Meinungen "Ökologischer Fußabdruck"

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Reindl86
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Meinungen "Ökologischer Fußabdruck"

Beitrag von Reindl86 »

Grüß euch,

Heute habe ich Post aus Italien bekommen. 2 wunderschöne 1,5 große Pinien, 2 Libanon-Zedern und weils so schön war, hab ich noch 2 Blutbuchen mitbestellt. Als Geschenk hab ich Melia azedarach mitgeschickt bekommen...

Jetzt wollte ich mal fragen...muss ich ein "schlechtes Gewissen" haben, weil ich mir die Pflanzen aus Italien liefern hab lassen?

Ich habe leider in der Nähe keine Pinien und Libanon-Zedern bekommen...

Woher bezieht ihr denn eure Pflanzen, wenn ihr sie nicht selber zieht?

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LCV
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Beitrag von LCV »

Neue Wortschöpfung :?:

Solange aus reiner Profitgier Schlachtvieh unter schlimmsten Bedingungen durch ganz Europa gekarrt wird, musst Du wegen ein paar Pflanzen sicher kein schlechtes Gewissen haben. Während man diese Tiere auch aus der näheren Umgebung beziehen könnte, sind manche Pflanzen und andere Waren eben nur in Italien oder wo auch immer bestellbar. Es würde die Umwelt erheblich entlasten, wenn nur solche Produkte auf die weite Reise gingen, die vor Ort nicht erhältlich sind. Im Falle der Tiertransporte kommt noch die unglaubliche Tierquälerei hinzu.

Andreas75
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Beitrag von Andreas75 »

Nein, René, musst Du nicht haben.
Ich bin sogar noch viel böser, indem ich mir nun schon wiederholte Male Gehölzsamen aus Nevada/ USA sowie diverse Staudensamen aus zB New York State und Pennsylvania habe kommen lassen...

Deutschland ist gärtnerisch leider das absolute "Dritte Welt"- Land, man KANN quasi gar nicht anders, wenn man nicht den üblichen Land auf Land ab- 0815- Sortimentsmampf haben will, als im Ausland zu bestellen.
In Frankreich, England, BeNeLux, Polen und selbst im Ösiland kriegst Du Sachen, von denen Du in deutschen Sortimenten bestenfalls träumen kannst, und wenn es sie gibt, dann zu Preisen, die Dir die Tränen der Verzweiflung in die Augen treiben...
Nein, das ist schon ganz in Ordnung so- viel viel schlimmer ist LCV's Beispiel oder etwa die Schnittblumenindustrie mit ihren Plantagen zB in Kenia, obwohl Rosen hier genau so gut wachsen und hier auch hingehören, und nicht ins tiefste Afrika...
Oder Nordseekrabben zum Pulen nach Marokko zu schicken, weil es dort plus dem zweifachen Transport (hin und anschließend wieder zurück) immer noch billiger ist, als würde man die vor Ort weiter verarbeiten... Alles ziemlich krank, aber da müssen WIR uns diesen Schuh sicherlich am allerwenigsten anziehen.

Wenngleich es Dich wirklich sehr auszeichnet, dass Du Dir darüber Gedanken machst :)!

PS: Habe das "Ökologischer" in der Überschrift mal richtig gebaut :).

Reindl86
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Beitrag von Reindl86 »

Ja ich wollte zumindest mal nachfragen, weil es mir doch komisch erschien. Aber Pinien und Libanon-Zedern hab ich hier wirklich nirgends bekommen und die Buchen gingen dann gleich mit ;)

Danke, dass ihr mein Gewissen beruhigt :-P

PS: Hatte ich einen Fehler in der Überschrift??

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

Ich kaufe auch das meiste in den Niederlanden und Belgien. Genauso verschicke ich nach Frankreich,USA,England,Belgien...
Schlechtes Gewissen in dieser Beziehung braucht man nicht haben.

Viel besser ist immer in einer Baumschule vor Ort zu kaufen, weil man die Pflanze sieht und unter vielen sich ein gutes Exemplar aussuchen kann. Aber wenn man die Pflanzen nicht vor Ort bekommt, muss man bestellen. Leider ist da die Ware nicht immer optimal, aber wenn man nicht hinfahren will, gibt es keine andere Möglichkeit ( wenn man nicht verzichten möchte ).

VG wolfgang
Wer Bäume pflanzt und weiß,dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird hat angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.

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LCV
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Beitrag von LCV »

Hallo Andreas,

was die "Vielfalt" der Angebote in Deutschland angeht, so können wir indirekt unseren Beitrag leisten. Ich wollte ja unbedingt Toona sinensis haben. Bin leider nicht fündig geworden. Habe dann eine Gärtnerei in Bielefeld angesprochen, wo der Chef noch selbst ans Telefon geht. Das war im Herbst 2013. Der sagte mir, er würde mir das Bäumchen bis ca. März 2014 beschaffen und hat Wort gehalten. Er teilte mir auch mit, dass er Toona sinensis (schon wegen der deutschen Bezeichnung Chinesischer Gemüsebaum) fest ins Sortiment aufnehmen will. So etwas interessiert die Leute und die Blätter sind sehr reich an Vitaminen und anderen Inhaltsstoffen und schmecken sogar hervorragend. Im Frühjahr diesen Jahres bestellte ich einen weiteren Baum für meine Tochter. Im 10l-Container bei 1,70 m Länge EUR 29,90 plus Porto 6,50. Der Baum wurde eingepflanzt und hat sofort ausgetrieben. Ich denke, der Preis ist vollkommen in Ordnung. Mal abgesehen davon, dass man in den Gartenabteilungen der Baumärkte nichts besonderes bekommt und die Bäume dort mangels Pflege oft ziemlich traurig aussehen, sind vergleichbare Größen auch nicht viel billiger.

