2019, 12:00
Wohnort: Essen

Re: warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Beitrag von nobbi »

Deiner Meinung schließe ich mich an.
Gruß Norbert

biloba
Beiträge: 1951
Registriert: 07 Nov 2005, 10:38
Wohnort: Gera

Re: warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Beitrag von biloba »

Hallo Fockea,
fockea hat geschrieben:
27 Mär 2020, 23:12
ist strafbar
danke für die Information.
Oder ist es nur eine OWi? Hat man Dir einen Paragrafen genannt? Der interessiert mich jetzt.

fockea hat geschrieben:
27 Mär 2020, 23:12
Antrag bei der Naturschutzbehörde
Du kannst es Dir natürlich nicht mehr erlauben. Du stehst da wohl unter besonderer Beobachtung und musst aufpassen.

Aber alle anderen, die hier mit lesen sind gewarnt, dass man diesen schlafenden Hund niemals wecken sollte.


Ist die Pflanze einmal angewachsen, so dürfte sich eine Pflanzaktion nach einem Jahr kaum noch nachweisen lassen. Immerhin könnten die Beeren auch von einem Vogel gefressen und an dieser Stelle ausgekackt worden sein. Und selbst wenn man beweisen könnte, dass die Vögel unbeteiligt waren, weil jemand das Etikett von der Gärtnerei vergessen hat, so muss man sich nicht vor einem Bußgeldbescheid fürchten. Denn die Behörde müsste mir ja erst einmal nachweisen, dass es Dein Kumpel "Forstmann" war und kein anderer Naturfreund. Dieser Nachweis wird dann verdammt schwer, ist aber Voraussetzung dafür, dass ein eventueller Bußgeldbescheid rechtskräftig werden kann.


Selbst der Waldeigentümer könnte sich relativ beruhigt zurück lehnen. Sollte eine besonders eifrige Natur"schutz"behörde eigenständig eine Pflanze des heimischen Tamus entdecken, könnte dieser allenfalls dazu verdonnert werden, diese Pflanze zu entfernen. Selbstverständlich wird die Beseitigung dieser Pflanze erst einmal zugesichert. Aber was spräche dagegen, rechtzeitig vor dem beabsichtigten Termin dem Lokalredakteur eines hier nicht näher genannten Skandalblattes einen Tipp zu geben. Über fachlich unterlegten Input würde der Redakteur sich gewiss nicht beklagen. Wenn dann in der Sonntagsausgabe die Überschrift "Naturschutzbehörde lässt seltene Pflanzen einer bedrohten Art beseitigen", wird sich der Waldbesitzer gewiss zu wenigstens zu einer Verschiebung der Beseitigung genötigt sehen.


Optimistische Grüße!

biloba
Beiträge: 1951
Registriert: 07 Nov 2005, 10:38
Wohnort: Gera

Re: warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Beitrag von biloba »

nobbi hat geschrieben:
27 Mär 2020, 23:51
Ich sehe die Ausbreitungstendenz der Roteiche durchaus problematisch.
Ich nicht.

Bei der Wachstumsgeschwindigkeit der Roteiche ist der Förster zu jeder Zeit in der Lage, die "Invasion" zu beenden. Eine unerwünschte Ausbreitung wie bei Fallopia oder dem Indischen Springkraut ist bei der Roteiche absolut nicht zu befürchten.
Selbst wenn ein auf einer begrenzten Fläche vorhandener Robinienbestand beseitigt werden muss, könnte man sich Hilfe organisieren, zum Beispiel von Ziegen. Bei Roteichen würde nicht einmal das erforderlich sein.

nobbi hat geschrieben:
27 Mär 2020, 23:51
Dabei geht es nicht um das Verbot der forstlichen Nutzung, sondern um Abstimmung und Berücksichtgung naturschutzrechlicher Belange. Eine kritische Diskussion ist hier durchaus weiterhin angebracht.
Die erfolgt ja hier. Sogar als echte Diskussion auf Augenhöhe.