Ich bin auf die Firma aufmerksam geworden, als ich vor einigen Jahren Akebia quinata suchte. Hier vor Ort hatte man keine Ahnung, was das ist.

Ich will hier keine Schleichwerbung für bestimmte Anbieter machen, aber es gibt durchaus empfehlenswerte Betriebe, die auch Sonderwünsche zu angemessenen Preisen erfüllen.

Übrigens, es ist auch anzuerkennen, dass der Anbieter mit einem Paketdienst hart verhandelt hat. Mit DHL wäre allein der Sperrgutzuschlag auf EUR 22,50 gekommen. Dazu die Paketgebühr von EUR 14,99 (über 10 kg). Also Porto teurer als der Baum! Da sind 6,50 echt fair.

Gruß Frank

Reindl86
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Beitrag von Reindl86 »

Das Paket bei mir war auch 1,60 lang und hab insgesamt für 7 Pflanze 22 € Porto bezahlt. Find ich auch ok!

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LCV
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Beitrag von LCV »

Klar, der von mir genannte Preis war jeweils Inland im Vergleich Paketdienst : DHL.

Andreas75
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Beitrag von Andreas75 »

Ja, Frank, es gibt zum Glück so ein paar Ausbrecher aus der Norm, und "i 'll do my very best", um mit Butler James zu sprechen.

Ja, René, hattest "Ökoligscher" geschrieben gehabt- ich dachte, darauf bezöge sich Franks "Neue Wortschöpfung" ;).

Reindl86
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Beitrag von Reindl86 »

Kiefer hat geschrieben:Ja, Frank, es gibt zum Glück so ein paar Ausbrecher aus der Norm, und "i 'll do my very best", um mit Butler James zu sprechen.

Ja, René, hattest "Ökoligscher" geschrieben gehabt- ich dachte, darauf bezöge sich Franks "Neue Wortschöpfung" ;).
Danke für den Hinweis, das hab ich gar nicht mitbekommen >.<

Hilmar
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Beitrag von Hilmar »

Ich habe schon Probleme, mir Pflanzen aus dem Ausland schicken zu lassen. Die Qualität möge ja den Anforderungen entsprechen und Häckslerware wird auch von deutschen Baumschulen verkauft. Die Winterhärte der in Südeuropa herangezogenen Gehölze kommt jedoch mit den rauhen Tatsachen eines mitteleuropäischen Wintern überhaupt nicht mit. Allein was bereits in niederländischen Baumschulen als absolut winterhart gehandelt wird, entspricht innerhalb Deutschlands nur regional den Tatsachen.
Das kann über einen Zeitraum von mehreren Jahren gut gehen, bei den nächsten strengeren Frostperioden oder längeren nass-kalten Phasen trennt sich dann wieder die "Spreu vom Weizen".
Als Beispiel: Die oftmals mehrere Tausend Euro teuren uralten Olivenbäumen, welche mehrere Jahre lang die Modepflanze im Oberrheingraben war - bis zum Winter 2012/2013.

Von meinen Experimental-Käufen, die Frosthärte im rauhen Kontinentalklima des Oberlausitzer Berglandes betreffend, haben nur ganz wenige Raritäten überlebt. Und das obwohl angeblich winterhart von 6a bis 7a. Gekauft wurde zu Beginn der 90iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nur in deutschen Baumschulen, wobei kein Nachweis vorlag, woher die Pflanzen bezogen wurden.

Letztendlich haben wir dem internationalen Pflanzentransporten noch die Bereicherung der Artenvielfalt Deutschlands in Form des Asiatischen Laubbockkäfer, des Buchsbaumzünslers, der Argentinischen Ameise, der Kischessigfliege, der Walnussfruchtfliege und vielen anderen mehr zu verdanken.

Gruß Hilmar

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LCV
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Beitrag von LCV »

Also zu besagtem Winter 2011/2012 habe ich hier im Markgräflerland nichts bemerkt. Die absolute Tiefsttemperatur bei mir war - 8° C, allerdings zeitgleich Luftlinie 20 km nördlich - 23° C !!!
Deshalb muss man schon den richtigen Standort für kälteempfindliche Pflanzen wählen und nicht Exoten in den Garten pflanzen, wenn es im Winter leicht bis - 25° C gehen kann. An einem früheren Wohnort hatten wir sogar mal - 34° C. Wer dort Olivenbäume pflanzt ist selber schuld. Ich habe einiges im Kübel, das schon leichten Frost übel nehmen würde. Das wandert rechtzeitig in den Keller. Aktuell ist das Problem eher die Hitze. Morgen soll die 40° C - Hürde übersprungen werden. In einigen Regionen steigt auch die Waldbrandgefahr.

Ob nun die Schädlinge unbedingt mit Pflanzenimporten eingeschleppt werden, kann man auch nicht genau wissen. Eine gefährliche Schnakenart (Überträger des Denguefiebers) wurde angeblich mit Autoreifen aus türkischer Produktion ins Land gebracht. Vieles wird aus tropischen und subtropischen Ländern durch den Massentourismus eingeschleppt. Noch schlimmer sind Krankheiten, die hier schon als ausgerottet galten.

Es ist aber sicher nicht von der Hand zu weisen, dass eine in Süditalien gezogene Pflanze in Deutschland Probleme bekommt. Dann besser aus Spanien, wo es extreme Temperaturunterschiede gibt. In meiner Gegend hat man z.B. Araukarien gezüchtet, die von Generation zu Generation widerstandsfähiger werden. Das ist auch ein Weg.

biloba
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Beitrag von biloba »

LCV hat geschrieben:Solange aus reiner Profitgier Schlachtvieh unter schlimmsten Bedingungen durch ganz Europa gekarrt wird, ...
Das siehst Du zu eng. Die Kühe werden offiziell lebendig nach Marokko gekarrt, weil sie dort noch etwas frische Milch geben sollen. Wie viel bzw. wie wenig das nach dem stressigen Transport ist, können wir von hier aus nur spekulieren.

Es geht vor allem um das Rindfleisch. Würden die Tiere in Deutschland geschlachtet, so wäre dieses in Marokko nicht zum Verzehr geeignet. Geeignet für den Verzehr ist das Fleisch nur dann, wenn das Tier den islamischen „Halal“-Vorschriften entsprechend geschlachtet wird.
Insgesamt gibt es 5 Voraussetzungen für eine reguläre Schlachtung im Islam (vgl. Tauzih-ul-Masail Nr. 2593. ff. von Imam Chomeini).
  • Der Schlachter muss ein Muslim (männlich oder weiblich) sein, der gegenüber den Ahl-ul-Bait (a.) keinerlei Feindschaft hegt.
  • Der Hals des Tiers muss mit einem eisernen Schneidewerkzeug geschlachtet werden und nur im Ausnahmefall sind andere Materialien zulässig.
  • Das Tier muss in Richtung der Gebetsrichtung [qibla] gerichtet werden, bevor es geschlachtet wird.
  • Unmittelbar vor der Schlachtung muss vom Schlachter der Name ALLAHs ausgesprochen werden z.B. durch die Basmala.
  • Unmittelbar nach der Schlachtung muss deutlich werden, dass das Tier vorher gelebt hat, z.B. durch die Reflexe und einem üblichen Blutabfluss.
Als zusätzlich dazu empfohlen [mustahab] gilt, dass auch der Schlachter sich in Richtung Gebetsrichtung [qibla] wendet, dem Tier vor der Schlachtung Wasser gereicht wird, und das Tier so zu schlachten, dass es das geringste mögliche Maß an Leid ertragen muss. Und es ist unter anderem verpönt [makruh], ein Tier an einem Ort zu schlachten, wo es andere Tiere sehen oder hören können. Daher wird angestrebt, dass sich der Schlachter für jedes Tier Zeit nimmt, zunächst das Tier beruhigt, streicheln, gut zuredet, zu trinken anbietet und erst wenn das Tier ruhig und entspannt ist, zum Schnitt ansetzt.
Quelle: http://www.eslam.de/begriffe/i/islamisc ... chtung.htm

Halal-Schlachtungen sind in Deutschland verboten (Jedenfalls theoretisch... Wie viel Getier wird auf Märkten praktischerweise lebendig verkauft?)

Da die Halal-Schlachtung hier in Mitteleuropas Schlachthöfen nicht möglich ist, müssen die Tiere eben lebendig da runter gefahren werden. Das geht eben nicht als Gefrierfleischtransport!


Aber macht Euch bitte keine Sorgen, im Gegensatz zur Praxis in deutschen Schlachthöfen werden die Tiere dort wenigstens vor der Schlachtung gestreichelt.


Zärtliche Grüße!

Cryptomeria
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Beitrag von Cryptomeria »

@Hilmar:
Das hat aber nichts mit dem Schicken aus dem Ausland zu tun. Du kannst ja " winterharte " Palmen,Oliven,Eucalyptus,Bambus,Bananen usw. auch hier kaufen. Nur ist eines klar. Diese grenzwertigen Pflanzen können eben in strengen Wintern erfrieren. Deswegen siehst du ja manchmal die aufwendigsten Holz/Metall-konstruktionen, um diese zu schützen. Man darf den Verkaufsstrategen natürlich nicht alles glauben.

VG wolfgang
Wer Bäume pflanzt und weiß,dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird hat angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.

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Beitrag von LCV »

@ biloba: Das werte ich mal als satirische Einlage.

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