Auf Grund der Erfahrungen, die Fockea bei der Pflanzung von heimischen Arten machen musste, halte ich es aber für diskussionswürdig, ob man dabei irgendwelche Behörden in die Diskussion einbeziehen sollte. Immerhin wurde dort von der Behörde gesagt: "Keine Pflanzung, keine Diskussion!"


Relaxte Grüße!

Benutzeravatar
LCV
Beiträge: 12204
Registriert: 03 Dez 2007, 14:46
Wohnort: 79379 Müllheim
Kontaktdaten:

Re: warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Beitrag von LCV »

Strafrechtliche Konsequenzen sind das eine, aber grundsätzlich sollte
niemand ohne Erlaubnis irgendetwas im Wald auspflanzen. Wer gern
experimentiert, kann das im eigenen Garten tun.

Man sieht ja an vielen Beispielen, dass selbst von Experten eingeschleppte
Pflanzen/Tiere ungeahnte Auswirkungen haben können. Da nun aber auch
völlig Ahnungslose auf die Idee kommen könnten, alles Mögliche in den
Wald zu pflanzen, so könnte das verheerende Folgen haben. Deshalb sollten
wir das nicht auch noch propagieren oder verharmlosen.

Der frühere Chef eines Arboretums, das in den öffentlichen Wald integriert ist,
erzählte, dass gutmeinende Mitbürger z.B. Bambus mitten in den Wald gepflanzt
hatten und ihm auch noch stolz berichteten, was sie doch Tolles zur Bereicherung
der Flora geleistet hätten. Bambus ist ziemlich invasiv und kann natürlich unter
entsprechender Kontrolle gepflanzt werden, aber eben nicht irgendwo im Wald
und nur von autorisierten Personen.

Zuständig ist der Förster bzw. der Waldeigentümer. Man muss das auch so
sehen, dass im umgekehrten Fall auch niemand will, dass jemand in seinen
Garten kommt und dort irgendetwas pflanzt.

biloba
Beiträge: 1951
Registriert: 07 Nov 2005, 10:38
Wohnort: Gera

Re: warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Beitrag von biloba »

LCV hat geschrieben:
28 Mär 2020, 12:01
Man sieht ja an vielen Beispielen, dass selbst von Experten eingeschleppte
Pflanzen/Tiere ungeahnte Auswirkungen haben können.
Fockea wollte aber eine heimische Pflanze einbringen, die möglicherweise lokal nicht mehr vorkommt.


Grüße!

Benutzeravatar
LCV
Beiträge: 12204
Registriert: 03 Dez 2007, 14:46
Wohnort: 79379 Müllheim
Kontaktdaten:

Re: warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Beitrag von LCV »

biloba hat geschrieben:
28 Mär 2020, 12:09
LCV hat geschrieben:
28 Mär 2020, 12:01
Man sieht ja an vielen Beispielen, dass selbst von Experten eingeschleppte
Pflanzen/Tiere ungeahnte Auswirkungen haben können.
Fockea wollte aber eine heimische Pflanze einbringen, die möglicherweise lokal nicht mehr vorkommt.


Grüße!
Das spielt doch keine Rolle! Es kann nicht jeder einfach
machen, was er will. Das geht nur in Absprache mit dem
Förster bzw. anderen zuständigen Stellen oder dem Eigentümer.

fockea
Beiträge: 545
Registriert: 02 Mai 2010, 00:10

Re: warum sollte man nicht nichteinheimische Gehölze anpflanzen ?

Beitrag von fockea »

LCV hat wohl auch nicht ganz unrecht. Ich habe mal ein Wäldchen gesehen mit lauter Blauregen/Glyzine/ Wisteria. Als nach Jahren die erste Pflanze die Krone eines Baumes erreicht hatte, konnte die Saat weit streuen. Und jetzt hat bald jeder Baum seinen Blauregen der ihn eng umschlungen hält.
Irgentwie auch nicht richtig.
Fockea

Antworten